Schufa will Kreditwürdigkeit von Facebook- und Twitter-Usern prüfen

Alexander Trust, den 7. Juni 2012
Schufa Eingangsbereich Wiesbaden-Schierstein
Schufa Eingangsbereich Wiesbaden-Schierstein

Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) plant offensichtlich die Daten von Facebook- und Twitternutzern auf ihre Kreditwürdigkeit hin zu überprüfen. Dies soll „im legalen Rahmen“ stattfinden, wie das Unternehmen selbst mitteilt.

Forschungsprojekt „SCHUFALab@HPI“

Im Rahmen eines Forschungsprojekts namens „SCHUFALab@HPI“ will die Schufa gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam (HPI) an einer Möglichkeit arbeiten, Daten aus Sozialen Netzwerken und anderen Quellen für ihre Zwecke auszuwerten.

Bei der Schufa sollen Schätzungen zufolge Daten von 66 Millionen Bundesbürgern gespeichert sein. 20 Millionen Deutsche sollen unter anderem bei Facebook angemeldet sein. Die Daten, die der Schufa vorliegen, stammen meist von Banken, Versicherungen und Händlern. Wer einen (neuen) Handyvertrag oder einen Mietvertrag abschließen möchte, kann davon ausgehen, dass die vergebenden Instanzen (Händler, Vermieter,…) Auskünfte bei der Schufa in puncto Kreditwürdigkeit des (potenziellen) Kunden einholen.

Nicht nur Kreditwürdigkeit, auch Meinungsbild und Adress-Check

Laut dem NDR soll die Schufa planen, Kontakte von Facebook-Mitgliedern zu untersuchen, um sich nicht nur ein Bild von der Kreditwürdigkeit des Users machen zu können, sondern auch um „ein aktuelles Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln“. Mögliche Adressänderungen könnten so ebenfalls ermittelt werden. Die Schufa selbst bestreitet das Projekt nicht:

„Natürlich stellt sich die Schufa selbst die Frage, welche Konsequenzen die technologischen Entwicklungen des Internets für die eigene wirtschaftliche Existenz haben. Die Schufa ist sich aber auch bewusst, dass diese Frage die gesamte Gesellschaft betrifft.“
Schufa-Sprecher

Datenschützer laufen Sturm

Der schleswig-holsteinische Landesdatenschutzbeauftragte Thilo Weichert glaubt nicht, dass sich die Schufa mit ihrem Vorgehen noch im rechtlichen Rahmen bewegt. Falls die Wirtschaftsauskunftei die so gewonnenen Daten tatsächlich nutzt (bzw. nutzen darf), sei eine neue Dimension des Datenschutzes bzw. der Verwendung von Daten erreicht, so der Datenschutzbeauftragte.

„Sollte die Schufa die gewonnenen Daten tatsächlich einsetzen, wäre das eine völlig neue Dimension.“
Thilo Weichert

Info-Veranstaltung für September geplant

Im kommenden September plant die Schufa auf einer Veranstaltung weitere Informationen zu ihrem Vorhaben preiszugeben. „SchufaLab@HPI“ soll am 1. April dieses Jahres gestartet sein.


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