Im Test: Sengoku Basara: Samurai Heroes für Wii
Alexander Trust, den 8. November 2010Mitte Oktober hat Capcom ein neues Action-Spiel in Versionen für PlayStation 3 und Wii veröffentlicht. Teilweiser Schwertkampf-Action zum Trotz kommen weder Move noch die Bewegungssteuerung von Nintendo zum Einsatz. Wir haben uns Sengoku Basara: Samurai Heroes auf Nintendos Heimkonsole in unserem Review angesehen.
Es war wohl auch ein Missverständnis meinerseits, dass ich hoffte, im neuen Sengoku Basara mit der Wiimote das Samurai-Schwert schwingen zu können. Wer in dem Action-Game von Capcom die beste Wahl treffen möchte, entscheidet sich lieber für den Classic-Controller. Denn der Titel ist ein waschechtes Prügelspiel. Wenn Schwerter zum Einsatz kommen, dann kann man vielleicht noch davon sprechen, dass es ein Hack-and-Slash-Vetreter sei.
Von der ersten Verstimmung abgesehen gibt es einige Dinge, die man gegeneinander abwägen kann, und die am Ende Samurai Heroes als ein solides Spiel mit Schwächen erscheinen lassen. Die Grafik, soviel kann man an dieser Stelle vorweg nehmen, ist für Wii-Verhältnisse und das Genre recht ordentlich, wenngleich die Texturen teilweise leider zu grob ausgefallen sind und vor allem bei den Standardgegnern und der Umgebung zu wenig Varianz auftaucht. Ein Großteil der Spielzeit entfällt auf die Action-Sequenzen, in denen man wie in einem Third-Person-Action-Adventure mit seinem Kämpfer der Wahl herumläuft und nahende Gegner das Fürchten lehrt. Die Menüoptik ist spartanisch und hätte kontrastreicher ausfallen können.
Japan ist Schauplatz des Spiels und gleichzeitig von Tumulten geprägt. Der Held, für den ich mich zuerst entschied, möchte das Land einen, doch scheinbar geht dies nicht ohne Krieg. Dabei variiert die erzählte Geschichte durchaus ein wenig, je nachdem für welchen der mehr als ein Dutzend Kämpfer wir uns entscheiden. Allerdings ist der Impetus immer der gleiche. Im Spielverlauf hat man Optionen, welchen Gegner man als nächstes angreift. Capcom behauptet, dass diese Entscheidungen einen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben. Das ist wahrscheinlich richtig, aber nicht in dem Umfang, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte und vor allem aber geschieht dies oft unbemerkt. Dazu später mehr.
Auf dem Schlachtfeld kann man sich dann immer gegen das Fußvolk durchsetzen, oder aber man nimmt zentrale Positionen ein, indem man die Feldwebel in der Region einschüchtert, bzw. besiegt. Fortan wechseln die Gegner die Seite und schließen sich der eigenen Armee an. Es wuselt viel und oft.
Ganz in Anime-Manier werden neue Bossgegner und Fallen oder spezielle Objekte mit einem Einspielfilm vorgestellt. Man läuft zwar einerseits nicht blindlings in sein verderben, doch manchmal wird so die Action jäh unterbrochen. Allerdings hält sich diese Art der Unterbrechung in Grenzen, weshalb der Spielfluss insgesamt dadurch nur selten gestört wird.
Von Bossgegnern und Handicaps
Wenn man an der Beat-em-Up-Action etwas aussetzen mag, dann, dass in ihr zu wenig Abwechslung steckt und dass die Kamera sehr störrisch funktioniert. Wenn Produzent Hiroyuki Kobayashi (Devil May Cry 4) auch versucht hat, selbige ins Spiel zu integrieren. Indem wir eine Fraktion bekriegen, versuchen wir sie für unsere Allianz zu gewinnen. Unsere Kontrahenten hausen in Anwesen, die in meist tunnelartigen, zumindest aber verschlungenen Gängen zuvor den Weg zum eigentlichen Ziel versperren. Erst kümmern wir uns also um viel Faustfutter, während am Ende der Bossgegner auf uns wartet. Diese Bosskämpfe
sind das Highlight und gut in Szene gesetzt. Je weiter wir voranschreiten, desto mehr Zwischengegner kommen überdies ins Spiel, manche von Ihnen sind recht nervig, weil sie einem recht viel Energie rauben können. Kombiniert mit der manchmal unübersichtlichen Kameraführung kommt man zwar in einfachen Spielmodi trotzdem nie oder nur selten in die Verlegenheit zu sterben, doch hätte Capcom es dem Spiele an dieser Stelle etwas einfacher (=ergonomischer) machen können.
Ponyhof
Unser Kämpfer findet im Spiel an manchen Stellen Pferde angeleint, die er sich aneignen kann. Hoch zu Ross ist man nur in den ersten Spielstunden die größere Gefahr für die Gegner. Wer die Wahl hat, sollte vielleicht ein Pferd nur einsetzen, um in manchen Leveln eine größere Wegstrecke zu überbrücken. Die Idee, auf dem Pferd anzugreifen ist lieb gemeint, aber leider schlecht umgesetzt. Denn neben der immer noch eigenwilligen Kameraführung kommt beim Reiten noch der ruckartige und kantige Bewegungsapparat des Tieres dazu. Schade eigentlich. Ansonsten wäre dies eine interessante Option gewesen.
Aufrüsten
Auf dem Schlachtfeld finden wir eine Menge von Kisten und Fässern oder Vasen. Schlagen wir diese kaputt, oder besiegen manche Gegner, dann finden wir einige Boni. Darüber hinaus gibt der Sieg gegen X auch Ressourcen frei, die sich auf seinem Land finden lassen. Beides können wir dazu benutzen unsere Fähigkeiten und unsere Waffen aufzubessern.
Koop
Wer mag, der kann das Geschehen zu zweit erleben. Für Koop-Gameplay eher untypisch ist dabei aber der Splitscreen-Modus. So ist aber zumindest sichergestellt, dass jeder Spieler in eine andere Richtung marschieren kann, ohne auf den anderen warten zu müssen. Besonders im Kampf gegen Boss-Gegner oder größere normale Gegner macht sich der Partner an der Seite aber bezahlt. Man könnte sich auch KI-Partner an die Seite stellen, doch die sind leider nicht so clever, wie der Begriff Künstliche Intelligenz es vermuten lässt.
Präsentation
Während mir die Einspielfilme hier und dort durchaus gefallen haben, wird mir der Haupt-Plot zu stiefmütterlich vorgetragen. Wir sehen nach jeder Episode eine Karte des historischen Japan und Tetrissteine sowie Avatare der gegnerischen oder befreundeten Fraktionen. Unser oberster Feldmarschall unterrichtet uns in Form von Sprechblasen-Dialogen über die neusten Geschehnisse. Es wird viel in englischer Sprache fabuliert, aber die Bilder stehen still. Zwischensequenzen hätten das ganze Geschehen sicherlich aufgelockert und der Präsentation der Geschichte gut zu Gesicht gestanden.
Fazit
In Sachen Kameraführung und Präsentation hat man schon bessere Spiele gesehen. Grundsätzlich hätte Sengoku Basara: Samurai Heroes auch ein Quäntchen abwechslungsreicher noch sein dürfen. Doch für Freunde von Button-Mashing und heroischen Prügelexzessen gibt es etliche Stunden Spielzeit im neuen Hero-Story-Modus. Es ist ein Spiel, das man einmal durchspielt, und dann wahrscheinlich länger nicht mehr. Der Koop-Modus ist dank Splitscreen auch dazu geeignet, zumindest temporär, sein eigenes kleines Süppchen zu kochen. Vorteile hat man im gemeinsamen Spiel auf jeden Fall, wenn man gegen Bossgegner agiert.
Nicht empfehlen würde ich das Spiel Anhängern von klassischen Action-Abenteuen, weil Samurai Heroes in puncto Präsentation doch deutlich abfällt. Ein wenig trashig und stereotyp ist der Titel dann außerdem, aber das kann ja für Fans gerade den Reiz ausmachen.