Test: Anna
Redaktion Macnotes, den 3. Oktober 2012Mit „Anna“ hat das italienische Entwicklerteam Dreampainters ein Horror-Adventure geschaffen, das uns während des Tests ein ums andere Mal einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ob das an dem Horrorgefühl oder doch einfach nur an den Schwächen des Spiels lag, werdet ihr in unserem Test erfahren.
Wer ist Anna und wer bin ich?
„Ich hoffte, ich hätte dich für immer und ewig vergessen. Anna …meine große Liebe.“ Mit diesen Worten und den atmosphärischen Klängen der Gothic-Band Chantry beginnt dein Abenteuer.
Wer oder wo du selbst bist, wird schon am Anfang nicht erklärt. Du weißt schließlich nur das, was du siehst. Und das wäre in diesem Fall eine alte heruntergekommene Sägemühle am Rande eines Alpentals an einem unbekannten Ort in Italien. Die Sonne blendet und es rauscht ein kleiner Bach an deiner Seite. Alles ist schön idyllisch.
Viel über die Zusammenhänge dieses Traumes und die Geschichte des Spielers erfahren wir nicht. Dieser scheint zufälligerweise an Gedächtnisschwund zu leiden und weiß nur noch, dass wir in die Sägemühle müssen, um seine Anna zu finden.
Der Spieler wird mit WASD im gemächlichen Schritttempo durch die 3D-Spielwelt gesteuert. Dies geht gerade wegen des langsamen Tempos ziemlich gut. Eine Schwierigkeit besteht hingegen beim Ausfindigmachen von allen manipulierbaren Gegenständen in der Umgebung, damit man in die Mühle oder allgemein in dem Level weiterkommt. Da ist es kein Wunder, wenn man sehr lange braucht, um allein in die Mühle hineinzugelangen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass Objekte, die man im Inventar ausgewählt hat, millimetergenau auf den Gegenstand gehalten werden müssen. Dafür benötigt man schon bei einigen Aufgaben eine Menge Zeit und eine Menge Nerven. Macht man etwas „falsch“, bekommt man gar keine Reaktion oder man darf sich Kommentare anhören, wie „Ich muss ein kompletter Idiot sein“.
Warmer Schauer mit feinem Hauch von Frust
Doch nicht nur die Handhabung könnte für Grauen sorgen. Gleiches gilt für das Gameplay. Denn hier läuft einem ein wohliger Schauer über den Rücken. Dafür sorgen gut inszenierte Lichtwechsel oder sich plötzlich verändernde Zustände. Heißt: Blut spritzt aus der Wand oder Hände kommen plötzlich aus dem Boden. Verbunden mit guten Soundeffekten kommt so eine schöne Gruselstimmung zustande.
Neben der gelungenen Stimmung überzeugt die Präsentation der spannenden Story. Hier muss man vorwiegend zwischen den Zeilen lesen können, um Wandmalereien richtig deuten zu können. Und wer das nicht kann, der muss wie ich viele Stunden mit Frust an den Rätseln Herumprobieren. Denn die Rätsel sind alles andere als offensichtlich und logisch aufgebaut. So muss etwa ein englischsprachiger Satz, der sich auf einer Wand befindet, richtig interpretiert und für die Lösung eines Rätsels eingesetzt werden.
Dennoch fesselt einen die einfache Story von Anna so, dass man immer weiterspielen möchte, um die Geheimnisse des nächsten Raumes herauszufinden. Dazu muss man manchmal Räume oder Stockwerke zurückgehen.
Es geht noch mehr!
Das Angstgefühl schwindet jedoch schnell wieder dahin. Hierfür sorgen schlechte Animationen und manchmal schwammige Texturen. Hinzu kommt natürlich das Gefühl, dass doch ohnehin alles nur ein Spiel ist.
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass wir alle viel zu grafikverwöhnt sind und ein so kleines Studio nicht einfach mit Grafikbomben wie Battlefield oder Skyrim konkurrieren kann.
Fazit
Technisch macht Anna einen ordentlichen Eindruck. Anfangs stören einige Pop-ups. Im weiteren Verlauf überzeugt das Horror-Adventure mit einer verhältnismäßig stimmungsvollen Optik. Außerdem tragen die Soundeffekte sowie der geniale Soundtrack einen Großteil zur dichten Atmosphäre bei. Hier ist Gänsehaut garantiert!
Ebenfalls Gänsehaut garantiert – allerdings im negativen Sinn – die fummelige Steuerung. Aufgrund der fehlenden Hotspot-Anzeige befindet man sich hin und wieder in spielerischen Sackgassen, weil ein Objekt übersehen wurde. Immerhin schränkt die Anzahl an Schauplätzen das Suchgebiet ein.
Anna besticht mit dichter Grusel-Atmosphäre, einer spannenden Story und überwiegend motivierenden Kombinationsrätseln. Bei letzteren bleiben aufgrund des fehlenden Feedbacks und einigen Logiklöchern Frusterlebnisse dennoch nicht aus.