Im Test: Amnesia: The Dark Descent

Marco Gödde, den 20. September 2010
Amnesia: The Dark Descent
Amnesia: The Dark Descent – Screenshot

Im Juli rätselten wir uns noch durch die Vorschauversion des neuen Horror-Abenteuers der Penumbra-Macher. Nun, drei Monate später, setzen wir unseren Streifzug durch das düstere Gemäuer fort und klären in unserem Review, ob Story und Rätsel auch in der finalen Version zu fesseln wissen.

Mein Name ist Daniel

Amnesie ist in Computerspielen ein beliebtes Stilmittel, spart es doch die aufwändige Inszenierung einer Vorgeschichte. Und so leidet Daniel, Held des jüngsten Titels von Frictional Games, ebenso an Gedächtnisverlust. Alles, was er in den ersten Minuten des Spiels als Hinweis findet, ist eine Notiz an sich selbst. Laut dieser soll er sich in das innere Heiligtum begeben und einen gewissen Baron Brennenburg töten. Wie und vor allem warum er das tun soll, erfährt er auf dem Weg dorthin. Immer wieder findet er in den Räumen der alten Burg Seiten aus seinem Tagebuch und Notizen anderer ehemaliger Schlossbewohner. Darin erfährt er mehr über die Ereignisse, die ihn auf das teilweise verfallene Schloss an der preußischen Ostseeküste führten, beziehungsweise die sich dort vor seiner Ankunft ereigneten. Zusätzlich wird Daniel immer wieder von Visionen heimgesucht, in denen er zumindest akustisch seine Erlebnisse auf der Burg wahrnimmt. Erst später durchlebt er auch aktiv einige Visionen.

Zwei Gegner warten in dem alten Gemäuer auf Daniel. Zum einen durchstreifen grotesk entstellte Monster einige Abschnitte und wollen ihm ans Leder. Zum anderen muss er die Dunkelheit fürchten. Bleibt er zu lange im Dunklen, leidet sein geistiger Zustand. Dieser leidet ebenso beim Anblick der Monster, denn sie lassen sich nicht bekämpfen. Er muss folglich flüchten oder sich im Dunklen verstecken. Allzu lange sollte das Versteckspiel wegen der drohenden geistigen Umnachtung aber nicht anhalten.

Die Finsternis bekämpft er, logischer Weise, mit Licht. Einerseits findet er Zündhölzer, mit denen er Fackeln und Kerzen entzündet. Oder er verwendet die Öllampe, die er in einem der Räume findet. Leider sind Öl und Zündhölzer an einigen Stellen selten oder es mangelt an entzündbaren Lichtquellen. So kann es Daniel also nicht immer vermeiden, dass sein Verstand vor die Hunde geht. Verbessern lässt sich sein geistiger Zustand nur durch das Lösen von Rätseln und dem Bewältigen der ihm gestellten Aufgaben. Welche Aufgaben aktuell offen sind, kann er im Journal nachlesen. Hier findet der Protagonist außerdem seine Tagebucheinträge und die restlichen Notizen.

Lass mich Raten

Sämtliche Texte, abgesehen von einigen Wegweisern im Schloss, sind auf Deutsch. Dazu erklingt eine sehr gute englische Sprachausgabe. Leider sind nicht alle Texte vertont und so hat Daniel einiges zu lesen. Und das sollte er dringlichst tun. Schließlich erfährt er hier einen Großteil der Geschichte und erhält den einen oder anderen Hinweis auf die Lösung der ihm gestellten Rätsel. Diese halten sich vom Schwierigkeitsgrad her in Grenzen. Lediglich an einer Stelle geriet die Reise ins Stocken. Das war aber eher der leicht fehlerhaften Übersetzung geschuldet. Laut deutschem Text sollte eine verklemmte Brücke angehoben werden. Leider ließ sich die Brücke nicht anheben. Stattdessen half ein Ruck, den man durch das Werfen eines Steins erzeugte. Der Rest ist Standard. Daniel legt Schalter um, betätigt Hebel in der richtigen Reihenfolge und kombiniert diverse Gegenstände miteinander und setzt diese in seiner Umgebung ein. Das Vorankommen wird ihm einfach gemacht. Schließlich dienen die Rätseleinlagen eher als roter Faden, der die einzelnen Storyfragmente miteinander verknüpft und Daniel durch die Geschichte leitet.

Wie schon in den beiden Penumbra-Teilen legen die Entwickler bei Frictional Games viel Wert auf die passende Atmosphäre. Diese wird zum einen durch die leicht verbesserte, aber inzwischen nicht mehr ganz taufrische Grafik erzeugt, die vor allem durch die ausgezeichnete Lichtstimmung überzeugt und zum anderen durch die hervorragende Geräuschkulisse aus Klaviergeklimper und fernen Schreien. All das pumpt einen stetigen Strom an Adrenalin durch die Adern und jagt einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.

Fazit

Wie schon bei den Penumbra-Spielen erzeugt Amnesia: The Dark Descent eine gruselige und Adrenalin fördernde Atmosphäre. Selbst in ruhigen Momenten spürt man die ständige Bedrohung. Die Geschichte ist spannend, wenn auch etwas trocken präsentiert und die Rätsel selten fordernd. Dennoch wird der Spieler gut unterhalten. Wer also die ersten Spiele von Frictional Games schon mochte, beziehungsweise ein Faible für ein gutes Horrorszenario hat, kann beruhigt zugreifen.


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Testergebnis

URS: 6,5 von 10
6,5

Positives

  • tolle Atmosphäre

Negatives

  • Rätsel wenig fordernd