26C3: Apple liefert Werkzeug, aber keine Themen

rj, den 28. Dezember 2009
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Der 26. Chaos Communication Congress findet seit gestern im bcc Berlin statt. Die Mac-Quote der alljährlichen Hackerkonferenz ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals fühlbar gestiegen, bei den Themen ist Apple 2009 jedoch kaum präsent. iPhone-Hacking, 2008 noch sehr beliebt, wird in immerhin einem Vortrag Thema. Böse Zungen behaupten, weil das iPhone als einziges Gerät auf dem 26C3 verlässlich drahtlos ins Netz kommt. Immerhin: es gibt eine Fahrplan-App.

Wurde 2009 der Frieden mit Apple geschlossen? Man könnte es meinen, denn neben geschätzten 30% Mac-Anteil in der ansonsten wie immer von Thinkpads und Netbooks geprägten Umgebung sind nochmals sichtbar mehr als im letzten Jahr. Manchen mag es fast schon wie eine Bankrotterklärung an alte Hackerideale vorkommen, dass es eine (überaus praktische) Fahrplan-App für die Hackerkonferenz gibt – Congressprogramm, Markerfunktion, volle Offline-Funktionalität und auf Wunsch Update des Congressprogramms, all das kriegt man kostenlos über den App Store – richtig, in Apples abgezäunter heilen App-Welt, nicht etwa via Cydia. Inclusive Streaming-Links aller Vorträge.

Insbesondere das iPhone scheint Gadget der Wahl geworden zu sein. Instabilitäten im WLAN machten es zumindest am ersten Tag auch zu einem der wenigen verlässlichen Geräte mit drahtlosem Netzzugang – dem NOC zufolge sorgte ein privat aufgesetzter, schneller DHCP-Server im 26C3-Netz dafür, dass WLan-Verbindungen oft nicht aufgebaut werden konnte, da einbuchende Geräte vom falschen Server Adressen zugeteilt bekamen. Inzwischen sind die Netzprobleme weitgehend im Griff.

Deutlich überrepräsentiert sind 2009 die politischen Themen. Die Internetzensurdebatte, Netzneutralität, Informationsverbreitung und -kontrolle sind die beherrschenden Themen und zurecht erhielt der Vortrag des Wikileaks-Projekts enthusiastischen Beifall – der „sichere Hafen für Whistleblower“ ermöglichte im vergangenen Jahr zahlreiche anonyme Veröffentlichungen vertraulicher Dokumente, unter anderem die der Vertragstexten zur „Zugangserschwernis“ zwischen Bundesregierung und Providern in Deutschland. Die Wikileaks-Macher planen unter anderem, in Island einen Datenhafen zu gründen, der die Verfügbarkeit der geleakten Dokumente sicherstellen soll – aus naheliegenden Gründen sind die Isländer den Whistleblowern gegenüber mehr als freundlich gesonnen.

Mit den Video-Aufzeichnungen der Veranstaltungen ist in Bälde zu rechnen – auch wenn die Mirrors bislang noch leer sind. Solang kann dem schon kurz nach Verkaufsstart ausverkaufte Congress auch per Livestream mitverfolgt werden – auch iPhone-optimiert. Auch wer sich weniger für die technischen Aspekte des Hackings interessiert, wird einige interessante Veranstaltungen finden – und läuft nicht Gefahr, sein iPhone dem Zugriff einer diesbezüglich durchaus verspielten Besucherschar auszusetzen. Dem Apple-Smartphone wurde konsequenterweise ein kompletter Abschnitt des 26C3-Survivalguide gewidmet.

Trotz ausverkauftem CCC-Congress kann man noch bis übermorgen in allen drei Sälen per Livestream das Geschehen verfolgen. Vom steigenden Macanteil bekommt man so leider nicht viel mit und von den zahlreichen Beispielen, wie mit Technologie Kunst und Schönheit geschaffen wird, auch nicht unbedingt – aber die jeweils interessanten Veranstaltungen lassen sich so immerhin hervorragend herauspicken.


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