Warum Samsung an Konfektionsgrößen von Journalisten interessiert ist
Iro Käse, den 4. September 2012Eine interessante Story kursiert zurzeit jenseits der Messehallen der IFA. Sie hatte sich bereits im Vorfeld ereignet. Zwei Blogger aus Indien erhielten von Samsung die Einladung als eine der ersten über die neuesten Produkte der Südkoreaner von der IFA zu berichten.
Direkt vor Ort staunten die Blogger nicht schlecht, dass sie als Werbefiguren des Unternehmens fungieren sollten und ausschließlich über Samsung und das Event berichten durften. Eine Weigerung der unabhängig tätigen Autoren wurde mit der Stornierung des Rückflugtickets quittiert.
Doch was war genau geschehen, warum konnte Nokia daraus Profit schlagen, und was hat das alles mit den Konfektionsgrößen der Blogger zu tun?
Es gibt die Aussage des Bloggers und natürlich eine wohlformulierte Äußerung Samsungs, die nur allzu gerne auf Verwechselungen, Kommunikationsprobleme und missverstandene Fakten abzielt. Ausgangspunkt der Geschichte ist eine Einladung. Als global agierendes Unternehmen sollte Samsung daher auch über die Reichweite falsch verstandener und falsch kommunizierter Öffentlichkeitsarbeit Bescheid wissen.
In der Einladung wurde um zügige Antwort gebeten, ob man für die Messe zusagt. Außerdem erbat man sich Auskunft über den Wunsch als Reporter oder als Förderer auftreten zu wollen. Abschließend wollte Samsung auch noch die Konfektionsgrößen wissen. Selbstverständlich hätte den Bloggern nun klar sein können, dass es um etwas mehr geht als eine neutrale Berichterstattung über die IFA, Hersteller und mögliche Neuerscheinungen.
Der zeitliche Druck und die persönliche Vorfreude gleichermaßen als eine der Ersten von Samsungs Neuerscheinungen berichten zu können, ließ neben den beiden Bloggern auch weitere internationale Pressetätige in die Flugzeuge Richtung Berlin steigen. In Gedanken schlenderten wohl schon einige über die Flure und durch die noch ruhigen Hallen der Internationalen Funkausstellung. Auf der Einladung hatten die beiden Blogger aus Indien auch explizit das Kästchen der Reportertätigkeit angekreuzt.
Bei der Apple-Konkurrenz angekommen verpuffte diese Vorstellung so schnell wie eine Seifenblase in der Luft. Die geladenen Presseleute sollten sich in von Samsung bereitgelegte Shirts kleiden und im Rahmen der pompösen Vorstellung anderen Interessierten, geladenen Promis und Gästen von den Neuheiten wie dem Samsung Galaxy Note 2 und dem ersten Samsung-Smartphone mit Windows 8 berichten.
Von einer neutralen Berichterstattung oder der Möglichkeit sich frei auf dem Messegelände zu bewegen war spätestens ab diesem Zeitpunkt keine Rede mehr. Zur Erinnerung: Egal ob im Internet, TV oder Radio, überall wurde von der spektakulären Opening Preview Party berichtet.
Für die unfreiwilligen Mitspieler dieser Inszenierung, die sich über diesen Umgang nicht wirklich freuten und die Mitarbeit verweigerten, sollte es direkte Konsequenzen geben. Es wurde Ihnen die Stornierung der Heimtickets zu dem vereinbarten Zeitpunkt angedroht, stattdessen die unverzügliche Heimreise angeboten.
Diese Gängelung ließen sich einige der Blogger nicht gefallen und verweigerten dieses unmoralische Angebot. Ein Retter in der Not, der selbst um mediale Wiedergutmachung bemüht scheint, war schnell gefunden. Großherzig übernahm das finnische Mobilfunkunternehmen Nokia die Kosten für die Rückflugtickets zum Ende der Presseveranstaltungen rund um die IFA.
Schließlich ist diese skurrile Geschichte eine Momentaufnahme aus der Welt hinter den öffentlichen Auftritten von Konzernen und Unternehmen wie in diesem Fall Samsung.
Samsung ist inzwischen um Wiedergutmachung bemüht. Es hätte auf beiden Seiten Verständigungs- und Verständnisprobleme gegeben, räumt das Unternehmen ein. Das lässt sich sicher bestätigen, dennoch ist der Imageschaden von Samsung um einen Baustein größer geworden, während Nokia Schadenbegrenzung betrieb. Nicht zuletzt war Nokia wegen Stellenabbau und schlechter Absatzzahlen in die Medien geraten.