Cleopatra: Schicksal einer Königin im Test

Alexander Trust, den 30. Juli 2009
Cleopatra: Schicksal einer Königin
Cleopatra: Schicksal einer Königin, Screenshot

Auf Macnotes hatten wir bereits das Vergnügen ein anderes Adventure von Coladia zu testen. Cleopatra: a Queen’s Destiny weist erstaunliche Parallelen dazu auf und ist auch in der Wertung nicht weit weg von Destination: Treasure Island.

Dieses Mal verschlägt es den Spieler allerdings ins alte Ägypten. Als Protagonist Thomas versuchen wir, die Astronomie zu studieren. Akkad ist unser Lehrmeister. Doch jener Meister hat eine Tochter, Iris, die dem Helden gehörig den Kopf verdreht; er ist bis über beide Ohren verliebt in sie. Eines wunderschönen Tages wird er jäh auf den Boden der Realität zurückgeholt, als nämlich Iris samt Vater verschwunden sind. Einzige Indizien sind Blutflecken auf dem Boden.

GZSZ

Das Abenteuerspiel, das es vom PC auf den Mac geschafft hat, begrüßt den Spieler gleich nach dem Start mit seiner Steuerung. Bereits das Menü ist so aufgebaut, wie das Spiel sich später steuern lassen wird: Es gibt ein Bild, indem sich der Spieler 360° umschauen kann. Per Klick in eine vorgegebene Richtung geht es zum nächsten Bild. Damit ist die Steuerung bereits im Menü erklärt und so entfällt ein Tutorial.

Bevor ein neues Spiel gestartet werden kann, müssen wir uns ein Avatar und ein Sternzeichen aussuchen. Diese beiden Eigenschaften werden das Spielgeschehen etwas beeinflussen. Je nach Tagesform, die abhängig von der Sternenkonstellation und dem gewählten Sternzeichen ist, sind manche Rätsel einfacher oder schwerer zu lösen. Als Beispiel sei ein Rätsel genannt, in dem wir ein Stück Papyrus aus dem Wasser fischen mussten. An „guten“ Tagen trieb das Laub nebst Notiz ans Ufer, an „schlechten“ mussten wir uns noch eine Angel bauen, damit wir die Nachricht von der Mitte des Flusses bergen konnten. Damit versucht der Hersteller einen gewissen Wiederspielwert zu schaffen.

Keine besonderen Ansprüche

Das Spiel selbst verlangt nichts Unmenschliches. Es ist bereits mit einem beliebigen Intel-Mac zufrieden, selbst die Intel-Grafikchips sind ausreichend. Das ist aber bei der gebotenen Grafik kein Wunder. Die Schauplätze bestehen aus Standbildern, bei denen einige Objekte, etwa das Wasser, zum Teil animiert sind. Insgesamt bietet Cleopatra keine besonders hervorstechende Optik, aber dafür eine ziemlich stimmige, die in den oberen Durchschnitt eingeordnet werden kann. Die Akustik entschuldigt vieles, denn diese ist gut gelungen. Das bezieht sich sogar auf die deutsche Vertonung, für die passende Sprecher gewählt wurden, die ihre Rollen überzeugend darbieten.

Durch Rätsel gestreckt

Einen kleinen Wermutstropfen stellen die Rätsel dar. Wenn man einmal auf die Lösung gekommen ist, war die Aufgabe rückblickend zwar fair und logisch, doch auf dem Weg dorthin kann einige Zeit vergehen, die wohl die Spielzeit verlängert, aber auch die Geschichte aufhält. Vorsicht ist allerdings geboten, denn wie es scheint, gibt es sogar unschöne Einbahnstraßen. Während unseres Tests ist es uns zumindest einmal vorgekommen, dass wir den falschen Stab in den Tisch eingespannt haben. Er ließ sich dann nicht mehr entfernen und auch nicht bearbeiten. Schlussendlich mussten wir den letzten Spielstand neu laden. Irgendwo ist dies aber ein notwendiges Übel, denn wenn man die Bedenkzeit für die Rätsel abzieht, ist das Spiel insgesamt recht kurzweilig. Ähnlich verhielt es sich schon bei Destination: Treasure Island.

Kombinationsgabe von Vorteil

Wie in fast jedem Adventure muss auch in Cleopatra gebastelt werden. Zwei oder mehr gefundene Objekte lassen sich kombinieren, sodass ein neues entsteht, das im Verlauf weiterhilft. Werden mehr als zwei Fundstücke zusammengebaut, hilft das Spiel mit einer kleinen Kombinationsformel auf die Sprünge, sodass ihr zumindest seht, wie viele Teile aus dem Inventar zusammengefügt werden müssen.

Such doch selber!

Auf der letztjährigen Games Convention erzählte ein Entwickler von Ankh, dass „spätestens seit Geheimakte: Tunguska“ der „Szene durchsuchen“-Button Standard wäre. An dieser Stelle bricht Cleopatra mit den guten Vorsätzen, denn jenen Knopf sucht der Spieler vergebens. Man muss selbst nach auf dem Boden liegenden Gegenständen suchen und merkt erst, wenn es nicht mehr weiter geht, dass man unter Umständen etwas vergessen hat.

Gut gefällt uns aber die Karte von Alexandria. Mit ihrer Hilfe können wir einmal erkundete Lokalitäten direkt anspringen, ohne den langen Weg noch einmal selbst gehen zu müssen.

Fazit oder: was uns die Ägypter lehren

Am Ende der Reise bleibt von Cleopatra – Schicksal einer Königin ein ziemlich durchschnittliches, aber durchaus grundsolides Adventure übrig, das einiges richtig macht, an anderen Stellen aber patzt. Dass die Grafik nur mit inkonsequenten Animationen aufwartet, trübt den sonst eigentlich guten Schein etwas. Dennoch schafft es das Spiel weitestgehend den Thomas zu motivieren, seine Iris wiederzufinden. Wer auf Adventures steht, die auch etwas kniffelige Rätsel bieten, wird in Ägypten wahrscheinlich nicht enttäuscht werden. Wer hingegen von Titeln wie Geheimakte: Tunguska verwöhnt wurde, wird an vielen Stellen über nicht vollendete Unregelmäßigkeiten stolpern. Schade, denn das Setting hätte mehr hergegeben. Eine kostenlose Demo-Version (DMG, Universal Binary) bietet Coladia an, für all diejenigen, die zunächst gucken wollen, ob’s wirklich passen könnte.


Ähnliche Nachrichten

Testergebnis

URS: 6 von 10
6

Negatives

  • Animationen nur halbgar