FIFA 10 für iPhone und iPod Touch im Test

Alexander Trust, den 11. Oktober 2009
FIFA 10 auf dem iPhone
FIFA 10 auf dem iPhone, Screenshot

FIFA Soccer von EA zählt neben der Konkurrenz von Pro Evolution Soccer von Konami zu „den“ Fußballspielen auf Computern und Videospielkonsolen schlechthin. Electronic Arts haben in dieser Spielzeit Apples Handhelds mit einer aktuellen Version versorgt. Sicherlich auch, weil zur letzten Saison der Konkurrent aus dem Hause Gameloft Real Football alleine um die Gunst der Kunden wildern konnte. Unser Test verrät, was FIFA 10 auf dem iPhone wert ist.

Der Soundtrack zum Spiel ist… toll. Ja, er ist toll. Doch leider gibt es nur einen markigen Song (Not Thinking Straight von Pint Shot Riot), der zwar ins Ohr geht, aber sich ständig und immer wiederholt. Gott sei Dank lässt sich die eigene iPod-Musikbibliothek in den Optionen zuschalten, ebenso wie der englischsprachige Kommentar. Entweder den, oder keinen, dachte sich EA. Grundsätzlich merkt man, dass EA (Mobile) beim App Store-Geschäft sehr amerika-zentriert agiert. Standardmäßig startet FIFA 10 nämlich mit der englischen Spracheinstellung. Wir müssen ihn hierzulande und anderswo in Europa zunächst umschalten, wenn wir die Beschriftungen in der Muttersprache erleben möchten.

Grafischer Zwiespalt

Ich bin hin- und hergerissen, wenn es darum geht, die Grafik im Spiel zu bewerten. Einerseits ist viel getan worden, damit FIFA 10 auf dem iPhone ein „rundes“ Erlebnis wird. Es gibt ein paar kleinere Jubelszenen, Wiederholungen von Torraumszenen, die Flagge des Heimvereins weht über die Zuschauerränge beim Einlaufen – es gibt sogar verschiedene Wettereffekte und den Wechsel von Tag und Nacht. Doch dann ist da das Aussehen von Frings, Gomez und Altintop oder Podolski und Klose. Viele Spieler sehen sich erstaunlich ähnlich. Während die Fanlager von PES und FIFA auf den Nextgen-Konsolen und am PC dahin tendieren sich dahingehend zu bekriegen, dass natürlich das eigene Lager die weitaus realistischeren Spielerfiguren bietet, muss man am iPhone mit Spielertexturen vorlieb nehmen, die sich häufig so sehr ähneln als hätte man sie aus der Mensakelle geschüttet. Dazu kommt, dass die Hautfarbe der Spieler tendenziell etwas zu dunkel ist. Der eben erwähnte Mario Gomez und mit ihm Frings oder Altintop wirken wie dunkelhäutige Rastafari. Schade, dass man nicht zumindest ein bisschen von dem Realismus der großen Systeme auch auf das kleine iPhone OS übertragen hat wollen.

Spielmodi

Neben der Möglichkeit ein schnelles Spiel zu machen, kann man eine Managerkarriere starten, in der man die Spiele entweder simuliert oder selbst spielt. Darin spielt man in der nationalen Liga, dem dazugehörigen Pokalwettbewerb und evtl. im europäischen Vergleich in der UEFA Euro League oder dem Champions League-Wettbewerb. Grundsätzlich ist es einem vorbehalten, den nationalen Pokalwettbewerb auch einzeln zu spielen. Man hat sämtliche, aus der großen Version bekannten Ligen und Spieler samt echter Namen zur Verfügung stehen. Das dicke Plus trägt EA schon seit Jahren vor sich her, und gefühlt ist der Bonus immer dünner geworden, den der Hersteller dadurch einheimsen kann. Andere Spielmodi sind ebenfalls aus dem großen Bruder bekannt, als da wäre der Be A Pro-Modus. In ihm übernimmt man als Spieler die Rolle eines einzelnen Kickers. Im Einzelspieler ist Be A Pro jedoch eher für die Mottenkiste geeignet, da die KI auf dem iPhone nicht immer auf der Höhe zu sein scheint. Eigentore durch verschiedene Feldspieler in einem einzigen Spiel dürften dafür Beleg genug sein.

Der Mehrspieler als Be A Pro wäre hingegen äußerst reizvoll. EA bietet auf dem iPhone den Multiplayer via WiFi an. Entweder ist man selbst der Host oder tritt einem Spiel bei, und zwar für ein normales Match oder eine Be A Pro-Partie – Elfmeterschießen nicht zu vergessen. Diese Wahlmöglichkeiten gelten indes nur im lokalen Wlan. D. h. ein Mehrspieler über das Internet ist bei FIFA 10 – bisher jedenfalls – nicht vorgesehen. Da hat der Konkurrent Real Football 10 mehr zu bieten. Ein wenig schade ist das freilich, denn in meinem Freundeskreis finden sich zwar eine Menge Computerspieler, doch bin ich mit der einzige dort, der ein iPhone sein Eigen nennt. Entsprechend komme ich wohl eher selten in den Genuss des iPhone-Multiplayers von FIFA 10. Ebenjener Mehrspielermodus ruft außerdem einen Bug im Spiel hervor. Hat man nämlich die Wireless-Verbindung ausgestellt, weist einen das Spiel darauf hin. Beim anschließenden Versuch abzubrechen, bzw. die Fehlermeldung mit okay zu bestätigen erscheint diese aber dauerhaft immer wieder auf dem Bildschirm.

One Touch

Man liest mittlerweile ziemlich häufig von der Modeerscheinung des One-Touch-Fußballerlebnisses, dass die Spiele bieten. Eigentlich haben das schon World Cup 1990 und Konsorten angeboten, nur eben auf einem ganz anderen Level der Simulation. Dieses eher arcademäßige Argument hat bei der Portierung von FIFA 10 auf dem iPhone eine kräftige Stimme erhalten, will heißen, die Umsetzung funktioniert äußerst gut. Sicherlich, das virtuelle D-Pad könnte etwas sensibler noch reagieren, doch die Steuerung mittels Buttons, das Tricksen und Passen, Lupfen und Schießen geht zügig von der Hand. Vom „Bedrängen“ eines Gegenspielers kriegt man, wie auch in den großen Versionen, eher wenig mit. Dafür allerdings sollte man mit dem Grätschen äußerst vorsichtig sein, sonst dezimiert man selbst eine Topmannschaft schnell zu einer Rumpftruppe, die kein Spiel gewinnen kann. Nicht raten kann ich Spielern zur Steuerung mittels Bewegungssensor. Ein nettes Gimmick vielleicht, zum Ausprobieren, doch wenig ergiebig, wenn man an vorderster Front das Runde ins Eckige bewegen möchte. Allerdings hätte EA darüber nachdenken können den „C“-Button, den es nur gibt, wenn man die Bewegungssteuerung aktiviert hat, im normalen Spiel optional anzubieten. Der „C“-Button ermöglicht das Sprinten, das sonst über einen möglichst weit nach außen gelegten Finger über dem Steuerkreuz erreicht wird.

Fazit

Von der Spielanlage her gefällt mir FIFA 10 auf dem iPhone. Schön ist, dass man sogar das D-Pad in seinen Ausmaßen ein wenig einstellen kann. Leute mit kleinen Fingern oder solche, die mit einem kleineren D-Pad leben können, werden die zusätzliche Übersicht auf dem Spielbidlschirm zu schätzen wissen. Die Grafik ist verbesserungsfähig, finde ich. Allen voran sollte man die Vielfalt der Spielertexturen vergrößern, damit nicht ein (Bayern-)Kicker dem nächsten zu sehr ähnelt. Die Mehrspieleroptionen sollte EA überdenken. Was nützt ein Be A Pro im lokalen Wlan, wenn man der einzige ist, der grad vor Ort ist. Fakt ist, man kann Saison um Saison spielen und wird das iPhone erst wieder aus der Hand legen, wenn man der Spielerei überdrüssig geworden ist. EA verlangt für den Titel 7,99 Euro und das ist, im Vergleich zum Vollpreistitel auf der PSP beispielsweise, verhältnismäßig günstig. Gelegenheitsspieler sollten sich die Investition vorher überlegen, Fußballfans können sich zwischen FIFA 10 oder RF10 entscheiden, da beide ordentliche Vertreter ihrer Zunft sind. Ein entsprechendes Review zu RF10 von mir folgt.


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Testergebnis

URS: 7,5 von 10
7,5

Positives

  • Steuerung anpassbar
  • interessantes One-Touch-System

Negatives

  • Multiplayer kaum zu gebrauchen