Test: Das kleine Mac OS X-Buch zu Snow Leopard für Dich
rj, den 31. Oktober 2009Explizit an Neueinsteiger richtet sich Robin Williams‘ Buch „Das kleine Mac OS X-Buch zu Snow Leopard für Dich“, und um es vorwegzunehmen: Einsteiger sind mit dem Titel gut bedient. Bereits Mac- oder allgemein computererfahrene Nutzer werden unterfordert sein – was aber mitnichten Kritik, sondern ein Zeichen für gute Zielgruppenansprache ist. Einige kritische Punkte gibt es dennoch, auch wenn man sie bei einem so freundlichen Buch nur leicht widerstrebend anbringen mag.
Um es mit einem praxisbezogenen Szenario auf den Punkt zu bringen: Würde ich mir ein neues MacBook shoppen und das alte mit neu aufgespieltem Snow Leopard zu Weihnachten meiner nicht rechneraffinen Mutter vermachen, dann würde ich ihr dieses Buch beilegen. Denn inhaltlich fängt das Buch in Sachen Mac OS X wirklich von ganz vorne an. Bei Mac OS X, immerhin – die Zeiten, in denen „Einsteigerbücher“ auch erklärten, was der Unterschied zwischen RAM und CPU ist, scheinen glücklicherweise vorbei. Ansonsten aber erklärt die Autorin Robin Williams Rechnergrundlagen begonnen mit der Einführung für Menschen, die noch nie eine Maus verwendet haben über Tipps wie den, dass man Capslock deaktivieren sollte, wenn PLÖTZLICH ALLES GROSSGESCHRIEBEN WIRD bis hin zum Unterschied zwischen der Browser-Eingabezeile und dem Suchfeld von Google oder Yahoo.
Inhalt
In 12 Kapiteln plus Anhang führt „Das kleine Mac OS X-Buch zu Snow Leopard für Dich“ 202 Seiten lang in die Arbeit mit Mac OS X ein. Nach der Kurzeinführung zum Mac und derselben zur Maus folgt die Vorstellung der Dock-Funktionen, das Finder-Fenster sowie Menüs und Tastenkombinationen. Die weiteren Kapitel kurz aufgelistet:
- Arbeiten mit Programmen
- Sichern und Ausdrucken
- Schließen, Beenden und der Papierkorb
- Verbindung herstellen
- Im Web surfen
- E-Mails
- Weitere mögliche Funktionen
Die
Kapitel folgen immer dem gleichen
Schema – Kurzübersicht mit Inhaltsverzeichnnis, ausführliche Erklärungen, einem (kurzen und gelegentlich weggelassenen) „Noch mehr zum Ausprobieren“-Teil und dem abschließenden „Merkzettel“, in dem die wichtigsten Stichpunkte nochmals erklärt sind. Das Prinzip funktioniert in der Regel prima: die Hauptteile sind sehr einsteigerfreundlich gehalten, der Ausprobier-Teil gibt erste Ausblicke auf weitere Möglichkeiten und Funktionen Snow Leopards zum Selber-Erforschen (kann von ängstlichen Anwendern aber auch getrost ignoriert werden), die Merkzettel-Infos sind gut und praxisnah ausgewählt.
Ein Manko fällt öfter auf: die Themen sind definitiv extrem einsteigerfreundlich und niedrigschwellig ausgewählt und abgehandelt, die verwendeten Begriffe machen der Zielgruppe jedoch gelegentlich das Verständnis schwer. So werden bei der Mausbedienung vom Einfachklick bis hin zum Hotspot in der Zeigerspitze die Basics erklärt. Geht es dann einige Absätze später um die Mausgeschwindigkeit, ist plötzlich von der „Nachführgeschwindigkeit“ die Rede, die man im Kapitel 12 einzustellen lernt. Vor den Übungen zum Mausklick erfolgt der Hinweis auf einen „I-förmigen Zeiger“, mit dem man eine „Texteinfügemarke“ setzt – erklärt wird das dann in Kapitel 6. Kleinere Ungenauigkeiten finden sich hier außerdem – so soll laut Buch die Mausgeschwindigkeit unter den Einstellungen für „Maus“ geändert werden, bei Laptops jedoch unter „Trackpad“. „Verbindung herstellen“ suggeriert gelegentlich, dass DSL-Zugänge grundsätzlich ohne Benutzernamen oder Kennwörter auskommen. Der Information, dass es grundsätzlich und unabhängig von den verwendeten E-Mailanbietern immer unproblematischer ist, den SMTP-Server des Zugangsproviders zum Verschicken von Mails zu nutzen, wird ebenso nicht unbedingt jeder User zustimmen.
Einige dieser Stolpersteine werden der Übersetzung geschuldet sein – der Hinweis, dass man mit dem Programm „Mail“ nicht arbeiten kann, wenn man „America Online“ verwendet, wird für den typischen Einsteiger in Deutschland möglicherweise verwirrend wirken, sich dem Leser in den USA hingegen unmittelbar erschließen. Weltweit kryptisch wird der Hinweis bleiben, dass man sich über iChat mit jedem unterhalten kann, der „ebenfalls über diesen Accounttyp verfügt“.
Ungenauigkeiten wie diese fallen insbesondere erfahreneren Anwendern störend auf, oft wird die „Zielgruppe“ darüber hinweglesen.
Gestaltung
Das „Kleine Buch…“ ist in den Kapiteln funktional und übersichtlich gestaltet und bestens illustriert – die Abbildungen sind zahlreich und durchgehend farbig, geraten aber nie zum Overkill oder zur gelegentlich beobachteten Screenshotwüste, wie man es im einen oder anderen dicken Wälzer sieht. Zwischenüberschriften, Stichworte und Kurzerläuterungen in der Marginalspalte strukturieren die Lektüre bestens, ein ordentliches Glossar ist Pflichtprogramm. Querverweise sind häufig – wird ein Thema nur angerissen und an anderer Stelle ausführlich erklärt, gibt es einen entsprechenden Hinweis. Fazit: man findet sich bestens zurecht.
Achtung: subjektiv: Kapitelbeginn und Hauptüberschriften sind mir persönlich zu fraulich gestaltet. Es muss ja nicht immer Myriad sein, aber die Angst vor der Technik kann man auch ohne weinroten Texthintergrund, Handschrift-Font und Ornamente nehmen.
Umfang
technisch ist der Titel gut eingegrenzt: 200 Seiten verschrecken noch keinen Neueinsteiger, und am Ende angekommen ist man definitiv fit genug für eine der Snow Leopard-Einführungen für erfahrenere Anwender. Man kann anschließend aber auch problemlos das Wichtigste aus seinem Gerät herausholen. Der Preis geht mit knapp 20 Euro vollkommen in Ordnung.
Fazit
Es liegt in der Natur der Sache, dass man über Gutes schnell hinwegrezensieren kann und bei der Kritik viele Worte verliert. Trotz der beschriebenen Mängel ist „Das kleine Mac OS X-Buch zu Snow Leopard für Dich“ bestens für Mac-Anfänger geeignet – ein Buch, das am treffendsten vielleicht mit dem Adjektiv „freundlich“ beschrieben ist, und das allein ist in Sachen Einsteigerliteratur schon eine Menge wert. Daher auch vier von fünf Punkten.