Test: Prince of Persia: Die vergessene Zeit – Action-Adventure als Budget-Titel
Martin Vaßen, den 28. Juli 2011Mit Prince of Persia: Die vergessene Zeit erschien 2010 der achte Teil der Abenteuer des Prinzen für den PC. Nun haben in diesem Jahr Ubisoft und rondomedia das Spiel gemeinsam in einer Budget-Reihe neu aufgelegt und wir ein Rezensionsmuster erhalten. Worum es in diesem Teil geht und ob das Spiel soviel Spaß macht wie seine Vorgänger, erfahrt Ihr in diesem Review.
Der namenlose Prinz wurde von seinem Vater, dem Herrscher von Persien, ausgesandt, um von seinem großen Bruder Malik zu lernen wie man ein Königreich regiert. Doch als der Prinz die Stadt seines Bruders erreicht, erwartet ihn eine böse Überraschung: Eine riesige feindliche Armee belagert die Stadt und droht sie zu überrennen. Malik und seine Männer sind den Feinden hoffnungslos unterlegen. In letzter Verzweiflung beschwört Malik Salomons Armee – ein Heer von mehr Soldaten als es Sandkörner in der Wüste gibt, das sagt zumindest die Prophezeiung. Doch alles kommt anders als geplant: Eine Armee untoter Krieger überschwemmt die Stadt, tötet und versteinert alle, die ihnen in die Quere kommen. Der Prinz konnte zwar entkommen, muss aber jetzt Salomons Armee besiegen und verbannen, damit ihr nicht ganz Persien zum Opfer fällt. Hilfe bekommt er dabei von Razia, einer Dschinn, die dem Prinzen magische Fähigkeiten verleiht.
Wie es für die Prince-of-Persia-Reihe üblich ist, verfügt der Prinz über geradezu unglaubliche akrobatische Fähigkeiten. Der Prinz muss aber auch sein volles Bewegungsrepertoire ausnutzen. Dieses beinhaltet meterweite Sprünge, das Laufen an Wänden und Kletterfähigkeiten, bei denen selbst Affen vor Neid erblassen würden. Neben diesen normalen Aktionen gewinnt der Prinz im Spielverlauf besondere magische Fähigkeiten. Wie schon aus der „Sands of Time“-Trilogie bekannt, kann er die Zeit manipulieren und somit beispielsweise Sprünge in den Tod rückgängig machen. Auch Elemente kann er sich zu Nutze machen, an manchen Stellen beispielsweise Wasser „fest“ werden lassen, um sich dann an den Wasserstrahlen entlang zu hangeln. Die Feuermagie hilft ihm vor allem im Kampf, seine Gegner zu verbrennen und zu besiegen. Die Kämpfe in „Die vergessene Zeit“ unterscheiden sich von denen der Vorgänger: Anstatt gegen einzelne Gegner oder kleinere Gruppen zu kämpfen, stellen sich dem Prinzen ganze Horden von Soldaten, Untoten oder anderen Monstern entgegen. Es gilt ganz klar Masse statt Klasse, denn die Widersacher werden nur durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu einer Herausforderung, die wenigsten verlangen nach einer besonderen Taktik, um sie zu besiegen. Hin und wieder muss man ein Schild wegtreten, bevor man den Kontrahenten verletzen kann.
Wirbelwind
Neben der Magie ist die wichtigste Waffe des Prinzen sein Schwert. Damit kann man verschiedene Angriffe, wie aufgeladene Schläge und Kombos ausführen. Im Getümmel springt der Prinz von Gegner zu Gegner und fegt durch seine akrobatischen Einlagen wie ein Wirbelwind durch die feindlichen Horden. Mit gezielten Tritten kann er Feinde zu Boden werfen, um ihnen dann den Gnadenstoß zu geben, oder auf sie springen um sie dann von oben mit der Klinge zu bearbeiten. Ein „Free-Fighting-System“ wie in „Warrior Within“ oder „ The two Thrones“ gibt es leider nicht mehr. Es hätte meiner Meinung nach aber ausgezeichnet ins Konzept gepasst. Hier haben die Entwickler ganz eindeutig eine Möglichkeit ungenutzt gelassen.
Durch das Besiegen von Gegnern sammelt der Prinz Erfahrungspunkte, die ihm Stufenaufstiege gewähren. Mit jeder Stufe kann man in einem Talentbaum neue Fähigkeiten freischalten. So lassen sich zum Beispiel Lebens- und Energievorräte steigern, oder neue magische Fähigkeiten freischalten. Ein derartiges Erfahrungspunktesystem gab es bisher in keinem einzigen PC-Spiel der Reihe, es ist aber ein nettes Feature.
Kleine Puzzle
Natürlich fehlen in diesem Teil die Rätseleinlagen nicht: Oft muss der Prinz verschiedene Schalter und Hebel in der richtigen Kombination aktivieren, um Tore zu öffnen oder Fallen auszuschalten. Immer mal wieder gerät man für einige Sekunden unter Zeitdruck, etwa wenn eine Tür nur für ein paar Sekunden geöffnet wird, und sich das Tor langsam wieder zu Boden senkt.
Online 24/7
„Die vergessene Zeit“ läuft über Ubisofts u-play Plattform, über die schon Spiele wie Assassin’s Creed und Call of Juarez laufen. Das ganze soll eine Art Kopierschutz darstellen, da man eine permanente Internetverbindung zum Spielen benötigt. Das hätte Ubisoft anders lösen können, denn Spieler ohne Internet, oder mit Zeittarifen, werden wohl die Finger von dem Spiel lassen. Positiv anzumerken ist allerdings, dass man über die u-play Plattform Extras für das Spiel freischalten kann. Beispielsweise kann man Prince of Persia dann im Kostüm von Ezio Auditore aus Assassin’s Creed spielen, oder sich ein exklusives Wallpaper für den Desktop herunterladen.
Nicht taufrisch
Die Grafik von „Die vergessene Zeit“ ist zwar nicht mehr topaktuell, da das Spiel ja bereits 2010 erschien, kann sich aber dennoch sehen lassen. Die persischen Paläste und weitere Level sehen schick aus, und versprühen Orientflair. Die Charaktermodelle sind gelungen, und strotzen vor Details und Effekten. Besonders schön sind zum Beispiel die Lichteffekte auf der Rüstung von Malik. Nur bei der Gestaltung des Prinzen selbst hätten die Entwickler ihm ein erwachseneres Aussehen spendieren können. Denn er schaut aus wie ein unerfahrener Jungspund, obwohl er schon viele Kämpfe und Gefahren gemeistert hat. Ein Manko ist aber die Kameraperspektive, die manchmal ziemlich ungünstig steht, sodass man nicht immer direkt sieht, wo es weitergeht, oder wohin man grade springt.
Die Soundkulisse ist ebenfalls gelungen, und passt perfekt zum Spiel. Schöne orientalische Melodien untermalen stets die Abenteuer. Die Soundeffekte, wie das Klirren von Waffen oder Einstürzen von Mauern und Türmen, können sich ebenfalls hören lassen. Die Sprachausgabe ist komplett in Deutsch, und die meisten Stimmen passen zu den Charakteren. Wenn man allerdings die Vorgänger gespielt hat, muss man sich erstmal an die Stimme und den Tonfall des Prinzen gewöhnen, denn die hat rein gar nichts mehr mit den Klängen aus der „Sands of Time“- Reihe zu tun.
Die Steuerung ist verhältnismäßig einfach und geht schon nach ein paar Spielminuten in Fleisch und Blut über. Das riesige Aktionsrepertoire des Prinzen wird über relativ wenig Tasten an Tastatur und Maus gesteuert, was das Spiel einsteigerfreundlich macht.
Fazit
Prince of Persia: Die vergessene Zeit ist ein würdiger Nachfolger. Größtenteils wird auf Bewährtes gebaut, mit einigen kleinen Neuerungen, wie dem Erfahrungspunkte-System. Insgesamt ist es ein sehr gutes Spiel, das für einen Fan der Reihe keine großen Überraschungen bereithalten wird. Eine gute Story paart sich mit schöner Grafik. Das Action-Adventure ist absolut empfehlenswert, gerade jetzt vor dem Hintergrund der Veröffentlichung als Budget-Titel nochmal mehr. Bei Amazon kostet dieser Titel sogar nur ein bisschen mehr als 7 Euro!