Test: Pocket-Beamer Optima PJ6190V für iPhone, mit und ohne Jailbreak
rj, den 22. Dezember 2009Ein Minibeamer fürs iPhone, akkugetrieben und geeignet für die schnelle Präsentation auf der Web2.0-Vernstaltung in kleiner Runde wie auch fürs abendliche Zocken – der Optima PJ6190V ist noch nicht im deutschen Handel erhältlich, regt aber die Fantasie an, was mit ihm anzustellen ist. Per TV-Out ist er iPhone-kompatibel und wirft ein Bild, das je nach Umgebungshelligkeit durchaus auch einen Meter Diagonale haben kann. Nur: die interessanteren Sachen gehen einmal mehr nur mit Jailbreak.
Einen Mini-Projektor mit dem iPhone zu testen, ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar hat Apple via Dock-Connector einen Videoausgang am iPhone freigeschaltet, der ist jedoch nur eingeschränkt nutzbar. Youtube-Videos gibt das iPhone beispielsweise über die TV-Schnittstelle aus, Spiele oder gar die ganz normale Springboard-Ansicht können mit den Bordmitteln des iPhone jedoch nicht an den Videoausgang übergeben werden. So stehen und fallen die praktischen Einsatzmöglichkeiten eines Taschenbeamers fürs iPhone mit dem Willen des Anwenders, gegebenenfalls mit erheblichen Kompromissen zu leben, nur eingeschränkt die Möglichkeiten zu nutzen oder eben den Jailbreak zu machen – dementsprechend ist der Optima PJ6190V entweder ein nützliches Gadget oder eben nicht.
Zum Schluss noch vorweggenommen – es wird im Folgenden viel von Einschränkungen und Limitationen die Rede sein. Trotzdem würde ich das Gerät jederzeit auf einschlägige Veranstaltungen mitnehmen – schon allein, weil man damit schnell und einfach mehreren Zuschauern iPhone-spezifische Inhalte präsentieren kann. Wer schonmal mit einigen Leuten im Kreis um ein iPhone stand, wird das vermutlich verstehen können.
Die Hardware
Der Taschenprojektor fürs iPhone wird über das Composite-Kabel Apples ans iPhone-Dock angeschlossen. Letzteres ist nicht inbegriffen – mitgeliefert wird ein VGA-Adapterkabel, ein Cinch-Adapterkabel (welches zusammen mit dem Composite-Kabel Apples zum Anschließen des iPhone Verwendung findet) sowie das Ladegerät. Auch sonst ist die Ausstattung spartanisch – ein verstellbarer Fuß zur Justierung des Projektionswinkels wird schmerzlich vermisst, immerhin ist eine Gewindebohrung für Standard-Kamerastative auf der Beamer-Unterseite vorhanden.
Gespart wurde auch am Ton – von einem Minilautsprecher eines Minibeamers ist nicht viel zu erwarten und für die Klanguntermalung einer Präsentation reicht der Speaker allemal, zumal er auch durchaus Lautstärke bringt. Mit nur einem Cinch-Eingang kann dabei aber nur wahlweise der rechte oder linke Kanal angeschlossen werden.
Regelbar sind am Beamer die Lautstärke des Mono-Tonkanals und die Bildschärfe. Der vorhandene „Bildmodus“-Knopf schaltet zwischen einer normalen, einer Cinema- und einer extra hellen Projektion durch, praktisch waren jedoch keine Unterschiede zu erkennen. Bildgröße oder gar Trapez-Entzerrung sind nicht regelbar.
Der Kleinprojektor ist ordentlich verarbeitet – ein stabiles Metallgehäuse trifft man heute selten an. Die Drehregler zum Scharfstellen und zur Lautstärkeregelung fühlen sich in der Bedienung ordentlich an, Power- und Bildmodus-Knopf sind klein ausgeführt und wirken eher billig. Schade: der gewölbte Gehäuseboden sorgt für instabilen Stand – was bei einem trotz Metallgehäuse sehr kleinen und entsprechend leichten Gerät leicht störend wird.
Die Lampe des Beamers soll bis zu 25 Lumen erzeugen – für „ernsthafte“ Beamer vergleichsweise lächerlich, für eine schnelle iPhone-Projektion aber durchaus brauchbar, abhängig natürlich von den Lichtverhältnissen.
Der Akku lädt sich in ungefähr zwei Stunden vollständig auf, entladen ist er in etwas kürzerer Zeit – statt der angegebenen zwei Stunden Laufzeit sollte man sich mit voller Akkuladung eher auf eine bis maximal eineinhalb Stunden netzfreien Betrieb beim Präsentieren einstellen.
Einsatzgebiete
Präsentationen
Bei Tageslicht ist eine Projektion über DIN A4, maximal A3-Format kaum möglich. In entsprechend abgedunkelten Räumen lässt sich mit dem Taschenprojektor aber durchaus eine Diagonale von einem Meter und mehr nutzen. Als Einsatzgebiete kommen einem so die diversen Barcamps, Workshops und sonstigen Web2.0-Treffen in den Sinn, in denen man im mehr oder weniger formalen Rahmen eben eine iPhone-App vorstellen oder eine Präsentation an die Wand werfen könnte. Voraussetzung dafür: Jailbreak.
Projiziert man Webseiten bzw. Texte, kommt der zweite Nachteil des „iPhone-Projizierens“ zum Tragen: Eine Schriftenglättung ist beispielsweise bei einer projizierten Webseite nicht mehr zu erkennen, niedrige Auflösung und Lichtstärke tun ihr Weiteres. Mit großen Schriften sollte entsprechend gearbeitet werden, soll eine Präsentation auch noch „iPhone-beamertauglich“ sein.
Weitere Haken und Ösen: Hoch- und Querformate. Wird ein Querformat des iPhone in ein Hochformat des Beamers gepresst, sind Schriftgrößen und Auflösung naturgemäß drastisch schlechter. Wechselt die Screen-Ausrichtung des iPhone, macht der Beamer nicht unbedingt mit. Wir konnten reproduzierbar einen Trick anwenden: hat man ein iPhone-Querformat im hochformatigen Beamer-Bild, dann startet man den Browser im Hochformat, dreht das iPhone vom Hoch- ins Querformat und beendet den den Browser anschließend wieder. Anschließend bleibt der Hochkantmodus des Springboards auch beim Start weiterer Applikationen aktiv, wie im Video zu sehen ist.
[mn-youtube id="DDjMhAEZbx8"]Fazit zum Thema Präsentation:
Die Präsentation zwischendurch ist mit dem Taschenbeamer durchaus möglich. Nur sollte Form und Inhalt der Präsentation entsprechend gewählt bzw. vorbereitet sein. Ideal ist der Beamer natürlich zur Vorführung der iPhone-Bedienung bzw. der Bedienung einer iPhone-App selbst. Jailbreak ist Voraussetzung.
Spiele
Eine ganze Reihe iPhone-Spiele hätten einen größeren Screen verdient – hier schlägt nur das Bedienkonzept via Accelerometer und Touchscreen gnadenlos zu. Ein Spiel, bei dem gezielt Punkte auf dem ganzen Touchscreen angetippt werden müssen, lässt sich als Projektion nicht spielen. Auch hier ist der Jailbreak Voraussetzung. Zu guter Letzt ist einmal mehr der Jailbreak Voraussetzung, zu den Beschränkungen der eingesetzten Tools siehe unten.
Fazit zum Thema Spiele:
es kommt aufs Spiel an – viele Titel werden via Beamer schlicht nicht spielbar, sondern allenfalls Dritten vorführbar sein. Persönliche Anmerkung: Zugegebenermaßen hat es einen gewissen Reiz, des Nachts noch eine Runde Silent Hill: The Escape zu spielen.
Das Thema Videopräsentation kann noch kürzer gefasst werden: als einziges Einsatzgebiet funktioniert die YouTube-Wiedergabe direkt und ohne Jailbreak, in den meisten Fällen wird man aber mit einem Laptop dasselbe bzw. ein (insbesondere klanglich) besseres Ergebnis haben – für YouTube braucht man kein iPhone.
Fotos oder Applikationen
konnten hingegen nicht zur Beamer-Ausgabe bewegt werden. Kurz gefasst: sinnvolle Einsatzmöglichkeiten des Beamers sind ohne Jailbreak dünn gesät. Wer ein YouTube-Video in den möglichen Bildgrößen vorführen will, wird in der Regel besser auf Note- bzw. Netbook zurückgreifen und hat dabei auch noch Stereoton.
Beamer und Jailbreak
ScreenSplitr und TVOut stehen via Cydia zur Verfügung, um den iPhone-Screen aufs Großformat zu bringen. Insbesondere TVOut fällt durch erhebliche Instabilitäten auf, weshalb wir praktisch nur via ScreenSplitr den praktischen Einsatz des iPhone-Beamers testeten – mit der fehlenden Zuverlässigkeit von TVOut ist man selbst zu einem weniger formellen Anlass für eine Schnellpräsentation zu oft von technischen Problemen geplagt. TVOut verspricht akzeptable Frameraten, was insbesondere zum Zocken interessant sein dürfte.
„Ernsthaftere“ Anwendungsbereiche sollten sich aber zu einem Großteil auch mit dem stabileren ScreenSplitr abdecken lassen. Der besticht nun nicht mit ruckelfreier Spiele-Wiedergabe, aber einen Browser, diverse Apps oder den Standard-Screen des iPhone wirft er klaglos an die Wand, bei YouTube und Konsorten übernimmt die Haustechnik des iPhone das Kommando und sorgt für flüssige Wiedergabe.
Beide Apps findet man via Cydia, sowohl ScreenSplitr als auch TVOut sind kostenlos.
Preis und Fazit
Die Preisempfehlung für den Mini-Beamer liegt bei 220 Euro – für eine reine Fun-Anschaffung ist das etwas viel. Entsprechende Anwendungsszenarien vorausgesetzt, kann man die Investition jedoch durchaus erwägen. Eine Wertung fällt hier noch schwerer als sonst – die Einschränkungen und Vorteile des Minibeamers sind der Geräteklasse geschuldet, viele der angesprochenen Schwachpunkte in der Praxis gründen sich zu einem großen Teil auch auf die regulären Features des Video-Outputs des iPhone bzw. deren Fehlen – leider lassen sich so viele bzw. die meisten spannenden Anwendungsmöglichkeiten nur via Jailbreak nutzen. Dreieinhalb von fünf Macs.