Test von GTA: Chinatown Wars – Autodiebstahl auf der PSP

Stefan Keller, den 30. Oktober 2009
Grand Theft Auto: Chinatown Wars - Packshot PlayStation Portable
Grand Theft Auto: Chinatown Wars – Packshot PlayStation Portable

Wir haben GTA: Chinatown Wars für PSP getestet. Im Frühjahr kam das Open-World-Game für den Nintendo DS, begeisterte die Fachpresse, enttäuschte jedoch bei den Verkaufszahlen. Im Herbst soll es nun die PSP-Version richten. Ob das neuste Handheld-GTA hält, was es verspricht, sagen wir euch im Review.

Für die PSP hat Rockstar Games bereits zwei GTA-Titel entwickelt, die allerdings mehr oder minder ein PSP-Port von GTA III bzw. Vice City waren. Umso größer war die Verwunderung über die Ankündigung der Nintendo-DS-Version. Da war einerseits die Konsole, die eher für harmlosere Spiele bekannt ist, aber andererseits die Frage, wie sich Rockstar die Umsetzung vorstellt, da der DS ja noch eingeschränkter ist als die PSP. Das Ergebnis war ein neu konzeptioniertes GTA-Spiel, das sich der Gegebenheiten des NDS anpasste. Abermals angepasst haben die Entwickler den Titel für Sonys Konkurrenzkonsole.
Was dabei allerdings weniger gelungen ist, ist die Portierung auf das 16:9-Bild der PSP. Der Übersicht hätte es besser getan, man würde an der langen Seite entlang laufen, statt an der kurzen. So genießt der Spieler nur eine kurze Sichtdistanz, was oftmals die Übersichtlichkeit einschränkt.

Ein bisschen GTA IV

Chinatown Wars spielt in Liberty City. Doch wer bei der Stadt an LCS denkt, ist auf dem falschen Dampfer. Tatsächlich geht es viel mehr um das GTA-IV-Liberty-City, das aus Kapazitätsgründen nur um wenige Details beschnitten wurde. Wer ansonsten den Überblick über diese gigantische Stadt hatte, dürfte sich auf der PSP schnell zurechtfinden. Gegenüber der NDS-Version fällt nun definitiv auf, dass statt Renderware Rockstars RAGE zum Generieren der Bilder beiträgt. Dank der höheren Rechenleistung und der besseren Bildschirmauflösung der PSP sieht das Bild im Wesentlichen nach dem großen Next-Gen-Bruder aus – nur aus der Vogelperspektive. An GTA IV erinnert ebenfalls das hochmoderne Equipment . Kennen wir aus GTA IV das Internet-Café, haben wir in CTW stets den PDA in der Hosentasche. Dieses kleine Gerät dient gleichzeitig als Navigationsgerät, Terminübersicht und Speicherverwaltung.

Natürlich ist der beste PDA nicht vor Spam gefeilt. Ab und an kommen neben Sonderangeboten vom Ammunation, Hinweisen zu den besten Drogendeals und Lageberichten von Auftraggebern auch ungewollte Nachrichten. Diese sind humoristisch gestaltet – bei der Mail mit der Betreffzeile „(SPAM?) fwd: fwd: fwd: Diese Mail nicht weiterleiten“ konnten wir uns ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Ein bisschen Story

Zugegebenermaßen fällt die Story bei GTA: Chinatown Wars relativ flach aus, sogar ungewohnt lau für GTA-Verhältnisse. Ihr kommt als Huang Lee nach Liberty City, um ein Familienerbstück, ein Schwert, an euren Onkel zu überreichen. Die Ankunft auf dem Flughafen verläuft aber alles andere als glücklich: Ihr werdet überfallen und dürft im Auto gefangen den Fischen Gesellschaft leisten. Nach der Befreiung ist es eure langfristige Aufgabe, den Überfall zu rächen und das Schwert wiederzubekommen.

Dass die Story an sich ihr Potenzial im Spiel nicht auslebt, ist jedoch nicht weiter tragisch. Durch die ansonsten gelungene Inszenierung habt ihr weitestgehend genügend andere Sorgen als die eigentliche Hauptstory.
Lobend hervorheben müssen wir die Tatsache, dass die Missionen nicht zu lang sind – immerhin reden wir von einer Handheldkonsole – und auch nicht so schwer, wie es oftmals bei LCS und VCS der Fall war.

Natürlich nimmt das Stehlen von Autos einen relativ großen Stellenwert im Spiel ein – wer will schon gerne laufen? War es in vorherigen GTA-Spielen noch eine Frage des Zufalls, ob die Alarmanlage scharf geschaltet ist, hat es der Spieler jetzt selbst in der Hand. Ist der Diebstahlschutz aktiv, bietet das Spiel die Möglichkeit, selbige in einer vorgegebenen Zeit zu entschärfen, bevor der Wagen losfährt. Das erspart Ausreißmanöver vor der Polizei. Apropos Polizei – das Entkommen gehorcht ebenfalls neuen Regeln. Für jeden aufgehäuften Polizeistern muss man einen Wagen der Herren in Grün schrotten, um eine Stufe herabzusteigen. Am einfachsten geht das, indem man eine scharfe Kurve fährt, während die Cops zu spät lenken und vor die Hauswand brettern.

Ein bisschen Geldverdienen

Zur Standardkost im Sinne von Nebenmissionen gehört bei GTA seit eh und je das Taxi fahren, die Bürgerwehr- sowie die Feuerwehrmissionen. Dies finden wir in unveränderter Form weiterhin vor. Für Chinatown Wars haben sich die Entwickler ein paar neue Minispiele ausgedacht. Es gibt zahlreiche Kioske, in denen man ein Rubbellos ziehen kann. Zu gewinnen gibt es Essen von Burgershot (das die Lebensenergie auffüllt), Waffen oder kugelsichere Westen von Ammunation, Geld oder gar Immobilien. Rubbellose verlieren jedoch schnell an Reiz, wenn man sich mal als Drogendealer verkauft hat. Dieses Feature ist vermutlich das Highlight an Chinatown Wars. Über die gesamte Stadt sind Dealer verteilt, die ihren Stoff verkaufen und frische Ware einkaufen. Je nach Gebiet könnt ihr dabei jede Menge Gewinn machen. Über besonders gute Angebote werdet ihr per E-Mail informiert. Die gesamte Drogendealer-Geschichte macht einen Heidenspaß und sorgt für relativ leicht verdientes Geld.

Ein bisschen Musik

Auf dem NDS konnte man den Mangel einer Sprachausgabe noch mit mangelndem Speicherplatz erklären – die PSP-Version hat diese Entschuldigung nicht und dennoch vermissen wir eine Synchronisierung. Die Zwischensequenzen sind Artworks, die wenn überhaupt nur minimal animiert sind und was gesagt wird, muss der Spieler selbst lesen. Die Musik im Radio dagegen hat sich in Umfang und Qualität gegenüber der DS-Version verbessert. Zwar gibt es nach wie vor nur Instrumentalmusik, dafür ist kein Rauschen mehr zu hören und die Anzahl der Radiosender hat sich verdoppelt. Dennoch hörten wir bereits nach wenigen Stunden Spielzeit kaum mehr neue Töne aus dem Autoradio – das kennen wir besser. Am Umgebungsklang in der Stadt gibt es hingegen nichts auszusetzen. Dieser ist glasklar und gewohnt gut.

Ein bisschen Multiplayer

Den Mehrspielermodus kann man als eingeschränkt betrachten. Spielen können nur zwei Kontrahenten gegeneinander, jedoch nur, wenn beide die UMD besitzen. Zu Spielen gibt es Rennen, Deathmatch- und Koop-Modi. Bei letzterer wäre vor allem eine höhere Anzahl von Spielern von Vorteil gewesen – etwa wenn ein Laster gegen Gangster verteidigt werden muss.

Einen Hauch von Internet hat GTA: Chinatown Wars ebenfalls zu bieten: Auf der PSP kann man, eine Registrierung in Rockstars Social Club vorausgesetzt, seine Freunde als solche deklarieren, eigene Favoriten aus den GPS-Daten austauschen sowie Statistiken hochladen.

Fazit

GTA: Chinatown Wars ist trotz kleinerer Mängel ein sensationelles Handheld-Spiel. Gerade der Drogenhandel ist ein Feature, das uns nicht mehr loslässt. Die spaßigen Missionen trösten über die etwas trübe Story hinweg. Wer ein abwechslungsreiches Action-Adventure für seine PSP oder den DS sucht, ist bei GTA: Chinatown Wars goldrichtig. Mit anderen Worten: Greift zu!


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Testergebnis

URS: 8 von 10
8

Positives

  • Drogenhandel