Mirror’s Edge für iPhone im Test
Alexander Trust, den 23. September 2010Monate hat Electronic Arts sich damit Zeit gelassen, Mirror’s Edge vom iPad auf das iPhone und den iPod touch zu bringen. Das allein ist aber kein Grund, sich das Spiel nicht doch in einem Review genauer anzusehen.
Wer Mirror’s Edge für das iPad schon kennt, der wird bei der iPhone-Version, höchstens auf ganz neuen Geräten mit Retina-Display, kaum Unterschiede ausmachen können. Umso mehr verwundert es da, warum man sich bei EA so viel Zeit mit der Portierung gelassen hat. Doch das ist mit Sicherheit kein Kriterium, um das Spiel zu bewerten und immerhin sieht Mirror’s Edge auf dem iPhone 4 tatsächlich ziemlich gut aus.
Gameplay gut
Wie schon auf dem Tablet, steuern wir die Protagonistin Faith in einer Reihe von Spielabschnitten hinter denen „eigentlich“ eine durchaus interessante Geschichte steckt. 14 Level, nebst Tutorial, die außerdem noch unterteilt sind in Abschnitte, werden dem Spieler geboten. Dabei wird vom Touchscreen Gebrauch gemacht – mittels Wischgesten steuern wir die Spielfigur in einer Art Hindernis-Parkur. Neben toten Objekten wie Rohren und Kisten, werden im Verlauf auch menschliche Gegner sich Faith in den Weg stellen. Sie kann diese mit Flugtritten, Beinfegern oder anderen Aktionen, die sie aus der Bewegung heraus ausführt, entwaffnen und kurzfristig ruhig stellen. Mirror’s Edge ist kein brutales oder blutiges Spiel, ganz im Gegenteil. Es ist eigentlich durch und durch ein Reaktionsspiel, nur eben in ein wenig mehr als zwei Dimensionen und mit einer insgesamt sehr hübschen Optik.
Wenn man in Kontakt mit Gegnern kommt, dann werden die Aktionen etwas verlangsamt in Zeitlupe dargestellt, ein recht schicker Effekt, der sich trotz des häufigen Auftretens lange nicht abnutzt.
Präsentation schlecht
Ich erwähnte die Hintergrundgeschichte, die eigentlich eine Inszenierung wert gewesen wäre. Eine Dystopie einer Zukunft, in der sich einige Rebellen auf die Fahnen geschrieben haben, den Versuch der Obrigkeit, den Informationsfluss zu stoppen, nicht durchgehen zu lassen. Davon erfährt man aber nicht besonders viel im Spiel, wenn man nicht gerade gewillt ist, ordentlich viel Text zu lesen.
Denn speziell in diesem Punkt hätte EA sich eine Scheibe bei der Konkurrenz von Gameloft abgucken können – die Firma ist für eine durchweg gute Präsentation in ihren Spielen bekannt. Es gibt zwischen den einzelnen Leveln eine Star-Wars-ähnliche Banderole, in der Text von unten nach oben durchscrollt. Würden wir ihn lesen, wüssten wir mehr über die Beweggründe, die uns antreiben. Und ganz zu Beginn gibt es ein Standbild, in dem ebenfalls ein wenig Text eingeblendet wird. Im Hintergrund spielt zumindest zu Beginn ein kraftvoller Soundtrack. Hier hätte ich mir lieber gewünscht, weniger kraftvoll, dafür aber mit ein wenig Emotion, einen Erzähler die Texte vorlesen zu lassen, um die durchaus interessante Geschichte zu Mirror’s Edge vorzutragen. Viele Spieler werden wahrscheinlich von Level zu Level hüpfen, und nicht die Geduld haben, den ganzen Text zu lesen, der einem vorgesetzt wird. Wer sich grundsätzlich für das Franchise interessiert, dem kann ich fernab von diesem Videospiel wärmstens ein Mirror’s Edge Comic empfehlen, in dem die Vorgeschichte zu den Videospielen erzählt wird.
Aktionismus
Darüber hinaus muss man festhalten, dass Mirror’s Edge auf dem iPhone sehr variable Bewegungsmuster für die Spielfigur anbietet und man eine Menge zu tun kriegt, während der Spielabschnitte. Es ist also mit Laufen und Springen allein nicht getan – zum Glück. Als Spieler sollte man zudem nicht in Aktionismus verfallen, sondern die Aktionen durchaus mal mit Bedacht ausführen, weil man sich so einige Neustarts von Checkpoints aus spart. In Passagen, da keine Gegner auf einen warten, sondern einzig Dampfstrahle oder andere passive Hindernisse das Problem darstellen, kann man getrost einige Zeit an einem Vorsprung in der Luft hängen, um die Bewegungsrichtung anzupassen, und dann ungeschoren(er) an den Hindernissen vorbei zu kommen.
Fazit
Mirror’s Edge auf dem iPhone spielt eine sehr gute Rolle, was das Gameplay anbetrifft. Es unterscheidet sich freilich nicht wirklich von der iPad-Variante – sieht man einmal von dem kleineren Bildschirm ab, auf dem das Spielgeschehen präsentiert wird. Doch hier haben wir die Krux bereits beim Schopf gepackt. EA hat es versäumt, einem wirklich guten „Stoff“ eine in allen Punkten gute Präsentation zu Teil werden zu lassen. Von der eigentlich interessanten Hintergrundgeschichte, für die sich Autorin Rhianna Pratchett ausgezeichnet hat, wird auf den iOS-Devices kaum etwas rübergebracht. Das ist schade. Unterm Strich bleibt so ein tolles Reaktionsspiel mit einer guten Grafik über. Zu wenig, um am Ende die volle Punktzahl einzuheimsen. Aber wegen der ansonsten soliden Verarbeitung trotzdem 4 von 5 Macs.