Gemini Rue – Im Test: Verschwörung auf Barracus

Martin Vaßen, den 5. Oktober 2011

Gemini Rue, so heißt der neue Titel von WadjetEye Games, den Daedalic Entertainment für den deutschen Markt lokalisiert hat. Hierbei handelt es sich um ein klassisches Point-and-Click-Adventure für den PC. Im Retro-Look wird eine spannende Film-Noir Geschichte erzählt. Wir haben dem Spiel mal auf den Zahn gefühlt. Unsere Ergebnisse erfahrt Ihr im folgenden Review.

Gemini Rue: Verschwörung auf Barracus spielt in einer fernen Zukunft. Abwechselnd schlüpft der Spieler in die Rollen von zwei verschiedenen Charakteren. Als Azriel Odin, einem ehemaligen Mafia-Killer, der jetzt ein geläuterter Gesetzeshüter ist, stellt man Detektivarbeiten auf trostlosen Planeten an. Die Boryokudan, das örtliche Mafia-Kartell, kommt dem Spieler dabei mehr als einmal in die Quere. Parallel dazu läuft der zweite Handlungsstrang: In einer wissenschaftlichen Anlage wacht der Spieler auf – ohne Gedächtnis. Eine mysteriöse Stimme aus einem Lautsprecher, stellt sich als „Der Direktor“ vor und klärt auf: Wir heißen Delta-6, und unser Gedächtnis wurde gelöscht, weil wir versucht haben aus der Einrichtung auszubrechen.

Es liegt am Spieler beide Charaktere durch ihre Abenteuer zu lotsen. Irgendwann laufen beide Handlungsstränge zusammen, und eine unglaubliche Verschwörung wird aufgedeckt.

Klassisches Point-and-Click

Gemini Rue ist ein Adventure der alten Schule. Per Mausklick steuert man seinen Charakter durch das Bild. Es gibt natürlich viele Dinge zu entdecken und mit den meisten lässt sich interagieren. Dazu stehen dem Spieler verschiedene Optionen zu Auswahl, die nach folgenden Körperteilen benannt sind: Auge, Mund, Hand, Fuß. Meistens ergibt nur eine davon Sinn. Wählt der Spieler „Auge“ schaut sich die Spielfigur das Objekt genauer an und erzählt dann, was sie gesehen hat. Mit dem Mund startet man einen Dialog mit anderen Charakteren, während man mit der Hand Dinge aufheben, oder Schalter betätigen kann. Reicht die Kraft im Arm nicht mehr aus, kann die Spielfigur auch mal mit dem Fuß gegen ein Objekt treten, und so zum Beispiel Hindernisse aus dem Weg räumen.

Schließlich kann man noch auf Hilfsmittel zurückgreifen, die im Spiel gefunden, und im Inventar abgelegt werden. Ganz nach Point-and-Click-Manier müssen Gegenstände oftmals kombiniert werden, um ein Problem erfolgreich zu bewältigen. Wenn es an einer Stelle beispielsweise darum geht durch die Balkontür in ein Appartement einzubrechen, hilft uns ein zuvor gefundener Stock nur bedingt. Wendet man den auf die Scheibe an, bleibt er im Panzerglas stecken. Tritt man jetzt noch ein paar Mal dagegen, rutscht der Stock durch, und der Spieler kann hindurch greifen und die Tür von innen öffnen. – Gemini Rue ist voll von derartigen Problemen, und nicht immer ist die Lösung offensichtlich.

Kurze Actioneinlagen

Aufgelockert werden diese Knobelaufgaben durch knappe Kampfeinlagen. Immer wieder stellen sich dem Spieler bewaffnete Mafia-Schläger oder Wachleute in den Weg, die einem ans Leder wollen. In einer Schießerei muss man sich seines Lebens erwehren. Das Prinzip dieser Sequenzen ist recht einfach geraten. Man hockt hinter einer Deckung, und wartet bis der Gegner seine Waffe nachladen muss. Jetzt kann man sich aus der Deckung begeben und den Feind erschießen. Das alles hört sich einfach an, ist aber schwerer als man vielleicht denkt, denn die Zeitfenster, um den Gegner zu erwischen, sind sehr kurz, und man hat nur sehr begrenzte Mengen an Munition. Wildes Herumballern führt selten zum Erfolg, denn wenn man beim ersten Feind das ganze Magazin verschossen hat, gibt es keine Möglichkeit mehr gegen andere Gegner zu bestehen.

Stimmungsvolles Film-Noir-Ambiente

Die Spielwelt von Gemini Rue ist wirklich stimmungsvoll. Als Azriel Odin ist man auf einem düsteren Planeten unterwegs, es regnet in Strömen, kaum ein Mensch ist auf den Straßen. In einer dunklen Häuserecke sitzt ein zugedröhnter Obdachloser, der nicht mehr ansprechbar ist. Eine Straße weiter wird Azriel in einem Hauseingang von Mafia-Schlägern angemacht: „Eh, hast du mal Feuer? …. Ich rede mit dir!“ Lieber schnell weitergehen bevor die Gauner noch handgreiflich werden. Insgesamt wirkt alles trostlos und zwielichtig. Ein Ort mit vielen dunklen Gassen, in die man sich lieber nicht alleine rein traut.

Als Delta-6 ist man in einer Art wissenschaftlicher Anstalt eingesperrt. Der einzige Wunsch ist, der Anstalt zu entfliehen, denn dort geht es alles andere als zimperlich zu. Immer wieder wird man seltsamen Tests unterzogen und muss merkwürdige Aufgaben bewältigen. Die anderen Gefangenen sind zudem keine Gutmenschen: Sie versuchen Delta-6 zu überfallen, schlagen ihn nieder, bestehlen ihn.

Guybrush lässt grüßen

Die grafische und akustische Darstellung sind genau auf die Story angepasst, und so entsteht dieses spannende und stimmungsvolle Ambiente. Der Spieler kann sich richtig in die Spielwelt einfühlen und das ist ganz eindeutig die größte Stärke des Spiels.

Das Spiel ist komplett in 2D gehalten, und der Pixel-Look ist extrem. Man fühlt sich in die Zeiten eines Monkey Island zurückversetzt. Aber diese Optik passt perfekt zum Spiel, und ist eine willkommene Abwechslung zu den modernen 3D-Adventures. Die überwiegend triste und düstere Präsentation trägt zur Atmosphäre des Spiels bei.

Deutsche Sprecher engagiert

Der Sound im Spiel ist wirklich erstklassig: Die Hintergrundmusik und die Geräuscheffekte erzeugen immer die passende Stimmung und sorgen für Spannung. Sämtliche Dialoge sind, Daedalic sei Dank, auf Deutsch eingesprochen worden, und die Sprachausgabe ist wirklich tadellos. Wer möchte, kann das Spiel mit dem englischen Originalton spielen. Leider gibt es doch etwas zu mäkeln, denn in die deutschen Untertitel haben sich Rechtschreibfehler eingeschlichen. Das sticht zwar ins Auge, tut dem ganzen Abenteuer aber keinen Abbruch.

An die Steuerung von Gemini Rue gewöhnt man sich rasch: Mit der Maus wird die Spielfigur bewegt, mit den Maustasten führt man verschiedene Aktionen aus. Über Tastendruck auf der Tastatur lassen sich das Inventar und verschiedene Datenbanken öffnen. Darin kann man zum Beispiel Adressen und Telefonnummern und Kontaktleuten nachschlagen.

Fazit

Gemini Rue ist ein wirklich gelungenes Abenteuerspiel. Zwar ist der Retro-Look ungewohnt, aber nach ein paar Minuten hat man sich daran gewöhnt und versinkt völlig in der Spielwelt. Das Ambiente passt perfekt zur Story, es ist stimmungsvoll und bleibt durchgehend spannend. Verschwörung auf Barracus ist jedem zu empfehlen.

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Testergebnis

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