Test: Empire: Total War

Alexander Trust, den 7. April 2009
Empire: Total War
Empire: Total War – Screenshot

Empire: Total War im Test. Creative Assembly liefert mittlerweile den fünften Teil der Total-War-Reihe. Fans von Strategiespielen horchen auf. Natürlich lenkt Ihr auch jetzt wieder die Geschicke verschiedener Nationen. Doch beim aktuellen Spross könnt Ihr nicht nur an Land kämpfen. Neue sind ausgiebige Seeschlachten.

Ein Tutorial macht Euch mit der Steuerung vertraut. Dabei bekommt Ihr die grundlegenden Funktionen von Land- und Seegefechten erklärt. Leider gibt es keine umfassende Erläuterung von vorhandenen Tastenkombinationen oder wie Ihr Formationen im Kampf bildet. Derlei Hinweise erfahrt Ihr während des Spiels durch die Computerstimmen der Berater und in Informationsfenstern. Ihr könnt das Spiel nach einer Weile mit Sicherheit ordentlich bedienen. Besser ist es aber, wenn Ihr vor oder beim Spielen einen Blick in die Anleitung werft.

Mehrere Kampagnen

Creative Assembly bleibt seiner Linie in Empire: Total War treu. Ihr agiert weiterhin in einer Kombination aus rundenbasierten Aktionen und Echtzeitkämpfen in Missionen und auf Schlachtfeldern. Interessant ist, dass Euch für den Singleplayer zwei unterschiedlich aufgebaute Kampagnen zur Verfügung stehen, sowie ein Gefechtsspiel.

Auf dem „Weg zur Unabhängigkeit“ schlüpft Ihr in die Fußstapfen George Washingtons. Sichert zunächst Eure Kolonien in Amerika oder kämpft gegen Indianer und Franzosen, bis Ihr Euch schließlich durch vier Episoden zur Unabhängigkeitserklärung spielen könnt.

Ihr steigert Euer Ansehen bei der englischen Krone und bekommt als Belohnung Münzen für Eure Kassen. Damit Eure Kolonie auch wirtschaftlich bestehen kann, müsst Ihr darauf achten, dass die Ausgaben für Truppen nicht ins Unermessliche steigen. Baut Ihr Eure Städte aus und optimiert sie, könnt Ihr besser und mehr erwirtschaften. Als ultima Ratio könnt Ihr das Volk durch höhere Steuern zur Kasse bitten.

Provinz und Volk reagieren

Seid Ihr mit Euren Feldzügen in Empire: Total War erfolgreich, mag euch die Bevölkerung besser leiden. Ja sogar Ihr Nationalstolz wächst. Schließlich wird aus der kleinen Siedlung eine florierende Stadt. Ihr könnt zum Beispiel Verwaltungsgebäude erweitern und vergrößern, oder Wege zu Straßen ausbauen und so die Infrastruktur verbessern.

Genauso verhält es sich bei den übrigen Gebäuden. Aus dem kleinen Fischerhafen wird mit der Zeit ein Warenumschlagplatz mit Werft für Eure Flotte. Ländereien wirtschaften besser und können Waren im Überschuss produzieren. Die verkauft Ihr dann im Handel mit anderen Völkern zu Weltmarktpreisen.

Mit Hilfe zur Weltmacht

Ähnlich wie im „Weg zur Unabhängigkeit“ funktioniert die zweite, die „große Kampagne“. Ihr wählt die Nation aus, mit der Ihr die Welt erobern wollt. Darunter auch große Nationen wie England, Frankreich, Schweden, Dänemark, Preußen oder Spanien. Empire: Total War setzt Euch dabei fast keine Grenzen.

Die „Große Kampagne“ beschränkt sich nicht auf einen Kontinent oder ein Land. Ihr agiert vielmehr auf dem gesamten Globus. Erobert Provinzen und baut diplomatische Beziehungen auf, und zwar nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika oder Asien. Ihr müsst bis zu einem bestimmten Datum eine gewisse Anzahl an Provinzen erobern. Egoistisches Handeln belohnt das Spiel aber nicht. Bündnisse und Abkommen mit anderen Ländern, und so starke Partner zu bekommen, bringt Euch weiter.

Am Anfang einer Kampagne stellt Euch die Beraterstimme kurz das Spiel vor und gibt wichtige Hinweise. Unter anderem spielt bei einigen Nationen die Konfession eine Rolle. Wundert Euch also nicht, wenn manchmal der Glaube Eurer Nation Schuld am Ausbruch eines Krieges ist.

Kunst der Diplomatie

Empire: Total War betont besonders in der „großen Kampagne“ die diplomatischen Beziehungen. Bei Eurer Wahl sollten die Interessen anderer Völker eine Rolle spielen. Denkt bloß nicht, dass man Euch entgegen kommt. Vielleicht ist Euer Partner nämlich nur an einem Handelsabkommen interessiert, oder er möchte mit Euch auch ein militärisches Bündnis eingehen. Im Kriegsfall erwarten Eure Partner allerdings, dass Ihr ihnen beisteht. Genauso könnt Ihr Euch unter Umständen auf Eure Bündnisse berufen.

Mit Glück gewährt man Euch sogar militärisches Durchgangsrecht oder tauscht Technologien oder Provinzen aus. Den technischen Fortschritt treibt Ihr anhand eines Forschungsbaums weiter. Je nach Ausbaustufe von Städten und Gebäuden, könnt Ihr (weitere) neue Technologien entwickeln. Es gibt die drei Forschungsgebiete Militär- und Industrietechnologie, und Philosophie.

Ein Schritt nach dem anderen

Wenn wir Empire: Total War mit anderen Strategiespielen wie Age of Empires oder Cossacks vergleichen, fällt gleich der Fokus auf die rundenbasierte Strategie auf. Einheiten rekrutiert Ihr rundenweise, genauso verhält es sich bei den Weiterentwicklungen.

Ihr könnt Eure Truppen nicht beliebig Vorrücken. Die Soldaten können nur eine gewisse Distanz pro Runde zurücklegen. Andere Einheiten nehmen anderen Aufgaben wahr. Euer Spion kann es zum Beispiel schaffen, Informationen über benachbarte Gegner zu beschaffen oder deren Gebäude und Städte zu sabotieren.

Ehe Ihr aber die Aktionen der nächsten Runde einstellen könnt, werden erst die übrigen Nationen berechnet und simuliert. Das geht dann im Wechsel immer so weiter. Die gegnerischen Truppen werden von Generälen symbolisiert, die teilweise geschichtliche Personen, wie George Washington darstellen.

Auf in den Kampf

Habt Ihr Euch wirtschaftlich etwas abgesichert, Eure Truppen verstärkt und verbessert, baut Ihr den eigenen Macht- und Einflussbereich aus. Ihr führt also Krieg und greift andere Dörfer und Städte an.

Es kommt aber nicht auf die bloße Truppenstärke an. Im Kampf kann es passieren, dass die eigenen Soldaten sich einschüchtern lassen und so eher den Rückzug antreten; der Gegner lässt sich demgegenüber vielleicht mürbe machen, wenn Ihr seine Stadt zunächst belagert; Angriffe steuert Ihr wahlweise selbst oder lasst sie vom Computer simulieren.

Live auf dem Schlachtfeld

Empire: Total War punktet mit seinem Kampf-Modus, bei dem die tolle 3D-Grafik zum Tragen kommt. Ihr könnt durch stufenloses Scrollen sogar selbst Teil auf dem Schlachtfeld werden. Ihr könnt im Nahkampf agieren oder Truppen gemeinsam in Formation antreten zu lassen. Sinnvoll ist es, die Angriffe von Kavallerie, Infanterie und Kanonen zu kombinieren.

Mit einem Kanonenangriff zerstört Ihr wichtige Schutzwälle und schwächt die Moral der Gegner. Schließlich setzt Ihr mit der Infanterie Euren Angriff fort und schließt Ihn mit einem Sturm der Kavallerie ab. Durch verschiedene Formationen, auch in Kombination einzelner Einheiten, könnt Ihr Euch taktische Vorteile verschaffen. Eine Formation zieht Ihr mit der Maus auf dem Bildschirm auf. Ihr könnt sie per Tastendruck verkürzen oder erweitern.

Seeschlachten in Empire: Total War

Genauso verhält es sich bei Kämpfen auf hoher See. Das Tutorial gibt Euch auch dafür eine Einführung in die Steuerung und Möglichkeiten der Seeschlachten. Ihr könnt Schiffe ebenso in Formation angreifen lassen und außerdem verschiedene Munitionsarten auswählen. Diese schwächen die gegnerischen Schiffe entsprechend am Rumpf oder bei den Segeln und machen sie zunehmend manövrierunfähig. Für einen Nahkampf gibt es ebenfalls die passende Munition. Ist der Gegner entsprechend eingeschüchtert, lässt sich das Schiff entern.

Wenn Ihr keine Kampagne spielen möchtet, steht Euch noch die Option zur Verfügung, einfach nur ein Gefecht zu spielen. Empire: Total War bietet verschiedene Szenarien an. Dazu gehören neben der klassischen Landschlacht auch Belagerungen von Städten oder Seegefechte.

Mehrspieler an Bord und passende Atmosphäre

Den Multiplayer müsst Ihr kostenlos aktivieren. Das funktioniert zum Beispiel über Steam mit einem Patch. Ihr könnt das Strategiespiel dann gegen andere Mitspieler im Internet oder im lokalen Netzwerk spielen.

Spielspaß ist also garantiert. Doch Empire: Total War bietet darüber hinaus eine tolle Atmosphäre. Zwischensequenzen untermalen erfolgreich abgeschlossene Aufgaben, Ladebilder zeigen virtuelle Szenen aus den Schlachtfeldern des 18. Jahrhunderts und sind zudem mit einem Zitat von bekannten Persönlichkeiten gespickt. Der Soundtrack sorgt für Eroberergefühle.

Grafisch ansprechend

An der Grafik sparten die Entwickler genauso wenig. Die Landschaften wirken durch Spiegelungen, Nebel oder Sonnenreflektionen authentisch. Je nach Jahreszeit sind sie sogar mit Schnee bedeckt. Hindernisse stellen sich den Truppen beim Angriff in den Weg. Die Kavallerie nimmt die Hürden im Sprung.

Auf den Schiffen beobachtet Ihr das Treiben, wie Matrosen die Masten empor klettern, Segel setzen oder Kanonen nachladen. Wenn Ihr genau hinseht, bemerkt Ihr das Einfallen von Segeln und Tauen, sollte das Schiff eine Wende drehen oder der Wind wechseln.

Viel Festplattenplatz

Manchmal hat Spieltiefe ihren Preis. Satte 15 GByte benötigt die Installation. Ihr solltet außerdem über 2 GByte Arbeitsspeicher unter Vista oder 1 GByte unter Windows XP verfügen.

Als Kopierschutz verwendet Empire: Total War Steam, das in unserem Test für einige Probleme bei der Installation und den ersten Startversuchen sorgte. So ließ sich das Spiel anfangs gar nicht installieren, da keine Verbindung zum Server aufgebaut werden konnte und die ersten Spielstarts waren nicht möglich. Seit dem der Start aber problemlos funktionierte, gab es keine Störungen mehr.

Fazit

Mit Empire: Total War ist es den Entwicklern von Creative Assembly gelungen an die Erfolge der Total-War-Reihe anzuknüpfen. Die Kombination aus Rundenstrategie und Echtzeitkämpfen ist sehr gut gelungen und sorgt bei mir für lang anhaltenden Spielspaß.

Die Optionen in den Land- und Seeschlachten sind umfassend. Ihr habt jede Menge Handlungsspielraum. Das Tutorial sollte diese für Anfänger aber noch genauer beleuchten, damit jeder die gleichen Chancen hat.

Der Titel ist optisch ein Hingucker und wirkt zudem in feinen Details authentisch. Eines davon ist die Konfession. Sie nimmt Einfluss auf das Spielgeschehen und bildet damit natürlich den gesellschaftlichen Hintergrund des 18. Jahrhunderts ab.


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Testergebnis

URS: 8 von 10
8

Positives

  • authentisch
  • gute Atmosphäre
  • viele Details

Negatives

  • Anfänger haben hohe Lernkurve