EDGE für iPhone im Test: nettes Spielchen

Alexander Trust, den 5. November 2009
Edge
Edge

Edge von Mobigame hat wohl mehr Schlagzeilen gemacht als den Entwicklern lieb sein konnte. Denn kurz nach dem ersten Erscheinen im App Store wurde das Spiel einige Zeit darauf wieder entfernt. Es kam zu einer in der Spitze subtilen Auseinandersetzung mit dem Rechteinhaber der Marke „Edge“, der eigentlich im Vorstand einer Vereinigung sitzt, die Independent-Entwicklern den Rücken stärken sollte. Vor Kurzem nun wurde Edge – nach Monaten der Abstinenz – erneut der Weg in den App Store gewährt. Wir haben uns das Spiel angesehen, über das wir vorher nur schon viel geschrieben hatten.

Legen wir diesen Diskussionsfaden aber bei Seite, und sehen uns an, womit wir es eigentlich zu tun haben.

Für wen gemacht

Mittlerweile gibt es immer mehr Spiele für iPhone und iPod touch, die durchaus nicht mehr nur Casual-Gamer zu befriedigen wissen. Gleichwie ist EDGE ein Kandidat, der eher den Gelegenheits- und Puzzlespieler anspricht. Natürlich hat man ein wenig das Gefühl, an Marble Madness erinnert zu werden, doch EDGE ist weit mehr als ein billiger Klon des Geschicklichkeitsspiels aus dem Jahr 1984. Sehr wohl soll EDGE aber an diese Zeit erinnern, gerade die Pixeloptik und der Synthesizer-Soundtrack eignen sich sehr gut dazu, die 1980er-Jahre zu imitieren.

Links, rechts, vor und zurück

Die Spielidee ist recht simpel und der Einstieg gelingt auf Anhieb. Doch wie so oft heißt es, easy to learn, hard to master. Wir müssen ein Viereck durch die Level-Weltgeschichte bewegen, und zwar insgesamt über 46 Spielabschnitte hinweg. Teile brechen unter uns weg, andere bewegen sich, mal langsamer, mal schneller. Es gibt Schalter im Boden, die Aktionen auslösen – manchmal öffnen sich so neue Wege, manchmal wird unsere Spielfigur (ein bunter Würfel) in der Folge durch das Level bugsiert.

Langsame und schnelle Passagen wechseln sich ab. Besonders fies sind indes die Spielabschnitte, bei denen nicht klar erkennbar ist, in welchem Höhenlevel wir uns eigentlich befinden. Einmal zu viel bewegt und wir purzeln eventuell ins All um uns herum. Denn die Levelbauten sind mitten in den Weltraum gebaut.

1, 2, 3

Es gibt nur einen einzigen Spielmechanismus, dafür aber 3 Steuerungsvarianten und die Wahl ob man hochkant oder im so genannten „Landscape“-Modus spielen mag. Letzteren richtet man ein, indem man das iPhone entsprechend hält und mit einer 2-Finger-Geste den Bildschirminhalt dreht.

Persönlich bevorzuge ich die Steuerung mittels eines Fingers. In meinen Augen ist sie die präziseste Variante, die angeboten wird. Man fährt mit dem Finger einfach in die Richtung am Würfel vorbei, in die er sich bewegen soll. Fährt man schneller, bzw. mit dem Finger eine längere Strecke auf dem Bildschirm ab, bewegt sich auch der Würfel entsprechend schneller. Manchmal ist dann im wahrsten Sinne des Wortes Fingerspitzengefühl gefragt.

Eine weitere Steuerungsoption ist diejenige über ein virtuelles Steuerkreuz mit 4 Richtungstasten. Gebetsmühlenartig könnte man die Haptik von Touchscreens thematisieren an dieser Stelle. Wenn es auf schnelle und präzise Reaktion ankommt, ist der Button auf dem Display einem richtigen, hervorstehenden Button unterlegen. Und dann gibt es da noch die Steuerung mittels Bewegungssensor, die man selbst noch einmal in ihrer Sensibilität einstellen kann. Beide Alternativen funktionieren solange gut, bis es wirklich hektisch wird. Denn der Neigungssensor des iPhone selbst hat eine gewisse Trägheit und eignet sich dadurch nur bedingt für besonders ruckartige Bewegungswechsel.

Fazit: Für Zwischendurch

Es gibt keinen Mehrspielermodus, wohl aber einen Highscore, lokal und online. Man darf sich also mit anderen Messen. Einen Schwierigkeitsgrad einzustellen sucht man vergebens. Stattdessen steigt dieser über die einzelnen Spielabschnitte hin an, allerdings nicht wirklich ausgewogen, sondern zum Teil recht unterschiedlich und dann auch ruckartig.

Übung macht den Meister, ist das Credo. Und Einsteiger werden ziemlich viel Geduld an den Tag legen müssen, um überhaupt alle 46 Level von EDGE zu Gesicht zu bekommen. Das bereitet mir ein wenig Kopfzerbrechen. Denn immerhin ist EDGE klar ein Spiel für Zwischendurch. Man kann jeden einzelnen Spielabschnitt immer wieder spielen, und die Spieldauer dafür hängt nicht zuletzt von den eigenen Fingerfertigkeiten ab, beschränkt sich aber dann doch oft auf selten mehr als ein paar Minuten pro Level. EDGE hat gute Ansätze – es hat mich aber auch nicht am Ehrgeiz gepackt, die kompletten 46 Spielabschnitte zu erkunden, wohl weil meine Fähigkeiten nicht so recht auf das Spielprinzip passen und mir der Reiz gefehlt hat – dann doch lieber wieder Uncharted 2.

EDGE by Mobigame gibt es übrigens derzeit für 3,99 Euro im App Store. Ich empfehle aber die LITE-Variante, um auszuprobieren, ob man ein Spielertyp ist, der das Potenzial von EDGE entfesseln kann. Dann nämlich ist EDGE, wie aller Orten verkündet wird, ein Geheimtipp.


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