Die Sims 3 für Mac im Test
Alexander Trust, den 29. Juli 2009Electronic Arts hat den dritten Teil von Die Sims wiederum als Hybridvariante für Windows und Macs herausgegeben. Grundsätzlich ist EA als Vorreiter zu begrüßen – ein großer Publisher, der mittlerweile viele seiner Titel auch für den Mac veröffentlicht, wenngleich leider nicht nativ. Aus Köln schickte man Macnotes ein Rezensionsexemplar, das wir natürlich unter die Lupe genommen haben.
Aller Anfang ist schwer, heißt es. Gleichzeitig ist aber bei einem Unterhaltungsprodukt nichts so wichtig, wie der erste Eindruck, den es hinterlässt. Wenn ein Buch den Leser nicht von Beginn an fesseln kann, dann haben nur wenige die Geduld, es auch bis zum Ende zu lesen. Natürlich ist die Situation bei Computerspielen ein wenig anders, aber trotzdem…
Technische Kleinigkeiten
Die Installation von Die Sims 3 auf unserem Testgerät – einem Mac Pro mit Radeon 4870 und 8 Prozessorkernen – verläuft relativ unspektakulär, wie es unter OS X eben häufig geht. Ein spartanisches Fenster, in dem man entweder die App in seinen Programme-Ordner zieht, oder wie auch in diesem Fall, ein Doppelklick ausreicht. Nach der Installation wird die Begrüßungsapp gestartet aus der heraus man auch Die Sims 3 start kann oder aber im Shop Zusatzinhalte für das Spiel einkaufen, und andere Dinge mehr erledigen kann. Nach Abschluss der Installation kam der Hinweis auf die Steuerung mit rechter Maustaste, die das Spiel explizit verwendet. Nachzulesen seien Hinweis in der Readme, die man gleich im Anschluss lesen könne. Doch zurück zum App. Es lädt erst ein Mal ein paar Updates herunter – relativ zügig geht das von statten, schneller als dasselbe Prozedere bei der Windows-Installation. Als es fertig ist, verschwindet die App vom Bildschirm. Es kommt keine weitere Rückmeldung. Wir müssen das Spiel also nochmal von Hand starten, anders als unter Windows. Umständlich, irgendwie.
In der Readme fand ich den Vermerk, dass das Spiel beim ersten Start die Hardwarekonfiguration des Rechners überprüfen würde und dann die optimalen Einstellungen auswählt. Ein Versprechen, das zumindest in unserem Fall nicht eingehalten wurde. Denn der 16:10-Bildschirm begrüßt mich in niedriger Auflösung im 4:3-Format samt schwarzen Streifen am linken und rechten Rand. In den Optionen der Simulation muss also von Hand nachgeholfen werden. Angesichts der vorhandenen Rechenleistung gehe ich in die Vollen, und… Siehe da, ein Hinweis, dass die umfangreiche Veränderung der Grafikeinstellungen besser einen Neustart des Programms nach sich zieht, erscheint, da es ansonsten zu Probleme kommen könnte. Also noch mal raus und wieder rein. Frei nach dem Motto Berlusconi: Bin e isch wieda weg. Bin e isch wieda da.
Sunset Valley
Wenig humoristische Namen von Familien, die in einer Stadt namens Sunset Valley gesiedelt haben, dienen neben anderen Informationen dazu die Situation vor dem ersten Mal Spielen zu erläutern. Und dann seh ich sie: Die Spielgrafik auf oberstem Niveau, den Einstellungen gemäß. Ein wenig enttäuscht bin ich freilich. Trotz 1920 * 1200er Auflösung wirkt die Grafik relativ mau. Die Performance ist zudem, trotz potenten Mac Pros im Hintergrund, bescheiden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Mac-Variante mit Cider von Transgaming befeuert wird und eben keine native OS X-Anwendung ist. Leicht im Vorteil sind am Mac Rechner, die von Nvidia-Grafikkarten gespeist werden, weil diese der landläufigen Meinung nach besser mit OpenGL zurecht kommen. Im Vergleich zur Windows-Version sieht Die Sims 3 auf dem Mac allerdings zum einen ein wenig schlechter aus und ist ab einem gewissen Grad weniger flüssig zu spielen.
Kleider machen Leute
Nachdem die ersten visuellen Eindrücke aufgenommen sind, geht es zwar noch nicht ans Spielen, wohl aber ans Eingemachte. Wir dürfen mit dem Charaktereditor arbeiten, wohl einem Herzstück von Die Sims 3 und aller vorangegangener Teile. Das dauert eine Weile, und, oblgeich wir von Beginn an beschränkte Auswahlmöglichkeiten haben – wer kauft wird könig sein – sieht das Ergebnis von einem Sim mir doch hinreichend ähnlich. Ähnlicher auch als sein Pendant in der iPhone-Variante. Kochen kann ich und küssen auch, zumindest mein Sim kann es. Alles andere kann ich schlecht selbst beurteilen.
Wie das Leben so spielt
Die Sims 3 ist, wenn man die technischen Abstriche im Vergleich zur Windows-Version in Kauf nimmt, eine äußerst umfangreiche Simulation, die viele Optionen anbietet. Ich kann und muss irgendwann Arbeit finden, um zu überleben. Damit allerdings verhält es sich nicht ganz wie im richtigen Leben. Alternative Lebensstile, zum Beispiel von Hausbesetzern, Arbeitslosen oder gar Bettlern werden in dem Lebensentwurf von Die Sims nicht berücksichtigt. Davon abgesehen können diverse Karieren durchlaufen werden und ich bin als Spieler dazu verpflichtet mein sehr anspruchsvolles „Tamagotchi“ zu pflegen und zu hegen. Der Sim hegt Wünsche, hat Launen und Bedürfnisse. Allesamt stehen sie in Verbindung zueinander und entsprechend sorgsam muss ich mit ihm oder ihr umgehen. Ich kann die Spielgeschwindigkeit einstellen, in einem Baumodus mein typisch amerikanisches Wohnhaus einrichten und damit meinen Konsumdurst stillen. Oder aber ich werde auf verschiedenen Wegen meine persönlichen Fähigkeiten ausbauen. Bücher lesen, um Rezepte aufzuschnappen, Kochkurse belegen oder selbst einem Job in der Küche nachgehen… – Jede Fähigkeit bietet insgesamt 10 Ausbaustufen an, und die höchsten davon erreicht man vielleicht erst im hohen Alter, weil eben Erfahrung manchmal doch nicht zu ersetzen ist.
Fazit
Wenn ich die Wahl habe, würde ich zur Windows-Variante greifen. Apple-Nutzer haben die Wahl, weil Sie Die Sims 3 als Hybrid-Version im Handel erwerben können. Mit Boot Camp und einer parallelen Windows-Installation wird man das Spiel etwas schicker und etwas schneller unter Windows erleben. Grundsätzlich läuft die Simulation nicht auf Power Macs, und funktioniert laut Hersteller nicht mit der onboard Grafiklösung Intel GMA 950. Doch schon mit der GMA 3er-Serie soll es funktionieren. Der Titel ist mit Sicherheit für viele viele Spielstunden interessant. Trotzdem darf man insgesamt enttäuscht sein, wenn man den Vergleich zu anderen Simulationen anstrengt. Was Ubisoft beispielsweise mit Anno 1404 grafisch im Stande zu leisten ist, und wie altbacken dagegen die Engine von Electronic Arts Titel wirkt – schade. Der Spielspaß ist trotzdem gegeben, weshalb EA mit Die Sims über die Jahre eine weltweit große Fangemeinde aufgebaut hat. Wegen der technischen Nachteile gegenüber der Windows-Version kriegt Die Sims 3 für Mac von mir allerdings nur 6.5 von 10 Punkten.