Test: MacBook Air 11,6″ 1,6 GHz
kg, den 2. November 2010Mit dem neuen MacBook Air liefert Apple eine noch leichtere und kleinere Variante des ultraportablen Notebooks, dessen Preis wohlgemerkt im oberen Preissegment für diese Geräteklasse liegt. Wir hatten eine Woche lang die Möglichkeit, uns den kompakten Rechner genauer anzuschauen und haben es vor allem bezüglich Prozessorleistung und Systemfeatures überprüft.
Ja, wir gestehen: Als wir beim Special Event das MacBook Air das erste Mal gesehen haben, waren wir begeistert. Nicht nur, dass es noch leichter und kompakter als der Vorgänger ist, es ist auch in einem kleineren Format verfügbar – was es zum Mittelding zwischen iPad und MacBook werden lässt. Zum Einstiegspreis von 999€ bekommt man hierzulande das 11″-Modell mit 1,4GHz-Prozessor, 64GB SSD-Festplatte, 2GB Arbeitsspeicher sowie NVIDIA GeForce 320M-Grafikprozessor.
Bis zu 5 Stunden soll das MacBook Air im Batteriebetrieb mit entsprechender Auslastung nutzbar sein, 30 Tage soll es im Standby durchhalten – so zumindest die Apple-eigenen Angaben. Getestet wurde von uns das 11,6″-Modell mit 1.6GHz-Prozessor (via Built-to-Order verfügbar) und 128GB SSD-Festplatte – allerdings können wir auch zum 1,4Ghz-Einsteigermodell einige Erfahrungswerte liefern.
Die äußeren Werte: Hardwaredesign und Anschlüsse
Wie der Vorgänger ist das Air in Alu gehalten, es nähert sich allerdings deutlich der MacBook Pro-Reihe an. Statt der wohligen Rundungen gibt es auch mal etwas schärfere Kanten – Geschmacksache, aber im Zuge der Vereinheitlichung der Geräte sinnvoll. Das MacBook Air wirkt trotz der geringen Dicke extrem solide, lediglich an der oberen Displaykante bekommt man das Gefühl, dass man es leicht zerbrechen kann – wohlgemerkt völlig unbegründet, diese Annahme. Wer dachte, dass das MacBook Air der vorherigen Generation schon flach war, den wird das neue Modell überraschen: Vor allem an der vorderen Gehäusekante hat man einiges an Platz gespart, unter anderem durch den Wegfall von Infrarotempfänger und Statusleuchte. Als potentielles „Always-On“-Gerät hat das MacBook Air die Statusleuchte auch nicht unbedingt nötig, der fehlende Empfänger für die Apple Remote wird all jene enttäuschen, die gehofft haben, in diesem Gerät eine portable Lösung für Geschäftspräsentationen gefunden zu haben. Was außerdem fehlt, ist die Tastaturbeleuchtung: Wer sie gewohnt ist, der wird sie definitiv vermissen. Etwas ähnliches gilt für Freunde eines SuperDrive: Dies gibt es nur optional als externe Variante dazu. Dafür hat Apple ein zusätzliches Laufwerk in die Box gepackt: Per USB-Stick kann man sein System neu installieren, wenn es nötig ist.
Während der Vorgänger lediglich einen USB-Port hatte, kann man nun von zwei Anschlüssen Gebrauch machen, jeweils einer auf jeder Seite. Dazu gesellen sich Mini DisplayPort, Netzanschluss, Kopfhörerbuchse sowie das seitlich positionierte Mikrofon. Das MacBook Air 13″ verfügt zusätzlich noch über einen SD-Kartenleser. Mehr gibt es nicht – mehr braucht man aber auch nicht in dieser Geräteklasse.
Das Display
Das Widescreen-Display ist mit einer Auflösung von maximal 1366×768 Pixeln und LED-Hintergrundbeleuchtung ausreichend groß für den normalen Gebrauch unterwegs. Mangels Matt-Option muss man mit eventuellen Spiegelungen leben, dank dem großen Betrachtungswinkel kann man es zum Glück immer in eine passende Position bringen – sofern der Scharnierwinkel ausreicht. Zum dauerhaften Arbeiten können wir es allerdings nicht empfehlen. Wer das Air länger nutzen möchte, der sollte in ein zusätzliches externes Display investieren, den Augen zuliebe. Für die Geräteklasse, in der man sich hier bewegt, sollte dies jedem bewusst sein. Zum Beweis, dass die Auflösung durchaus mit einem aktuellen 13″-MacBook Pro mithalten kann, hier ein Vergleich:
Die Lautsprecher
Vom Klang der Lautsprecher waren wir überrascht: Dafür, dass sie gut versteckt im unteren Gehäuse liegen, klingen der Ton von Filmen sowie Musik sehr gut. Rein subjektiv betrachtet ist der Klang übrigens sogar besser als der der aktuellen MacBook Pro-Reihe. Und auch weitaus besser als das Scheppern des iPad, das mangels tauglicher Gehäuseöffnungen nur bedingt für den Musikgenuss taugt.
Trackpad
Wenn Apple etwas in den letzten Jahren bewiesen hat, dann dass sie hervorragende Trackpads herstellen. Beim MacBook Air wurde, wie bei allen anderen Notebooks von Apple auch, ein Glastrackpad eingesetzt. Es ist etwas schmaler als das in den normalen MacBooks, was allerdings maximal bei der Nutzung der Gestensteuerung auffällt.
Tastatur, Handling und Komfort
Trotz geringerer Größe besitzt die Tastatur die aus MacBook und MacBook Pro bekannte Größe. Das macht das Arbeiten mit dem Notebook sehr bequem. Lediglich die Funktionstasten wurden etwas angepasst, dafür ist der Anschaltknopf in die Funktionstastenleiste gerutscht.
Das MacBook Air ist leicht – vielleicht sogar etwas etwas zu leicht, dies hat nicht nur Vorteile. Ein Hauptproblem ist der Schwerpunkt. Hat man das Gerät auf dem Schoß, hat es permanent die Tendenz, nach vorne zu kippen. Einzige Abhilfe ist, die Hände auf der Handballenablage zu positionieren – dies wird aber nach einiger Zeit sehr anstrengend, wie sich im Test zeigte. Auf dem Schreibtisch kippelte das Gerät zudem teilweise bei der Nutzung, man sollte darauf achten, dass die Arbeitsfläche absolut plan ist.
Beim Herumtragen zeigt sich der Vorteil des geringen Gewichts, spätestens dann wenn man länger unterwegs ist, zum Beispiel auf einer Messe. Dank der geringen Größe passt das MacBook Air auch in kleinere Taschen problemlos hinein – ein Kollege meinte scherzhaft, dass es „Damenhandtaschenkompatibel“ sei (womit er durchaus Recht hat).
Innere Werte
Die Spezifikation sind eine Sache, die letztendliche Leistung eine andere. Sowohl vom 1,4Ghz- als auch vom 1,6GHz-Modell haben wir Benchmarks erstellt. Das MacBook Air ist, vorweg gesagt, deutlich langsamer als die MacBook Pro-Reihe. Dies ist vor allem der Prozessorwahl geschuldet: Apple setzt auf Intels ultraportable Prozessoren, die wenig Stromverbrauch aufweisen und nur geringe Wärme erzeugen, aber eben auch keine extrem gute Leistung bringen. Entsprechend fallen die Werte der Benchmarks niedrig aus:
Dazu sei gesagt, dass Geekbench lediglich die CPU-Leistung bewertet, aber keine Aussagen über die Nutzung im echten Einsatz macht. Fazit dennoch: Sicher ist das MacBook Air kein Leistungsträger, für den ultramobilen Bereich allerdings gut dabei.
Sonstige Leistungstests: HD-Video, Lautstärke, Hitzeentwicklung
Sowohl 1,4Ghz- als auch 1,6GHz-Modell haben wir auf die Fähigkeiten im Bereich HD-Video, Geräuschentwicklung sowie Hitzeentwicklung getestet. Unser Videotest bestand in der Aufgabe, ein HD-Video (Big Buck Bunny, 1080p) bei YouTube abzuspielen. Während bei der kleinsten Variante des MacBook Air einige Frames des Films übersprungen wurden, lief der Film auf dem 1,6GHz-Modell problemlos und flüssig durch, selbst dann, wenn der Filmdownload selbst noch lief. Den Lüfter hörten wir dabei an keinem Punkt – ein deutlicher Fortschritt, da auch aktuelle MacBook Pro bei Flashinhalten ziemlich schnell mit dem Lüften beginnen. Selbst wenn der Lüfter auf hohen Touren läuft, hört man ihn kaum. Auch bei voller Prozessorauslastung (das Terminal macht es möglich) über 10 Minuten macht das Gerät keine Anstalten, sich bemerkbar zu machen – da zeigt sich dann die Qualität der portablen CPUs. Dass der Lüfter überhaupt keinen Grund hat, anzuspringen, beweist in dem Zusammenhang auch die Gehäusetemperatur: Wo sich das MacBook Pro im Betrieb gerne mal zur Heizplatte entwickelt, wird das Air gerade mal handwarm, wenn überhaupt. Dabei gilt: Je geringer die Prozessorleistung, desto weniger warm wird das MacBook Air, das 1,6GHz-Modell wurde unter Volllast etwas wärmer als der kleine Bruder.
Batterielaufzeit
5 Stunden Laufzeit im Betrieb verspricht Apple, außerdem wird eine Standby-Zeit von 30 Tagen angegeben. Zumindest für die Betriebslaufzeit sind die Werte durchaus zurückhaltend angegeben: Je nach Auslastung und Nutzungsgewohnheiten kommt man mit einer Akkuladung problemlos 8 bis 9 Stunden hin. Steht das Gerät in angeschaltetem Zustand einfach nur herum, werden Laufzeiten von etwa 9 Stunden erreicht, mit normaler Browsernutzung kamen wir etwa 6 1/2 Stunden klar, am schnellsten bekommt man den Akku mit dem Abspielen von HD-Videos geleert – 3 bis 3 1/2 Stunden dauerte es, bis wir wieder Aufladen mussten. Eine Grundvoraussetzung für eine lange Laufzeit ist die Optimierung der Displayhelligkeit: Auf 50% Helligkeit ist es noch hell genug, um damit zu arbeiten, aber auch stromsparend genug, um den Akku nicht zu strapazieren.
Upgradefähigkeit
Die Kollegen von iFixit mussten es bereits bei ihrem Teardown schmerzlich feststellen: Um an das Innere des MacBook Air zu kommen braucht man spezielle Werkzeuge, mit einem normalen Kreuzschlitzschraubendreher ist es nicht getan. Aber nicht nur die Verschraubung macht das Auseinanderbauen des Geräts schwierig.
Das MacBook Air lässt sich nutzerseitig nicht erweitern – man sollte sich vor dem Kauf also ganz genau überlegen, welche Konfiguration die richtige ist. Der RAM ist fest verlötet, die SSD hat ein spezielles Format, das bisher praktisch gar nicht verfügbar ist – so einfach ist es, proprietäre Hardware zu schaffen.
Wir empfehlen grundsätzlich, die 100€ Aufpreis für ein Gerät mit 4GB RAM zu investieren, gerade perspektivisch in die Zukunft gedacht. Die meisten Anwendungen sollten mit 2GB problemlos nutzbar sein, wer allerdings gerne viele Programme laufen lässt, der sollte sich im Klaren sein, dass jede Anwendung Arbeitsspeicher frisst. Und dieses Kleinvieh macht spätestens in einem Jahr ganz großen Mist, wenn Programme leistungshungriger werden.
Ähnliches gilt für die SSD: Wegen des speziellen Anschlusses (interner PCI-Express-Port) sowie dem ungewöhnlichen Format bietet der Markt derzeit keine passenden Austauschplatten an. Dies wird sich vermutlich in Zukunft noch ändern (Photofast hat bereits ein SSD-Upgrade für das MacBook Air angekündigt), dennoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass man die SSD nicht einfach so auswechseln kann.
MacBook Air 11.6″ vs. 13,3″: Lohnt sich der Aufpreis?
Apple bietet das MacBook Air in zwei Größen an, wobei das 13,3″-Modell definitiv das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, gerade im direkten Vergleich zum 13″ MacBook Pro. Der größte Unterschied zwischen den Notebookreihen liegt im Gewicht: Während das MacBook Air 13″ 1,32kg wiegt, trägt man beim MacBook Pro 13″ 2,04kg mit sich herum – 700g, die für manchen sicher einen Unterschied machen. Dafür muss man sich in Sachen Leistung, Speicherplatz, Akkulaufzeit, RAM sowie den Anschlussmöglichkeiten mit weniger zufrieden geben – und mit einem leicht höheren Preis. Außerdem lässt sich das Pro-Modell prinzipiell leichter aufrüsten, falls nötig. In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis kann das MacBook Pro eindeutig den Sieg einfahren – sieht man mal vom Gewicht und der Gehäusegröße ab.
Preis vs. Leistung
Schaut man sich die Konfigurationsoptionen des MacBook Air einmal genauer an, fällt vor allem eins auf: Will man ein möglichst kleines Gerät mit möglichst großem Prozessor, muss man tief in die Tasche greifen. Die 1,6GHz-BTO-Variante des 11,6″-Modells gibt es nur in der zweitgrößten Preisklasse, nicht aber für die günstigere Version mit 64GB-SSD. Das ist vor allem dann schade, wenn man auf Festplattenspeicher verzichten kann, nicht aber auf Rechenleistung. Mit 1,6Ghz-Prozessor ist das kompakte Gerät fast genauso teuer wie das 13″-Modell – warum das so ist, können wir uns nicht erklären, alldieweil dieses mit 1,86GHz einen besseren Prozessor mitbringt sowie über einen SD-Karten-Slot verfügt.
MacBook Air oder doch lieber iPad?
MacBook Air und iPad sind beide extrem mitnahmetauglich, aber grundverschieden in ihrem Funktionsspektrum und den Möglichkeiten, die sie bieten. Während das iPad dank optionalem UMTS-Feature sich auch unterwegs problemlos mit dem Netz verbinden kann, braucht es beim Air noch zusätzliche Technik in Form von Modem-Stick oder Handy. Dafür hat das iPad systemtechnisch einen Nachteil, da nur via App Store neue Anwendungen aufgespielt werden können sowie das Dateisystem nicht ohne weiteres antastbar ist. Wer mehr braucht als Browser, Mailanwendungen und einfache Office-Anwendungen, aber einen mobilen Begleiter sucht, der wird nur mit dem MacBook Air wirklich glücklich. Alldieweil man eine Hardwaretastatur hat, die beim iPad nur optional via Bluetooth gekoppelt werden kann.
Wer braucht das MacBook Air?
Eins wollen wir vorweg nehmen: Wir können es kaum jemandem empfehlen, das MacBook Air als Hauptrechner nach Hause zu holen. Es eignet sich als Zweit- oder Unterwegsrechner bei bereits vorhandenem Desktop oder einem größeren/leistungsstärkeren Notebook. Aus gegebenem Anlass hier eine Liste verschiedener Anwendungsbereiche/Nutzerprofile und ob/wie das MacBook Air für sie taugt.
Vielreisende Geschäftsleute: Wer viel unterwegs ist, der braucht einen leichten Reisebegleiter. Das MacBook Air macht hier eine gute Figur und eignet sich für alle Einsatzbereiche, die man unterwegs hat: Präsentationen, Mails, Browsen, Einsehen von Unterlagen. Empfehlen können wir dabei den Griff zum MacBook Air 11,6″, sofern das Gerät nur unterwegs genutzt wird.
Studenten: Finger weg vom Air, wenn ihr mehr machen wollt als Hausarbeiten schreiben oder chatten mit Kommilitonen. Die Speicherkapazität für Musik oder Filme ist begrenzt, außerdem werdet ihr ein zusätzliches Display benötigen, wenn ihr länger am Gerät arbeiten wollt. Ein internes DVD-Laufwerk fehlt außerdem – einfach mal CDs rippen ist nicht drin. Außerdem ist der Preis für das Gerät hoch – das MacBook Pro 13″ ist für euch die bessere Wahl, es ist leicht genug um in Vorlesungen mitgenommen zu werden und leistungsstark genug, um ab und an mal YouTube-Filme von Partys zurechtzuschneiden.
Anspruchsloser Endanwender, Hausgebrauch: Wer ein Notebook lediglich zum Surfen, Mailen oder Chatten braucht, der wird vom Air sicher nicht enttäuscht. Auch hier trifft aber die Aussage zum Preis-Leistungs-Verhältnis zu: Wer das Gerät nur zu Hause stehen hat, der kann genauso gut zum weißen MacBook greifen und zahlt weniger. Zudem hat man den Vorteil eines integrierten SuperDrive, auf das man beim MacBook Air verzichten muss.
Stilbewusste Hipster: Ja, das MacBook Air ist definitiv sexy. Dennoch kann und sollte die Optik nicht der einzige Grund sein, sich ein MacBook Air zu kaufen. Sollte jemand aber zu viel Geld haben und will es zum Fenster rauswerfen für ein Statussymbol: Go for it.
Fazit
Das MacBook Air ist ein schönes Stück Hardware, ohne Frage. Dennoch hat es seinen Preis – und der liegt weit über dem durchschnittlichen Preis für Netbooks der Größenklasse. Die Ausstattung rechtfertigt diesen hohen Preis allerdings, genauso wie die kompakte Bauart und die lange Akkulaufzeit, die im ultraportablen Bereich durchaus seinesgleichen sucht. Wirklich brauchen tut das MacBook Air wohl niemand, als Zweitrechner für Vielreisende und Geschäftsleute dürfte es sich aber bewähren.