Test: Cubase Essentials 4

cs, den 7. März 2008
Cubase Essential 4 Projektfenster
Cubase Essential 4 Projektfenster, Screenshot

Mit Cubase Essential 4 bringt Steinberg eine neue abgespeckte Version der professionellen Sequencer, Recording und Mixer-Software Cubase 4 auf den Markt. Wir haben die Software getestet. In diesem Test wollen wir zeigen, was Cubase Essentials 4 dem ambitionierten Hobby-Musiker bietet.

Die Zielgruppe von Cubase Essential sind Hobby-Musiker, die mit einem kleinen Budget eine professionelle Software für ihr (Home-)Studio einsetzen möchten. Für den Preis von 149,-Euro buhlt Steinberg um die Gunst der Benutzer.

Folgende Features werden unter anderem von Cubase Essentials 4 angepriesen:

  • MediaBay Sound Management
  • HALionOne Sampling Instrument mit Preset vom Yamaha Motif Synthesizer
  • Integrierter Amp-Simulator
  • Einen Arranger Track mit pattern-basierten Arrangier-Werkzeugen für
    bis zu 16 verschiedenen On-the-fly Arrangements oder Live Performances
  • Instrumenten-Tracks
  • Spuren-Presets
  • Drag & Drop für Insert Effekte und kopieren von Plugins zwischen
    Spuren im Cubase Essential 4 Mixer

Cubase Essential beinhaltet außerdem 20 neue VST3 Plugins. VST3 ist die Weiterentwicklung der beliebten und verbreiteten VST-Plugins von Steinberg. Die Codebasis wurde komplett überarbeitet und somit nicht nur neue Features implementiert, sondern auch die Perfomance und Stabilität verbessert. Eine Beschreibung sämtlicher neuen Features würde den Umfang des Test überschreiten. Wer mehr Informationen haben möchte, dem sei die Seite über VST3 bei Steinberg empfohlen.

Installation und erster Start

Cubase Essential 4 wird in einer Box ausgeliefert. Der Inhalt besteht aus der hybriden Installations CD, dem mehrsprachigen Handbuch zur Einführung und dem für Cubase typischen USB-Dongle.

Die Installation verläuft reibungslos und schnell. Nach der Installation gilt es den USB-Dongle mit der neuen, für Cubase Essentials notwendigen, Lizenz zu aktivieren. Dazu muss ein eigenes Tool namens „Lizenz Kontroll Center“ gestartet werden, und die Lizenz mittels des mitgelieferten Lizenz-Codes beantragt werden. Die eigentliche Lizenz wird über das Internet übertragen und auf dem USB-Dongle gespeichert. Schön ist die Tatsache, dass man auf dem Dongle mehrere Lizenzen für verschiedene Steinberg Produkte gleichzeitig speichern kann. Somit wird nur ein USB-Port von dem Dongle blockiert.

Ich möchte an dieser Stelle das vorbildliche Handbuch für die ersten Schritte hervorheben, das einem schritt für schritt durch alle wichtigen Prozesse begleitet und wirklich sehr gut und verständlich geschrieben wurde. Jedem Cubase Einsteiger empfehle ich, das gedruckte Handbuch im Vorfeld wenigstens kurz zu überfliegen. Man findet nützlich Infos und Tipps, auch zum Setup des Audio-Systems. Die gesamte Dokumentation aller Funktionen liegt nicht in gedruckter Form vor. Diese Dokumentation wird auf der DVD in Form von PDFs mitgeliefert und ist in der Qualität ebenso hervorragend. Aus der Anwendung heraus kann man es jederzeit aufrufen.

Ist die Installation der Lizenz auf dem Dongle geschafft, kann Cubase Essential gestartet werden. Nach dem Start wird kein Projekt geladen und man sieht nur das Transportfeld. Man hat nun die Möglichkeit ein neues Projekt zu erstellen, oder ein vorhandenes zu öffnen.

Legt man ein neues Projekt an, kann aus sechs Vorlagen gewählt werden, oder man legt ein leeres Projekt an. Anschließend wird man gebeten einen Pfad für das Projekt anzugeben. Ist das erledigt, sieht man das je nach Auswahl der Vorlage, mehr oder weniger leere Projektfenster.

Die Benutzeroberfläche präsentiert sich in einem dunklem Blau-Grau und wirkt auf mich trotz der Vielfalt von Optionen nicht überladen. Die Farbwahl der Oberfläche empfinde ich auch als angenehm, auch wenn man mehrere Stunden mit dem Tool arbeitet.

Da Cubase sehr komplex sein kann, ist es am Anfang gut, wenn man sich durch die einzelnen Tutorials im gedruckten Handbuch durcharbeitet. Anhand der Tutorials wird man schrittweise in die Welt der Musikproduktion eingeführt. Diese Tutorials werden durch auf der DVD enthaltene Beispielprojekte ergänzt, so dass man immer das gleiche Ausgangsmaterial zur Verfügung hat. Man lernt die Aufnahme von Audio- und MIDI-Material, das Nachbearbeiten der Aufgenommenen Spuren und den Umgang mit Loops. Anschließend wird man kurz in das komplexere Thema Effekte und erstellen eines Mixdowns eingeführt. Der abschließende Lehrgang soll die Medienverwaltung von Cubase näher bringen.

Aufnehmen von Audiomaterial

Die Aufnahme von Audiospuren ist einfach und bedarf, neben der korrekt eingerichteten Hardware, nur wenige Einstellungen in Cubase. Hat man die aufzunehmende Spur angelegt, muss man der Spur die Eingänge und Ausgänge zuordnen. Anschließend pegelt man das Signal ein. Ist die Spur korrekt eingestellt, kann man wählen ob man zu einem Metronom spielen möchte. Die Einstellungen des Metronoms sind alle über das Transportfeld ersichtlich und einzustellen. Jetzt kann die Spur durch Aktivierung der Aufnahme eingespielt werden. Natürlich können auch mehrere Audiospuren gleichzeitig eingespielt werden.

Die Zuordnung der Eingangs- und Ausgangskanälen ist über den so genannten Inspektor sehr einfach und intuitiv durchführbar.

Es bestehen vielfältige Möglichkeiten zum Nachbearbeitung von Audiomaterial. So besteht die Möglichkeit des einfachen Trennens, dem Anpassen der Länge, zu Vervielfältigen, zu normalisieren, Time-Stretching, umkehren, Fades erstellen, uvm. Eine detailierte Beschreibung aller Möglichkeiten würde den Umfang des Tests sprengen.

Aufnehmen und bearbeiten von MIDI

Die Aufnahme und das Nachbearbeiten von MIDI ist ebenso einfach gelöst wie die Aufnahme von Audiospuren. War es bei früheren Cubase Essential Versionen noch notwendig eine MIDI-Spur einzurichten, diese an ein VST-Instrument zu leiten, das wiederum im Fenster VST-Instrument eingefügt werden musste, so bietet Cubase Essentials 4 die sogenannten Intrumentenspuren. Fügt man eine Intrumentenspur ein, hat man die Möglichkeit das mitgelieferte HALion One zu verwenden. Das ist ein einfache rSampleplayer, ausgestattet mit dem Sample-Content der Yamaha Motif Serie. Dadurch stehen einem viele gut klingende Instrumente zur Verfügung.

Hat man seinen Klang gefunden und eingerichtet, kann man zur Aufnahme der MIDI-Spur gehen. Man muss seine MIDI-Spur mit dem gewünschten MIDI-Instrument verbinden und kann eigentlich schon loslegen.

Weiterhin ist es möglich mit dem Key-Editor die MIDI-Daten zu bearbeiten. Das ist praktisch, wenn man beispielsweise eine Schlagzeug-Spur per Hand erstellen möchte oder um die Eingespielte Spur zu korrigieren.

Spur-Presets

Ein neues Feature, das in Cubase Essential 4 eingeführt wurde, sind die so genannten Spur-Presets. Man erhält damit die Möglichkeit Vorlagen für alle Grundeinstellungen von Audio- oder MIDI-Spuren zu verwalten. Ein lästiges händisches einstellen der gewünschten Grundeinstellungen für jede Spur ist somit durch wenige Klicks zu bewerkstelligen. Verwalten werden die Presets durch eine Kategorisierung in Kategorie/Stil/Charakter. Im Lieferumfang sind schon einige gute Beispiele enthalten.

Was mich während des Tests ein wenig störte, war die Tatsache, dass man das Browserfenster bei der Auswahl eines Presets über das Kontextmenü einer Spur nicht verschieben kann. Durch Aktivierung diverser Darstellungsoptionen wurden wichtige Bedienelemente aus dem sichtbaren Bereich meines Monitors geschoben. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ich das Fenster frei verschieben kann.

Der Loop-Browser

In Cubase Essential 4 ist ein Loop-Browser integriert, der das Auffinden und Auswählen der zu verwendenden Loops vereinfacht.

Öffnet man den Loop-Browser, hat man die Möglichkeit verschiedene Loops nach Kategorie, Style, Charakter und Tonart auszuwählen. Ist der Gewünschte gefunden, kann man ihn in das Projekt ziehen. Ist noch keine Spur angelegt, wird automatisch eine neue erzeugt.

Der Mixer und Effekte

Hat man all seine Aufnahmen erledigt, kommt der Zeitpunkt an dem man einen Mix fertig stellen möchte. Hierzu bietet Cuabse Essential einen Mixer und die Möglichkeit jeder Spur diverse Effekte und EQ hinzuzufügen. Die Bedienelemente des Mixers sind übersichtlich und bieten vielfältige Möglichkeiten. So lassen sich der Pegel und die Panoramaeinstellungen direkt vornehmen.

Man hat auch die Möglichkeit jeder Spur einen eigenen EQ, Effekte und Send-Effekte hinzuzufügen. Cubase Essential 4 ermöglicht

  • 8 FX send Kanäle,
  • 8 FX Return Kanäle,
  • 4 EQ

pro Audio-Spur.

Bei MIDI-Spuren sind es 4 MIDI Insert Effekte.

Einige Effekte werden bereits mitgeliefert, unter anderen auch ein virtueller Gitarren-Amp. Mit diesem kann man seinen Gitarrenspuren den letzten Schliff verpassen, oder, falls man beispielsweise nur das Signal der Gitarre per DI aufgenommen hat, eine Art Reamping vornehmen. Dieses Plugin gefällt mir gut und bietet für den Hobby-Musiker viele Möglichkeiten seinen Gitarren-Sound zu verbessern. Der virtuelle Amp beinhaltet auch eine Boxen-Simulation.

Auch liefern einige der mitgelieferten Spur-Presets einen guten Dienst, denn sie enthalten ebenfalls Amp-Einstellungen und weitere Effekte um den Sound von Blues-Gitarren o.ä. zu erstellen.

Damit bekommt der Einsteiger einige Ideen und Inspirationen zur Einstellung und Nutzung von Effekten.

Für den „professionellen“ Mixdown ist es auch möglich zu Automatisieren. Das bedeutet, man kann z. B. eine Pegelanpassung einer Spur automatisch vollziehen lassen, Effekte zu bestimmten Zeit ein- oder ausschalten, uvm. Es genügt die Aktionen die automatisiert werden sollen einfach mit Aufzuzeichnen.

Zu guter Letzt wird der erstelle Mix exportiert. Hier besteht die Möglichkeit des Exports als WAV, AIFC, AIFF und OGG. MP3 ist nicht enthalten (Lizenzkosten?). Man kann den Mix als Audiospur oder in den Soundpool exportieren.

Die Mediabay

Mit Cubase 4 wurde die Mediabay eingeführt. Mit dieser kann man seine Medien komfortabel verwalten.

In der Mediabay ist es möglich seine Sounds, MIDIs, Videos, Spur-Presets, etc. mittels Tags und Kategorien zu verwalten. Somit hat man schnell und übersichtlich einen Zugriff auf seine Daten und kommt schnell zu Ergebnissen. Alle Medien sind über ein zentralen Browser zu finden.

Die Arranger-Spur

Ebenfalls neu in Cubase Essential 4 ist der Arranger. Mit der Arranger Spur ist es möglich, Abschnitte des Projektes in Abfolgen zu arrangieren. Über eine Art Playlist legt Ihr fest, wann welche Abfolge gespielt werden soll. Man definiert bestimmte Abschnitte seines Projektes als Arranger-Events und kann diese in einer List anordnen und so ggf. Wiederholungen der Events zu erreichen. Ist ma mit dem Arrangement zufrieden, kann man die Arranger-Spur auch wieder in eine lineare Zeitbasierte Spur umrechnen lassen.
Der besondere Clou ist, dass man die Arrangerspur für Live-Performances nutzen kann.

Fazit

Cubase Essential 4 bietet vielfältige Möglichkeiten für den ambitionierten Hobby-Musiker. Die Einführung von Spur-Presets erspart einem sehr viel Arbeitt. Durch die Presets konnte ich bei dem Testweisem Mixen von mehreren Stücken mit mehr als 10 Spuren einiges an Zeit ersparen. Da die Aufnahmen alle in einem Studio unter gleichen Bedingungen durchgeführt wurden, musste ich die Grundeinstellungen z. B. für das Schlagzeug lediglich ein Preset im ersten Mix anlegen und für die restlichen Stücke konnte ich diese Grundeinstellungen schnell und einfach verwenden und musste nur noch wenige Anpassungen vornehmen.

Ebenfalls eine tolle Sache ist, dass man für jede Ansicht die Darstellungen auf seine Bedürfnisse anzupassen, und das zu speichern.

Auf meinem MacBook Core Duo 1,83GHz konnte ich jederzeit problemlos und flüssig Arbeiten. Lediglich der Dongle störte in so fern, dass er einen USB-Steckplatz blockiert. Ich habe eine externe USB-Festplatte und eine USB-Audio-Hardware im Einsatz. Da wird es ohne USB-Hub schnell eng.

Durch die Einführung der VST3-Plugin-Unterstützung hat man jetzt auch in der Einstiegsversion von Cubase die Möglichkeit auf eine große Anzahl von neuen, modernen und professionellen Plugins zuzugreifen. Weiterhin werden auch VST 2 Plugins unterstützt.

Die Einschränkungen von 64 gleichzeitig Abspielbaren Audio-Spuren ist für den Hobby-Musiker nicht wirklich ein Hindernis.

Musiker, die mit Garageband an die Grenzen stoßen, enttäuscht Cubase Essentials nicht. Das vorbildliche Handbuch lässt kaum eine Frage offen. Besonders gut ist die Einführung mit Unterstützung durch die jeweiligen Beispielprojekte.

Als Minuspunkt fiel mir das seltsame Vergrößern der Spuren-Presets-Auswahl auf. Auch gefiel mir nicht, dass das Benutzerhandbuch nicht in gedruckter Form vorliegt.


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