iTunes: Apps dominieren Musik, Labels verunsichert
rj, den 21. September 2009Man möchte Mitleid bekommen: Weil Apple mit dem App Store so gute Geschäfte macht, dominiere das Programmangebot inzwischen deutlich über den Musikshop-Aspekt bei iTunes. Und daher befürchten Stimmen bei den großen Musiklabels in Zukunft schlechtere Geschäfte. Apples Innovationskraft werde aber weiter gebraucht, wird der ungenannte CEO eines Majors zitiert. Ein kleiner, hochsubjektiver Rant aus gegebenem Anlass.
Der Trend scheint deutlich: auf dem letzten Special Event Apples drehte sich einiges um Musik, aber vieles um Apps und Spiele. Die neuen LP-Formate bei iTunes sind zugegebenermaßen hübsch. Verglichen mit dem längerfristigen Impact, der beispielsweise mit den Lokalisierungsfunktionen des iPhone 3GS und seiner Navi-Tauglichkeit kommt, scheinen sie jedoch vergleichsweise undramatisch. Und auch wenn Apple angibt, mehr Leute denn je in der Musiksparte zu beschäftigen: Musik ist als Thema zunehmend ins Hintertreffen geraten. Konsequenterweise wurde zuletzt dem iPod nano Videofunktionalität verpasst.
Nun fürchten die Labels sinkendes Interesse Apples an der Musiksparte und beklagen, dass man sich in Cupertino diesbezüglich „auf den Lorbeeren ausruht“. Denn „bahnbrechendes“ gab es von Apples Musikfront in der jüngsten Vergangenheit nichts zu berichten.
Mitleid ist indes vollkommen fehl am Platz, im Gegenteil nimmt es Wunder, mit welcher Chupze hier Apple in die Pflicht genommen wird, die Hausaufgaben anderer zu erledigen. Wir erinnern uns: Die letzte bahnbrechende Neuerung in Sachen iTunes war der Verzicht auf Kopierschutz, und dieses Feature wurde nicht auf das Bitten der Labels nach innovativen Ideen entwickelt, sondern gegen deren erbitterten Widerstand erkämpft. Und wie es um die gegenseitige Unterstützung bestellt ist, wenn man sich in der Musikbranche einen Moment lang nicht an die Rolle Apples als den eigentlichen Innovationsmotor im Online-Musikbusiness erinnert, erfuhr man letzte Woche, als man Apple für das innovative Vermarkten der Label-Produkte auch noch Geld abknöpfen wollte.
Aber es macht einen Sachverhalt deutlich: solang man von den Majors nichts zu hören bekommt, kann man immerhin dahingehend beruhigt sein, dass kein weiterer Patzer kommt. Wenn man dagegen von Apple nichts hört, ist das ein Innovationsstillstand.
Wer solche Geschäftspartner hat, braucht keine Konkurrenten mehr – und es bleibt zu hoffen, dass man bei Apple den Musikbereich schon allein angesichts des riesigen iPod-Markts weiter gut bedient. Dass man sich angesichts der Statements und den (nichtvorhandenen) Strategien und Innovationen der Labels besser auf die eigenen Produkte und Ideen verlässt, ist mehr als verständlich.