Knocking Live Video: iPhone-Streaming-App von Steve Jobs zugelassen

kg, den 2. Dezember 2009
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Live-Streaming auf dem iPhone ist nun mit der App Knocking Live Video möglich. Die App stellt eine Peer-To-Peer-Lösung dar, die es ermöglicht, Bewegtbild aus der iPhone-eigenen Kamera auf ein anderes Gerät zu bringen. Genau das hätte aber für Apple ein Ablehnungsgrund sein müssen: Knocking Live Video macht dafür von undokumentierten APIs Gebrauch, deren Nutzung offiziell nicht erlaubt ist.

Bei Apple fiel die App aus diesem Grunde recht schnell durch das Raster: Seit einigen Wochen wird für den App Store ein automatisiertes Prüfungstool eingesetzt, das die Nutzung undokumentierter APIs erkennt. Wie die App es dennoch in den Store geschafft hat? Der Entwickler der App, Brian Meehan, hatte Steve Jobs eine Mail geschrieben, um ihn davon zu überzeugen, die App trotzdem für den Store freizugeben.

Knocking Live Video streamt nicht nur über WiFi, sondern auch über die UMTS-Verbindung – bisher undenkbar. Selbst das Streamingtool Qik lässt sich nicht auf normalen iPhones nutzen, was aber auch an der unterschiedlichen Herangehensweise der Streams liegen könnte: Während Qik vom iPhone auf beliebig viele andere Geräte streamt, funktioniert Knocking nur vom iPhone zu einem iPhone, auf dem ebenfalls Knocking installiert ist. Das Senden von Videos funktioniert nur auf iPhone 3G und iPhone 3GS, empfangen werden können die Videos von allen Geräten, auf denen sich iPhone-Apps installieren lassen, also auch auf dem iPod touch.

Um das Streaming möglich zu machen, nutzten die Entwickler von Knocking eine nicht öffentliche API, mit Hilfe derer sich das Livebild vom iPhone-Display übertragen lässt. Dies aber ist ein klarer Verstoß gegen das Entwicklerabkommen, das jeder iPhone-Entwickler zu beachten hat. Dennoch wollte Meehan nicht aufgeben und hat sich direkt an Steve Jobs gewandt.

In einer offenen Mail hat er diesem mitgeteilt, dass er unzufrieden ist mit dem Zulassungsprozess des App Store, vor allem auf Grund der Tatsache, dass viele Entwickler oft keine Rückmeldung bezüglich möglicher Probleme bekommen. Des Weiteren sollen bereits zahlreiche Apps im Store sein, die ebenfalls undokumentierte APIs nutzen, was mangels der nun vorhandenen Prüfprozesse aber nie zu Tage gekommen ist. Außerdem hat er Jobs angeboten, die App selbst einmal zu testen. Die Antwort kam prompt und telefonisch, allerdings nicht vom Meister persönlich, sondern von einem Apple-Verantwortlichen, der ihn darauf hinwies, dass die App nun doch zugelassen wurde, und zwar von „oberster Stelle“.

Die eigentliche Überraschung ist die, dass Apple auf Anfrage eines Entwicklers hin eingelenkt hat und trotz eines klaren Verstoßes gegen die Entwicklerrichtlinien eine App freigegeben hat. Gerade letzteres dürfte für Anbieter wie Qik allerdings ein Schlag ins Gesicht sein: Sie mussten ihre Apps ohne die Live-Video-Funktion ausliefern, da Apple ihnen verboten hatte, die nun bei Knocking genutzten APIs ihrerseits einzubauen. Es ist gut möglich, dass Apple in naher Zukunft Live-Video-Funktionen in Apps zulässt und Knocking nun nur eine von demnächst vielen Apps ist, die Streaming ermöglichen.

Ein weiterer Punkt, der überrascht ist, dass auch das iPhone 3G mit der App in der Lage ist, Bewegtbild zu liefern – bisher ging dies nur mit Hilfe von Jailbreak-Apps wie Cycorder.

Knocking Live Video ist ab sofort kostenlos im App Store erhältlich, in einem kurzen Test mussten wir allerdings feststellen, dass sie noch reichlich fehlerbehaftet ist.

Update vom 28. Dezember 2020:

Die App gibt es nicht mehr im App Store.


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