Im Test: Disgaea 2 mit erschreckend langer Spieldauer

Alexander Trust, den 6. Juni 2010
Disgaea 2 - Screenshot
Disgaea 2 – Screenshot

Als ich Disgaea 2 zum ersten Mal auf der PlayStation Portable ausprobierte, wusste ich noch nicht, dass mich dieses Review so lange beschäftigen würde – im positiven Sinne wohlgemerkt. NIS America hat damit den zweiten Titel der Reihe für PSP veröffentlicht.

Adell, Rozalin, die Tochter des Overlords Zenon und Axel der „Dark Hero“ sind mehr oder minder die Protagonisten in einem Action-Rollenspiel, das mich im positiven Sinn viele Stunden und Tage hat durchbringen lassen.

In dem rundenbasierten Action-Rollenspiel wird ein roter Faden gespannt um Ereignisse, die Netherworld betreffen. Overlord Zenon hat die Menschheit verflucht. Was keiner ahnt, sein eigenes Leben hängt an der Verwünschung der Menschheit. Weil alle Menschen um ihn herum zu Dämonen wurden, und auch seine Eltern ihn im Stich ließen, möchte der junge Adell gerne dem Overlord die Stirn bieten. Der Versuch von Adells Ziehmutter den Overlord herbei zu zaubern geht schief, stattdessen springt die Tochter des Overlords, Rozalin aus dem Beschwörungsbrunnen. Dies ist der Ausgangspunkt von vielen unglücklichen Verkettungen, die in der Folge den Torf bilden für eine reizende und liebevolle Erzählung rund um viele Charaktere, die erst auf ihrer langen Reise Vorurteile abbauen lernen und mehr und mehr zueinander finden und füreinander einstehen lernen.

Anime

Die Grafik von Disgaea 2: Dark Hero Days fordert natürlich nicht das Äußerste von Sonys Handheld, doch kann man die Illustrationen im Manga-Stil nicht allzu sehr kritisieren. Es wirkt alles aus einem Guss und je länger man mit Disgaea 2 zu tun hat, desto weniger Fragen werden auch solche Spieler haben, die normal nicht dem Manga zugetan sind.

Präsentiert wird das Spiel in einer Art isometrischen Obendraufsicht. Dabei ist während der Kampfrunden die Spielfläche eingeteilt in viereckige Felder. Die eigenen Spielfiguren können sich entsprechend ihren Fähigkeiten und dem Level, das sie bis dahin erreicht haben, nur begrenzt pro Zug bewegen. Es lassen sich Team-Aktionen ausführen, wenn zufällig eigene Team-Mitglieder auf den Feldern neben einem stehen, während man selbst einen Angriff ausführt. Man selbst kann seinen Zug beenden, aber schon im eigenen Zug Angriffsaktionen ausführen. Danach sind die Gegner dran und immer so fort.

Item-Welt

Neben dem Hauptquest und den einzelnen Etappen, die man erlebt, gibt es darüber hinaus noch unendlich viele weitere Dinge, die man erleben kann, wenn man sich auf den Weg in die Item-World begibt. Jedes Objekt, sei es ein Trank, ein Lebensmittel, ein Ausrüstungsgegenstand, eine Waffe oder wie auch immer, kann der Schlüssel sein für eine ihm eigene Item-Welt. Man muss bzw. kann darin ebenfalls Gegner bekämpfen und sucht nach dem Level-Ausgang. 10 solcher Spielabschnitte muss man hinter sich bringen, ehe man die Möglichkeit bekommt, das Objekt, in dessen Item-Welt man sich befindet, aufleveln zu lassen. Denn das ist überhaupt der Grund, warum man sich in dieselbe bewegt. Man tritt dann vor einen Rat von Dämonen-Wesen, der darüber entscheidet, ob das Item denn nun wie gewünscht verbessert wird oder nicht. Man kann den Status der Ratsmitglieder abfragen und sieht, ob sie pro oder contra eingestellt sind. Natürlich kann man sie bestechen, wenn man die richtigen Objekte in seinem Inventar hat. Erst dann kann man die Abstimmung starten. Aber nicht immer geht es so aus, wie man es sich wünscht. Prinzipiell bleibt einem noch der Weg, die Ratsmitglieder mittels roher Gewalt umzustimmen. Das allerdings macht zu keiner Zeit im Spiel Sinn, da man selbst einfach verdroschen würde, wohingegen die feinen Dämonen in Level-Gegenden sich bewegen, die man selbst wohl kaum erreichen kann.

Mana und Charaktere

Jedes Teammitglied sammelt in den Kämpfen auch Mana. Damit lassen sich später Entscheidungen herbeiführen oder Charaktere erstellen. Wenn man beispielsweise möchte, dass in den Netherworld-Shops teurere Items zur Verfügung stehen, kann man dies herbeiführen wollen. Die Aktion kostet Mana. Doch sie muss auch wieder vom Rat abgesegnet werden. Gut, wenn man genügend Bestechungsmaterial zur Verfügung hat. Darüber hinaus kann man mit dem Mana auch Charaktere erstellen. Ein Team, das über unterschiedliche Figuren verfügt, kann man strategisch gegen Gegner einsetzen. Deshalb macht es Sinn, relativ zu Beginn unterschiedliche Charaktere noch zu formen. Denn nur wenn sie oft zum Einsatz kommen, leveln sie entsprechend auf. Später müsste man alte Spielabschnitte wiederholt nachspielen, um den neuen Level-1-Charakteren nicht zu viel zuzumuten.

Sound und Musik

Wichtiger als der Soundtrack, der natürlich nur endlich viele Variationen anbieten kann, ist das Audio im Spiel. Die ganzen Dialoge sind in englischer Sprache gesprochen und das macht beim Spielen der Haupthandlung sehr viel Spaß zuzuhören. Auch deshalb, weil man es geschafft hat, den einzelnen Figuren einen eigenen Humor angedeihen zu lassen, der gerade über die Dialoge, manchmal aber auch über die Animationen zum Tragen kommt. Tink, ein Diener der Prinzessin, wurde in einen froschähnlichen Dämon verwandelt und hatte aber wohl vorher schon einen französischen Akzent, der prima zur Geltung kommt und manche der Aussagen brachten mich oft genug zum Schmunzeln.

Animationen

Zelebriert werden hingegen die vielen vielen Spezialattacken der einzelnen Teammitglieder. Je mehr Erfahrung die Figuren kriegen, bzw. je besser man sie aufgelevelt hat, desto mehr Spezialaktionen können sie ausführen, und dies eben entsprechend ihrer Fasson. Zauberer oder Druiden entsprechend anders als Faustkämpfer oder Waffennarren.

Während der Kampfrunden kann man die Spezialaktionen ausführen, die nicht immer nur dem Angriff dienen. Egal welche Aktion man ausführt, sie hat immer eine mehr oder minder große Animation zur Folge. Wer diese irgendwann Leid sein sollte, kann in den Optionen auch dafür sorgen, dass sie ausgestellt werden. Doch bis man mal soweit ist, dass man wirklich alles gesehen hat, werden wahrscheinlich Wochen oder Monate vergehen.

Episode um Episode

Der Humor wird in Disgaea 2: Dark Hero Days also groß geschrieben, aber nicht nur der. Als ich den Titel zur Hand nahm, hatte ich ja gar keine Ahnung, wie lange mich das Action-Rollenspiel auf Trab halten würde. Ich bin positiv überrascht gewesen von der Tiefe der gezeigten Handlung. Noch bin ich freilich nicht am Ende angelangt, doch wurde es einfach Zeit, das Review zu formulieren.

Jede Episode, die einem präsentiert wird, ist ein bisschen wie ein Akt in einem Theaterspiel. Allerdings bietet sie nicht nur immer einen neuen Handlungsstrang an, sondern verteilt diesen immer noch schön auf mehrere Häppchen. Vor und nach den Kämpfen gibt es immer Augenblicke, in denen die Geschichte forterzählt wird. Und wie lange kann so etwas nun dauern? Ich habe Fallout 3 gespielt oder Metal Gear Solid 4. Doch Disgaea 2: Dark Hero Days ist eher wie Grand Theft Auto 4, was den Umfang seiner Handlung angeht. Zwar haben wir es hier nicht mit einer Open-World-Umgebung zu tun, doch vom Umfang her muss dieser Titel den ganzen Open-World-Games in Nichts nachstehen.

Fazit: Übersicht fehlt

Fein, kann man sagen – ich habe nichts zu kritisieren. Und doch muss ich an Disgaea 2: Dark Hero Days etwas kritisieren, obwohl ich sonst voll des Lobes bin. Es fehlt die Übersicht. Obgleich man mit den Schultertasten das Spielfeld drehen kann, ist besonders auf solchen davon die Übersicht nicht zu Hause, auf denen man auch Höhenunterschiede erlebt.

Ansonsten ist Disgaea 2: Dark Hero Days ein Top-Titel, der nicht nur von Freunden von Action-Rollenspielen gespielt werden sollte. Doch Vorsicht, wenn man sich mal „eingespielt“ hat, dann möchte man gerne auch zum Ende kommen, und gerade das lässt im positiven Sinn‘ lange auf sich warten.


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Testergebnis

URS: 7,9 von 10
7,9

Positives

  • tolles Spiel

Negatives

  • es fehlt die Übersicht