Grand Theft Auto – GTA im wahren Leben erleben
Stefan Keller, den 27. April 2011Manchmal sind Videospiele, obgleich betont überzogen, realistischer als man denkt. Lustig sind solche Erkenntnisse immer dann, wenn man sie real mit eigenen Augen gesehen hat – so wie bei mir.
Dienstag, der 19. April 2011. Es ist halb zwei. Ich mache mich, wie jeden Tag, auf den Weg zum Bäcker, um den Nahrungsvorrat für den Abend zu sichern. An der Kreuzung fängt ein Martinshorn an zu jaulen, es ist ein (größeres) Polizeiauto.
„Nun gut“, denke ich… Die wollen vermutlich rechts abbiegen, denn gleich in der Nähe ist ein Gericht, da kommt die Polizei öfter mal zu Besuch. Das wäre zwar kein Grund für das Martinshorn, aber die Ampel war gerade rot. Denke ich zumindest. Doch es geht noch weiter: Über die Kreuzung verteilt stehen am Ende insgesamt 13 Mercedes-Transporter, die allesamt zwei Dinge gemein haben: Ihr Nummernschild beginnt mit „BP“ und sie haben (eingeschaltete) blaue Blinklichter auf dem Dach.
Das ist beeindruckend, nicht alltäglich und wie es der Zufall so wollte, war ich live dabei, wie die Herrschaften in Blau anrückten. Worauf ich aber hinaus will, ist meine heimliche Lieblingsspiele-Serie aus dem Hause Rockstar Games: Grand Theft Auto. Je älter der Teil (ab GTA III), desto schöner lässt sich im Grunde zeigen, was ich meine.
Stellt euch vor, ihr habt euch so richtig schön beliebt gemacht – mit einem Raketenwerfer bewaffnet eine Vielzahl von Autos gegrillt beispielsweise. Irgendwann habt ihr dann drei oder mehr Polizeisterne und dann wird es ungemütlich. Normalerweise ist das der Punkt, an dem einmal laut gestöhnt und dann das Savegame geladen wird. Aber mindestens einmal hat sich jeder GTA-Spieler das Schauspiel mal angesehen: Man bleibt einen Moment stehen und um einen herum halten gleizeitig unzählige SWAT-Wagen und sonstige exekutive Kräfte an. Nun aber genau hinsehen: ALLE Polizisten steigen gleichzeitig aus und gehen eine Sekunde später ebenfalls wie ferngesteuert auf Position in Deckung.
Bei GTA könnte man meinen, es handelt sich um Bots, die so reagieren und weil Entwickler faul sind und das Spiel sich ohnehin nicht ganz so ernst nimmt, ist es durchaus gewollt, dass die Hüter der Rechtsstaatlichkeit wie Marionetten agieren.
Aber nun zurück zur Großrazzia in der Nachbarschaft: Auf der Kreuzung gesparkt, springen aus jedem der blauen Wagen sechs gut gepanzerte Beamte hinaus. Im Gleichschritt. Gleichzeitig. Ohne Zeitversetzung. Und keine zehn Sekunden später hat sich die eine Hälfte in Sicherheit hinter den Wagen versteckt, während die anderen die Tür eintreten – auch das quasi synchron.
Was genau die Ordnungshüter gesucht haben und vor allem, ob sie fündig wurden, ist bisher noch nicht bekannt – nach einer Stunde sahen die Bundespolizisten allerdings etwas entspannter aus, rückten jedoch noch nicht ab. Wie ein Passant vermeldete, waren unter den Einsatzkräften Bombenentschärfer, was dann wohl das Großaufgebot erklären würde. Aber das Manöver war dann doch vor allem eines: ein Schlüsselerlebnis. Und ein guter Grund, die Xbox mal wieder anzuwerfen.