Test: Diablo 3

Redaktion Macnotes, den 15. Mai 2012

Wie die Zeit vergeht: Vor 12 Jahren kam mit Diablo II der letzte Teil der Reihe in die Läden. Doch spulen wir die Zeit doch noch weiter zurück. Als mein Vater mir 1998 erstmals Diablo zeigte, war ich einfach nur begeistert. Auch wenn ich es nie selbst gespielt habe, so hat allein das ständige Zusehen meine Kindheit entscheidend geprägt und mich zu dem Rollenspiel-Fan gemacht, der ich heute bin. Wie gefällt mir nun Diablo III? Das erfahrt Ihr im Test.

Aber zuvor schwelge ich noch in Erinnerungen. Diablo II ging dann mehr oder minder an mir vorbei, sodass ich nach über 14 Jahren Abstinenz endlich wieder mein Unwesen im „Diablo-Universum“ treiben darf. Das kostenlose Online-Spielen, damals eine Revolution, ist auch weiterhin gegeben und somit freue ich mich auf das neue Action-RPG von Blizzard Entertainment.

Charaktererstellung

Man kann aus fünf verschiedenen Klassen wählen: Barbar, Hexendoktor, Zauberer, Mönch sowie Dämonenjäger. Diese unterscheiden sich natürlich stark in ihrer Spielweise und ihren Waffen. Daher sollte man sich mit den Freunden absprechen, wenn man online spielen möchte, um eine möglichst effektive Gruppe zu gestalten. Doch, dazu später mehr.

Der Barbar ist, genau wie der aus Diablo II, der Nahkämpfer, der mit gewaltiger Kraft seine Gegner vernichtet.

Der Hexendoktor kann Geschöpfe herbeirufen, Magie anwenden sowie seine Gegner verhexen und verfluchen.

Neben dem Hexendoktor ist auch der Dämonenjäger komplett neu in der Diablo-Reihe. Er ist der klassische Waldläufer respektive Jäger, der mithilfe von Fallen und Fernkampfwaffen, vor allem Bogen und Armbrust, seine Gegner zum Verzweifeln bringt. Er hat aber auch Elemente eines Assassinen, mit denen er sich beispielsweise im Schatten verbergen kann.

Der Mönch hingegen kann neben der Heilung und Stärkung seiner Gefährten bzw. sich selbst auch als Nahkämpfer agieren, wo er ebenfalls sehr effektiv sein kann.

Zu guter Letzt kommt noch der Zauberer, der die Kraft der Elemente besitzt. Ob Feuer, Wind, Eis oder Blitz, er ist der stärkste Fernangreifer, wenn es um größere Gruppen geht. Vor allem dieser Flächenschaden, aber auch seine Schutzzauber, machen ihn zu einem guten Charakter zum Starten.

Anders als in seinen Vorgängern kann man bei jeder Klasse zwischen einem männlichen und einem weiblichen Charakter wählen, wobei man diese nicht individuell anpassen kann. Da bleibt Blizzard dem „Oldschool-Style“ treu und lässt einen mit dieser eigentlich negativen Eigenschaft in Erinnerungen der Vorgänger schwelgen. Trotzdem hätte man es etwas individueller gestalten können, doch dies soll im weiteren Spielverlauf nicht von Bedeutung sein, da man in der Vogelperspektive von den Charakterzügen nicht viel sieht. Das eigentliche Spiel kann beginnen!

Echte Videos?

Ein wenig verblüfft bin ich nach dem Spielstart schon, als ich mit einer Videosequenz begrüßt werde, die mit echten Personen gedreht ist. Aber Moment Mal! Das ist gar nicht echt, sondern eine Grafik. Und was für eine. Ich gebe offen zu, dass ich noch niemals eine so schöne Grafik gesehen habe. Diese sogenannten „Renderszenen“ sind unglaublich detailliert und bringen echte Gänsehaut.

Auch im weiteren Spielverlauf tauchen diese Sequenzen auf, die in ihrer Qualität nicht abbauen. Nach dieser tollen Einführung in die Geschichte müssen wir uns in eine Stadt kämpfen und von dort aus Deckard Cain finden, der nach dem Aufschlag eines Sternes in eine Synagoge verschwunden war. Deckard Cain, dieser Name sollte jedem Diablo-Fan ein Begriff sein, schließlich ist er eine der wenigen Personen, die in jedem Teil vorkamen und immer wieder hilfreiche Tipps gegeben haben. Daher ist es mir persönlich auch wichtig, meinen alten Kameraden wiederzufinden. Seine Adoptivtochter Leah hilft uns ebenfalls in den unterschiedlichsten Situationen.

Das ist aber einfach …

Die Einführung in das Spiel gestaltet sich als echtes Hack and Slash, da man ohne Taktik einfach „drauf loskloppen“ kann. Erst gegen Ende des ersten Aktes wird es fordernder und zum Teil auch ziemlich knifflig. Dennoch hat sich Blizzard hier etwas Ausgefallenes einfallen lassen: Man spielt zuerst auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“, hat man diesen durchgespielt, kann man auf „Alptraum“ weiter spielen, was über den Schwierigkeitsgrad „Hölle“ bis zu „Inferno“ weiterreicht.

Der anfängliche Schwierigkeitsgrad ist also nur der Beginn und mit dem Abschluss ebendieses geht das Spiel auch erst richtig los, zumindest was die Härte und Taktik angeht. Trotzdem fühlt man sich auf Normal öfters unterfordert, sodass ein Beginn auf einem höheren Schwierigkeitsgrad zumindest zur Auswahl hätte stehen können.

Das Prinzip, auf dem dies aufgebaut ist, ist völlig klar: Man sammelt Erfahrung, Level und Equipment, wodurch man auf den höheren Schwierigkeitsgraden besser bestehen kann. Könnte man zum Beispiel auf Hölle oder Inferno starten, so hätte man nicht den Hauch einer Chance, da man auf Stufe 1 wieder beginnen müsste. Spielt man also mit seinem Dämonenjäger das Spiel auf Normal einmal durch, kann man mit einem neuen Charakter nicht auf Alptraum anfangen. Man muss sich also früh auf eine Klasse spezialisieren und wenn einem diese nicht gefällt auch rechtzeitig wechseln, also neu anfangen. Denn die Motivation mit jedem Charakter bis zum Schluss der vier Schwierigkeitsgrade durchzuspielen, hält sich bei den Meisten sicher in Grenzen, zumal vor allem der normale Schwierigkeitsgrad beim zweiten oder dritten Durchspielen nicht fordernd genug ist.

Vier Akte – Vier Endgegner

Das Spiel ist in vier verschiedene Akte unterteilt, welche jeweils mit einem starken Endgegner enden. Dass der letzte Endgegner Diablo selbst sein wird, sollte jedem klar sein. Trotzdem wollen wir euch nicht weiter spoilern und belassen es dabei. Wie bereits erwähnt gibt es die vier verschiedenen Schwierigkeitsgrade, wodurch man viermal das Spiel durchspielen muss. Nicht, dass man denkt, man kommt in eine andere Welt, wenn man es einmal durchgespielt hat: Man spielt immer die gleiche Geschichte, nur mit mehr, genauer gesagt schwereren Gegnern. Die Endkämpfe sind in jedem einzelnen Akt gut inszeniert und bringen den Spieler auch auf den leichteren Schwierigkeitsgraden ins Schwitzen, vorwiegend der Endgegner in Akt 2 hat seine Spuren bei mir hinterlassen.

Die Jagd nach dem besten Equipment

Anders als im Vorgänger Diablo 2, wo man noch bis Level 99 ansteigen konnte, geht es in Diablo 3 nur noch bis Level 60. Doch auch hier kommt es, so wie es schon immer in Diablo war, auf die richtigen Waffen und Rüstungen an. Die Jagd nach immer besserem Equipment hält die Motivation der Spieler hoch, auch wenn sie schon den höchsten Level erreicht haben. Blizzard versteht es wie kaum eine andere Firma dies schmackhaft zu machen: Man rennt von Monsterhorde zu Monsterhorde, besiegt Gegner um Gegner und hat kaum Zeit zum Durchatmen: Das ist Diablo wie es leibt und lebt. Auch wenn hin und wieder die Finger schmerzen oder der Kopf wehtut, das muss man einfach in Kauf nehmen. Hack and Slash der ganz großen Sorte.

Gameplay

Direkt zu Beginn des Spiels kommt direkt wieder ein Gänsehaut-Moment, den wohl jeder Diablo-Fan kennt. Man drückt auf eine Truhe und das Gold bzw. der Gegenstand fliegt aus dieser heraus auf den Boden. Als Außenstehender ist dies vielleicht schwer zu verstehen, doch dieses „Oldschool-Feeling“ ist einfach unbeschreiblich. Es ist schön zu sehen, dass an alten Kleinigkeiten festgehalten wird.

Ebenfalls muss man das Gold nicht mehr durch mühsames Geklicke aufnehmen, sondern kann einfach darüber laufen, was einiges an Zeit und Nerven sparen kann. Anders als bei seinen Vorgängern gibt es neben den Heiltränken auch sogenannte „Heil-Orbs“, welche manchmal von Gegnern fallen gelassen werden und einen automatisch heilen.

Das generelle Gameplay orientiert sich aber stark an den Vorgängern, doch es gibt auch positive Veränderungen. Man bekommt mit Erreichen neuer Stufen auch immer neue Techniken, mit denen man seinen Charakter ausrüsten kann. Die generellen Fertigkeiten unterschieden sich zwischen Angriffsfertigkeiten auch in Zaubern wie Heilung, Schreien oder unter anderem Fallen. So muss man bei unterschiedlichen Gegnerarten auch unterschiedliche Techniken anwenden, um zum Erfolg zu kommen. Vor allem bei Endkämpfen muss man sich gut überlegen, wie man vorgeht, da man ansonsten kläglich scheitern kann.

Es gibt Talent sowie Runenwahlen, mit denen ihr die Spezialisierung eures Charakters festlegt. Doch anders als in den Vorgängern kann man diese stetig wechseln. Auch wenn sich dies mitten im Kampf nicht lohnt, so kann man sich von Gegnerart zu Gegnerart oder Bossgegner so umstellen, dass es noch effektiver ist, als zuvor. Man kann sich nicht verskillen, da man alles wieder umkehren kann und sich somit eine unendliche Vielfalt bildet. Experimentieren, bis man das Richtige für sich gefunden hat, so lautet die Devise. Und dies gefällt uns richtig gut, auch wenn es dadurch an manchen Stellen zu leicht werden kann.

Multiplayer

Der größte Nachteil des Spiels ist wohl, dass man auch zum „Offline-Spielen“ online gehen muss. Hat man also mal Probleme mit seiner bzw. überhaupt keine Internetverbindung oder die Server sind gerade down, kann man überhaupt nicht spielen, was sehr schade ist.

Außerdem muss man einen gültigen Battle.net Account haben, der aber selbstverständlich kostenlos ist. Hier sind wir dann bei einem der positivsten Aspekte: Diablo III hat keine monatlichen Gebühren, man muss also nur einmalig das Spiel kaufen und kann es immer spielen, wenn man gerade Lust und eine Internetverbindung hat.

Das Spiel mit Freunden macht zudem sehr viel Spaß, vor allem wenn man gleichzeitig anfängt und alles zusammen spielt. Aber auch wenn dein Freund 5 Level und 3 Quests weiter ist, kann er in deine Spielsitzung eintreten und dir helfen, bis ihr wieder gleich weit seid. An diesem Spielprinzip ist nichts auszusetzen und uns gefällt das richtig gut. Die Anzahl der Mitspieler ist aber auf vier Leute beschränkt, sodass man nur im kleineren Kreis spielen kann, was hingegen auch sehr übersichtlich gestaltet ist. Zudem gibt es die Möglichkeit in beliebige Spielsitzungen einzutreten, wenn man den nötigen Level besitzt bzw. weit genug in der Story ist. Alles in allem ist dies ausgezeichnet gelungen, auch wenn es einige Server-Probleme, vor allem um den Release-Tag herum, gab. Mittlerweile kann man aber gut und flüssig spielen, was natürlich die Hauptsache ist.

Grafik, Sound & Atmosphäre

Natürlich kann die Grafik nicht mit der in den Videosequenzen mithalten, doch trotzdem war etwas mehr drin. Die Texturen sehen von Nahem etwas unscharf aus, ein paar Abschnitte ähneln sich sehr und insgesamt betrachtet kann sie mit Spielen wie Skyrim um Längen nicht mithalten. Doch das muss sie auch nicht! Diablo stand noch nie für eine High-End-Grafik und das kann von mir aus auch so bleiben, selbst die verpixelte Grafik von Diablo I hätte mich zufriedengestellt, denn so ist Diablo eben.

Die Monster sehen aber wunderschön aus und die Vielfalt von ebendiesen macht es noch eindrucksvoller, da sie wirklich mit Liebe designt worden sind.

Ebenfalls der Sound kommt sehr gut rüber, wo primär die Dialoge herrlich übersetzt und gut inszeniert wurden. Lediglich die Gesichter in den Dialogen bewegen sich nicht, was uns aber nicht weiter stört. Die Story ist gut erzählt und kreiert insbesondere im mittleren Teil eine schöne, gruselige Atmosphäre. Aber auch insgesamt betrachtet bleibt die gewohnte Diablo-Atmosphäre, wie ich sie vor 14 Jahren kennenlernen durfte: Gute Arbeit.

Fazit

Diablo III hat alle meine Erwartungen erfüllt: Es bleibt seinem alten Stil treu und bringt neue und aufregende Elemente dazu. Doch eine „Revolution“, wie die ersten beiden Teile es waren, ist es nicht geworden. Dazu fehlt einfach etwas komplett Neues, etwas Gewagtes.

Blizzard entschied sich für die sichere Variante, die gewohnt gut geworden ist. Auch wenn keine Revolution stattfand, so ist Diablo III das beste Hack and Slash auf dem Markt, was sich auch an den Verkaufszahlen der ersten Woche widerspiegelt.

Die Levelbegrenzung von 60 ist sinnvoll gesetzt und lässt sich mit der Jagd nach immer besser werdendem Equipment ausgleichen. Blizzard versteht es wie kein anderer den Sammelwahn aufrechtzuerhalten. Mit sogenannten „Erfolgen“, gleichzusetzen mit Trophäen auf der PS3 bzw. Achievements auf der Xbox, wird der Spieler durch Belohnungen auch dazu motiviert, jeden einzelnen Fleck auf der Karte zu erkunden, um wirklich alles zu sehen. Dies wirkt sich auch äußerst positiv auf die Spieldauer aus. Mit den vier Akten und damit verbunden vier Endgegnern wird das Spiel sinnvoll gegliedert, zumal es mit Champions, Helden und anderen stärkeren Gegnern auch in den Akten selbst genug Herausforderung gibt.

Lediglich die Schwierigkeitsstufe, welche auf Normal anfängt und erst nach einmaligem Durchspielen auf den nächst höheren Schwierigkeitsgrad hinaufgesetzt wird, könnte zu Frust bei einigen Spielern führen, da man auch mit jedem neuen Charakter wieder auf Normal anfangen muss.

Gleichwohl überzeugt das Spiel mit seinem Umfang, auch wenn das erste Durchspielen nur ca. 30 Stunden benötigt, so kann man eine Solo-Spielzeit von locker 200 Stunden einplanen, wenn man genug Motivation besitzt. Verstärkt wird diese dann noch vom Multiplayer, der mit maximal vier Leuten zwar etwas begrenzt ist, doch durch die vielen taktischen Möglichkeiten sowie dem Zusammenspiel mit seinen Freunden noch viel mehr Spaß macht. Dass man aber auch, um allein zu spielen, online sein muss, ist einer der wenigen Kritikpunkte an dem Spiel. Ansonsten bin ich hellauf begeistert von Diablo III, da es mich und auch meine Freunde noch lange in seinen Bann ziehen wird. Denn nach einem Durchgang ist noch lange nicht Schluss, Blizzard schafft es wie kaum ein Zweiter den Spieler zu mehreren Spieldurchgängen zu motivieren. Wir sehen uns also in der Hölle wieder!


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