Adobe Photoshop CS6 beta im Kurztest

ar, den 28. März 2012
Adobe Photoshop CS6 - Icon
Adobe Photoshop CS6 – Icon

Seit wenigen Tagen steht für Interessierte die Beta-Version von Photoshop CS6 in den Adobelabs zum Download bereit, wie wir in unseren News bereits vermeldet haben. Wir haben uns die neue Version des Adobe-Flagschiffs einmal angesehen und zeigen Ihnen hier, was es an Neuerungen gibt.

Eine Frage des Geldes: Update oder Warten?

Bei Profis ist Photoshop DAS Werkzeug, wenn es um umfangreichere Fotobearbeitungen geht. Hobby-Künstler greifen gerne auf die preiswerte Elements-Version zurück – wer ernsthaft mit Fotos arbeitet, kommt um Photoshop in der Vollversion kaum herum. Etwa alle zwei Jahre bringt Hersteller Adobe eine neue Version des Werkzeuges heraus und jedes Mal finden sich viele kleinere und einige größere Neuerungen in den Updates, die den Besitzer der Vorversion vor die Frage stellen updaten oder doch warten? Bisher war es gängige Praxis, jeweils eine Generation der Software zu überspringen und so die Kosten niedrig zu halten, doch sieht es so aus, als würde der Hersteller solcherlei, durchaus sinnvolles Ansinnen, in Kürze verhindern. So hatte Adobe geplant, Updates nur noch für die jeweils direkt vorher gegangene Software-Generation anzubieten. Updates von früheren Versionen sollte es nicht mehr geben. Jetzt hat Adobe zumindest kurzzeitig für Photoshop CS6 noch einmal eingelenkt und bietet auch Besitzern älterer Versionen die Update-Möglichkeit. Doch auch so ist es immer schwer zu entscheiden: Lohnen sich die gebotenen Änderungen und der Update-Preis, weil sie den Workflow soweit unterstützen, dass sie mich wirklich vorwärts bringen oder nicht. Letztendlich muss das jeder selber entscheiden, wozu Adobe mit dem Beta-Programm eine gute Hilfe anbietet. Im Folgenden wollen wir einige Änderungen auflisten, die man als Beta-Tester einmal ausführlich unter die Lupe nehmen sollte.

Oberflächliches

Photoshop CS6 startet standardmäßig in eine farblich neu gestaltete Oberfläche. Der Trend zu dunkleren Hintergründen in der Gestaltung von Foto- und Design-Programmen wurde auch hier aufgegriffen und nicht nur der eigentliche Fotohintergrund wird nun dunkler dargestellt, sondern das gesamte Programm mit allen am Rand angedockten Paletten. Vier Farbschemata bietet das Interface-Menü dazu an. Standard ist eine dunkle Variante, ein mittleres Grau entspricht in etwa der alten Anmutung und eine jeweils noch etwas dunklere bzw. hellere Variante ermöglichen eine dem eigenen Geschmack und dem Bild angepasste Oberfläche.

Adobe hat in CS6 zudem weitere Arbeitsbereiche und Filter zur Berechnung durch die Grafikkarte optimiert. Rechner mit schnellen Grafikkarten bieten so einige Performance-Vorteile, so funktionieren zahlreiche Werkzeuge ohne merkliche Verzögerung und stellen Änderungen praktisch sofort dar. Dies funktioniert selbst bei einigen Filtern, denen Adobe neue, größere Vorschau- und Einstellbereiche spendiert hat.

RAW-Modul

Wie in Lightroom 4 hat auch in Photoshop CS6 die neue Prozess-Version 2012 Einzug gehalten. In Photoshop zeichnet das Modul Camera Raw für die Umwandlung von Raw-Daten der Kameras in eine Photoshop kompatible Darstellung verantwortlich. Die Features, die Camera Raw 7 mit der Prozessversion 2012 mitbringt, haben in unserem Artikel zu Lightroom 4 beta schon einmal genauer besprochen. Zum einen behandelt der neue Prozess Tiefen und Lichter automatisch wesentlich effizienter, zum anderen ist die Aufteilung der Regler eine komplett neue. Diese ist logischer und bietet bei den meisten Reglern zudem erweiterte Einstellungsmöglichkeiten.

Noch mehr Unschärfe-Optionen

Als Fotograf interessiert mich und viele andere natürlich vor allem, wie meine Arbeit mit Fotos erleichtert werden kann. Dazu bietet unter anderem die Filter-Sektion im Bereich Unschärfe neue Werkzeuge. Field-Blur, Iris-Blur und Tilt-Shift sind die neuen, ähnlichen Filter, die zudem ein neues Bedienkonzept integrieren. Mit den genannten Filtern wendet man gezielt Unschärfe auf einzelne Bereiche eines Bildes an, ohne dafür Masken zu verwenden. Bekannt ist der Tilt-Shift-Effekt aus der Werbung und auch in Foto-Communitys wird er gerne gezeigt. Der Tilt-Shift-Effekt zeichnet einen Mittelpunkt und vier Hilfslinien in das Bild. Zwischen den mittleren Linien bleibt das Bild scharf, nach Außen hin wird ein Unschärfe-Verlauf eingefügt. Diese Linien verschiebt man nun, um den richtigen Schärfe-Bereich ebenso zu bestimmen, wie den Übergang von Schärfe zu Unschärfe. Im Mittelpunkt wird ein neues, unbekanntes Element angezeigt. Mit diesem Drehregler bestimmt man die resultierende Unschärfe. Der komplette Effekt lässt sich also innerhalb der Vorschau steuern und mit ausgeblendeten Bedienelementen hat man so einen sehr guten Überblick, über die Filtereinstellungen. Sehr an die Werkzeug-Plugins von Nik Software erinnert Field-Blur. Man setzt damit Einstellpunkte in das Bild, die eine bestimmte Schärfe- (Unschärfe-) im Bild erzeugen. Diese lassen sich mit dem eben genannten Regler ebenfalls innerhalb der Vorschau steuern.

Reparaturen und Inhalt bewahren

Eine Anpassung hat auch das Ausbessern-Werkzeug. Im Gegensatz zum Reparatur-Pinsel war es bisher nicht möglich, dieses auf einer neuen, leeren Ebene anzuwenden. Dies wurde nun geändert und außerdem wurden zusätzliche Optionen hinzugefügt. Dazu wechselt man nach Auswahl des Werkzeugs in den Modus „Content-Aware“ und arbeitet damit nun auch auf einer leeren Ebene. Dabei hat man die Option, die Genauigkeit zwischen „Very Loose“ und „Very Strict“ einzustellen. Apropos Content-Aware: Adobe hat in diesem Bereich offensichtlich intensiv entwickelt und stellt mit dem „Content-Aware-Move-Tool“ etwas neues vor. Das Move-Tool vereinigt das Bewegen mit dem Inhalt-Sensitiv-Füllen Werkzeug. Man wählt einen Bereich aus und verschiebt ihn wie gewohnt. Gleichzeitig berechnet Photoshop CS6 für die vorhandene, neue Lücke eine Füllung, so dass der Teilchen-Transfer kaum auffällt. Auch diese Transformation lässt sich auf einer leeren Ebene durchführen, so dass mit Hilfe einer Ebenen-Maske leicht nachträgliche Korrekturen durchgeführt werden können.

Freistellen und Begradigen

Eine weitere Änderung kennen Nutzer von Lightroom bereits, es geht um das Freistellen-Werkzeug. Diese wird in Photoshop CS6 nun ähnlich gehandhabt, wie in Lightroom. So ist zum Beispiel beim Aufrufen des Befehls zunächst das ganze Bild ausgewählt. Über die Optionstaste „O“ lassen sich verschiedene Hilfslinien wählen. Die Größe stellt man mit Hilfe der Anfasser ein. Dreht man den Ausschnitt, bemerkt man den großen Unterschied zum alten Werkzeug. Das Bild wird nun unter dem Freisteller gedreht, so dass die Ansicht immer korrekt ist. Außerdem wurden die Größen-Einstellungen angepasst und entsprechen nun denen von Lightroom und sind zudem intuitiver und vor allem schneller zu Handhaben. Ebenfalls integriert in den Freisteller wurde das Begradigen-Werkzeug. Beim Thema Begradigen gelangen wir zum neuen Wide-Angle-Tool, mit dem man verzerrte Weitwinkel- bzw. Fisheye-Aufnahmen effektiv entzerren kann. Das Tool verwendet die EXIF-Daten zum Objektiv und den Einstellungen zur Berechnung der Wirkungsweise und zeigt diese zur Kontrolle an. Nun wählt man verschiedene gerade Linien in senkrechter und waagerechter Richtung aus, an Hand derer das Tool das Bild entzerrt. Finden sich genügend passende Linien, ist das Geraderücken im Handumdrehen erledigt.

3D

Das 3D-Werkzeug, dass nur in den erweiterten Photoshop-Versionen zur Verfügung stand, hat ebenfalls eine Änderung erfahren. Es ist durch eine Umgestaltung der Bedienoberfläche deutlich intuitiver zu nutzen. Viele Dinge lassen sich nun innerhalb des Bildes selber einstellen, was die Arbeit auch für weniger erfahrene 3D-Arbeiter erleichtert. Insgesamt geht die Arbeit damit erst recht für Profis deutlich schneller vonstatten.

Video

Ja richtig gelesen: Photoshop CS6 kann jetzt auch Video. Natürlich ersetzt es keinen vollständigen Video-Editor, aber einfache Schnitte, Übergänge und Ähnliches lassen sich nun leicht innerhalb der Grafikanwendung realisieren. Da man nicht erst große Projekte anlegen muss, sondern direkt, zum Beispiel aus der Bridge heraus, arbeiten kann, gibt es bei kleineren Arbeiten sogar Handling-Vorteile gegenüber Video-Schnitt-Programmen.

Kleinigkeiten

Natürlich findet man auch an allen anderen Ecken Verbesserungen, diese im einzelnen zu Beschreiben geht aber sicher zu weit und wird nur in wenigen Fällen eine Kaufentscheidung beeinflussen. Hier nur einige Stichworte: neue Optionen bei vielen Werkzeugen und auch den Pinseln und dem Pinselverhalten, neue und verbesserte Filter, kleinere Optimierungen an der Oberfläche und so weiter.

Fazit

Besitzer von Photoshop CS 5 müssen nicht zwangsweise auf die neue Version CS6 umstellen. Doch wer mit CS4 und älteren Versionen unterwegs ist, dem fehlt inzwischen einiges an Komfort und vor allem Effizienz, wenn er auf CS6 ebenfalls verzichtet. Ansonsten bietet Photoshop CS6 eine angenehme neue Oberfläche, ein paar nützliche Werkzeugerweiterungen und das neue Video-Feature. Alles Dinge, die nicht unbedingt einen Zwang zum Update von CS5 bedeuten. Für alle anderen dürfte CS6 jedoch eher Pflicht, als Kür bedeuten. Noch sind allerdings Preise und Update-Preise nicht bekannt und manch einer wird dann noch einmal neu die Auftragslage überprüfen müssen. Photoshop bezahlt man nun einmal nicht aus der Portokasse.

Hier steht die Testversion von Photoshop CS6 zum Download bereit.


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