Jobs: Flash ist eine aussterbende Technologie, iPad-Laufzeit mit Plugin nur bei 1 1/2 Stunden
kg, den 19. Februar 2010Nicht nur beim Town Hall-Meeting, sondern auch bei einer Präsentation des iPad für das Wall Street Journal soll sich Apple-Chef Steve Jobs recht herablassend über Adobe Flash geäußert haben. Unter anderem der Vorwurf: Würde Flash auf dem iPad eingesetzt werden, läge dessen Akkulaufzeit nur noch bei 1 1/2 Stunden.
Im Zusammenhang mit einer großen Tour durch verschiedene Medienunternehmen soll Jobs auch beim Wall Street Journal gewesen sein, vor allem um künftige Ziele und mögliche Einsatzgebiete des iPad zu zeigen. Dabei soll sich Jobs recht unverschämt über die Ablehnung von Flash auf dem iPad gezeigt und den Anwesenden geraten haben, künftig auf Flash zu verzichten. Unter anderem soll er Flash als „CPU-Rowdy“ und eine „Quelle für Sicherheitslücken“ bezeichnet haben – und sieht es als eine aussterbende Technologie an: „We don’t spend a lot of energy on an old technology.“ Als Vergleichspunkte wurden einige Entscheidungen herangezogen, für die Apple seinerzeit erst Häme und dann Bewunderung einheimsen konnte: Den Verzicht auf Diskettenlaufwerke im iMac sowie unter anderem auch die Entfernung veralteter Ports aus den jeweiligen Geräten – zuletzt der bisher von Apple hochgeschätzte FireWire 400-Anschluss.
Statt 10 Stunden soll ein iPad mit installiertem Flash lediglich anderthalb Stunden Akkuleistung haben – und anderem wegen der aufwändigen CPU-Aufgaben, die dafür nötig sind. Diese Zahl scheint aber an den Haaren herbeigezogen – 10 Stunden Akkulaufzeit beziehen sich auf die stetige Verarbeitung und das Abspielen von Video, unabhängig davon, ob fürs iPad optimiert oder nicht.
Dem Wall Street Journal wurden angeblich gezielt die Alternativen aufgezeigt. Der Vorschlag: Statt Flash auf den H.264-Codec setzen, der sowohl auf dem iPad als auch im Flash Player nutzbar ist. Einen Punkt, der dabei aber offenbar verschwiegen wurde: H.264 muss lizensiert werden und kann je nach Einsatz langfristig eine teure Alternative werden. Außerdem ersetzt der Codec Flash nicht komplett: Während Videos sich anders umsetzen lassen, sind interaktive Grafiken noch nicht möglich. So „trivial“ wie Jobs es bezeichnet haben soll, ist es sicher nicht. Außerdem spielt der Zeitfaktor eine Rolle: Es wäre einiges an Arbeit nötig, um alle Systeme von Flash weg auf andere Wege umzuändern. Außerdem ist HTML5 bei weitem noch nicht so weit entwickelt, dass man es als reellen Ersatz anerkennen kann.
Währenddessen sieht Adobe Systems-CEO Shantanu Narayen keinen Nachteil in Apples Entscheidung und baut auf eine große Basis anderer Hersteller, die an Flash interessiert sind. Ihm zufolge nutzen „85 der 100 beliebtesten Internetseiten“ Flash, 75 Prozent der Webvideos basieren ebenfalls auf Flash – auf den meisten der von ihm nicht näher genannten Seiten dürfte Flash allerdings primär für Videos und/oder Werbeeinblendungen in Verwendung sein. „Bedenkt man die Menge an Inhalten im Netz, die Flash nutzen, hindert man seine Kunden daran, das Netz in all seiner Pracht zu begutachten,“ so Narayen in einem Interview auf dem Mobile World Congress. Apples Prinzip in seinen Augen: Man versucht, ein proprietäres Schloss vor Inhalte zu hängen. Womit er sicher nicht unrecht hat – aktuell erscheint Jobs‘ Entscheidung gegen Flash auf iPhone, iPod touch und iPad allerdings vor allem aus Performancegründen nicht ungerechtfertigt.