Pakistan blockierte Twitter wegen Mohammed-Karikatur-Wettbewerb auf Facebook

Alexander Trust, den 20. Mai 2012
Islamabad, Jinnah Avenue, Geschäftsviertel, Foto: Adilkhan1
Islamabad, Jinnah Avenue, Geschäftsviertel, Foto: Adilkhan1

Pakistan hat ganz offiziell Twitter blockiert, weil im Web ein Wettbewerb stattfindet, der Abbilder des Propheten Mohammed zeigt, und dieser auf Twitter beworben wurde. Während Verantwortliche aus Pakistan mit Facebook eine Übereinkunft treffen konnten, dass dort die entsprechenden Bilder nicht angezeigt werden, heißt es, konnte man sich mit den Betreibern von Twitter nicht einigen und musste selbst einschreiten.

Zur Stunde soll das Social Network indes wieder funktionieren, weil der Premierminister Pakistans, Yousaf Raza Gilani, eine entsprechende Verfügung unterzeichnete.

Am heutigen Sonntag hat die Behörde für Telekommunikation in Pakistan, eigentlich „Pakistan Telecommunications Authority“ (PTA), den Kurznachrichten-Dienst Twitter blockiert, weil die Betreiber sich Medienberichten zufolge weigerten „Islam-feindliche“ Tweets zu entfernen.

Facebook Karikatur-Wettbewerb

Die Tweets, die den Stein erst ins Rollen brachten, sollen Werbung gemacht haben, für einen Wettbewerb auf Facebook, bei dem Teilnehmer Zeichnungen des islamischen Propheten Mohammed einsenden sollten. Das jedenfalls erklärte Dr. Mohammed Yaseen, der Vorstand der PTA.

So wie es im Mittelalter in vielen Religionen ein Tabu war, sich „ein Bild von Gott zu machen“, so ist es im Islam heute noch verpönt, selbiges vom Propheten Mohammed zu tun. Viele Muslime würden dies durchaus als Blasphemie, also Gotteslästerung empfinden. Das gilt auch dann, wenn die Bilder den Propheten positiv darstellen.

Verhandlungen mit Twitter gescheitert

Während man sich laut Yaseen mit Facebook-Verantwortlichen einigen konnte, haben Verhandlungen mit Twitter nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis geführt. Noch bis gestern in die Nacht hinein, soll man versucht haben, die Twitter-Betreiber dazu zu bringen, die entsprechenden Tweets zu entfernen. Als klar war, dass dies nicht geschehen würde, musste man selbst einschreiten, erläutert Yaseen:

„We have been negotiating with them until last night, but they did not agree to remove the stuff, so we had to block it“.
Dr. Mohammed Yaseen

Offizielle des pakistanischen Ministeriums würden noch immer versuchen, Twitter-Verantwortliche umzustimmen. Sobald diese einwilligen würden, würde man auch den Zugang zu Twitter wieder erlauben.

„The ministry officials are still trying to make them (Twitter) agree, and once they remove that stuff, the site will be unblocked“.
Dr. Mohammed Yaseen

Willkürhandlung?

Während es von offizieller Seite aus heißt, dass man die Anweisung, Twitter zu sperren, an die lokalen Internet-Service-Provider weitergegeben habe, wird auch berichtet, dass die Behörde ohne Rücksicht auf die Internet-Anbieter selbst aktiv geworden sei. Ein Sprecher des Verbandes der Internet-Anbieter in Pakistan, Wahajuz Siraj, soll gesagt haben, dass die PTA den Zugang zu Twitter direkt blockiert haben soll.

Sperren nur eingeschränkt

Während ein Internet-Anbieter, der nicht genannt werden will, verärgerten Kunden das Tool Vtunnel oder die Verwendung von Proxies vorgeschlagen hat. Doch der „Bann“ soll derzeit sowieso nicht vollumfänglich eingerichtet worden sein. Mit Mobiltelefonen und über „sichere Browser“ wie Opera Mini sei der Zugang immer noch möglich.

Betroffen sind derzeit offenbar die Städte Karachi mit den Providern Mobilink, PTCL Broadband und Wi-Tribe, Islamabad (PTCL Broadband), Lahore (PTCL Broadband), Multan (PTCL Broadband), Sheikhupura (PTCL Broadband) und Gujranwala (Wateen). Mittlerweile sollen die Sperren, die am frühen Sonntagmorgen eingerichtet worden waren, allerdings durch den Premierminister Yousaf Raza Gilani wieder aufgehoben worden sein.

Kontrovers

Während die Medienberichterstattung größtenteils dieses Szenario schildert, heißt es, dass es auch eine „andere Version“ gibt. Demzufolge solle das PTA lediglich einen neuen Bild-Filter ausprobiert haben. Dann aber stellt sich die Frage, warum ein Erlass des Premierministers notwendig war, um die Twitter-Blockade aufzuheben.

2010 schon Facebook geblockt

Medienberichten zufolge soll das oberste Gerichte in Pakistan im Jahr 2010 schon einmal eine Blockierung des Social Networks Facebook aus einem ähnlichen Beweggrund heraus angeordnet haben. Auch damals soll auf Facebook ein ähnlicher Wettbewerb stattgefunden haben. 2 Wochen lang dauerte die Facebook-Sperre damals, bis Facebook sich entschied, die speziellen Inhalte nicht mehr an IP-Adressen aus Pakistan auszuliefern.

PTA

Die Behörde für Telekommunikation, die „Pakistan Telecommunications Authority“, soll im Jahr 1994 gegründet worden sein mit dem Zweck die Telekommunikationsinfrastruktur einzurichten, zu betreiben, und zu warten. Der Hauptsitz der PTA liegt in Pakistans Hauptstadt Islamabad.


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