Facebook comes to Germany – endlich?!
Alexander Trust, den 20. Januar 2008Vor gut einem Monat schrieb ich bereits über die Absicht von Facebook (”Palim, Palim – Facebook comes to Germany“), den deutschen Markt zu erobern. Was als lose Absichtserklärung in den Fluten der Information unterging, konkretisiert sich jetzt mehr und mehr zum Europa-Feldzug von Zuckerberg.
Nun unterrichtet zum Beispiel Netzökonom Holger Schmidt von FAZ.net über den Einstieg der Samwer-Brüder (Jamba, StudiVZ) bei Facebook. Schmidt nennt das Investment “pikant”. Immerhin, denke ich, und kommentiere, konsterniert über diese Nachricht, unter einer entsprechenden Mitteilung bei Basic Thinking. Indes wird mir klar, dass zwar viele Leute in der Lage sind, zu realisieren und beschreiben, was hier eigentlich vor sich geht – so auch Robert Basic himself:
“Die Samwers sind Kapitalanleger, ihr Gott heißt hohe Verzinsung, Menschen sind die Zinsfaktoren, mehr ist da nicht. Wer von den Samwers Freundschaft erwartet, hat falsche Vorstellungen. Und die StudiVZ-Inhaber hatten mit Sicherheit nicht im Kopf, gute Freunde von Samwers zu werden, sondern sie wollten ihre Chancen erhöhen, den Exitgewinn zu vergrößern. Die sozialen Gesichtspunkte sind irrelevant, my 2 cents. Man muss die Samwers als Menschen nicht mögen (was soll ich persönlich von Typen handeln (!sic), die Klingeltöne an Kids mit sehr aggressiven Methoden verkauft haben, nichts, eben, aber es ist geschäftlich gesehen egal bei Invests)”
Robert Basic
Was hat man von dem Investment zu halten? Samwers kennen StudiVZ. Sie können Facebook einen immensen Vorteil verschaffen, durch ihr Vorwissen und gleichzeitig spielen sie Zünglein an der Waage. Ich persönlich finde es keine vertretbare Handlungsmaxime, die die Samwers hier an den Tag legen. Bereits das Investment von Holtzbrinck bei StudiVZ hat dazu geführt, dass der Laden nicht das wurde, was er hätte werden können. So sehr ich demnach die Interessen der Eigner ablehne, so sehr weiß ich doch auch, dass bei StudiVZ Arbeitsplätze in Gefahr sind. Arbeitsplätze von Leuten, die so alt sein mögen wie ich und nach ihrem Studium auf etwas Großes gehofft hatten. Den Traum zum Greifen nahe – so scheint es aber jetzt, dass das Luftschloss wie eine Seifenblase zerplatzen wird. Konkurrenz belebt das Geschäft. Das ist der einzige Hoffnungsschimmer, der an meinem Gedankenhorizont aufkommt. Denn auch StudiVZ kann seine Versprechungen von einst noch einhalten. Natürlich wird das nicht gehen, wenn man weiterhin nur versucht, den sozialen Graph in Werbeeinnahme zu transformieren. StudiVZ muss produktiv werden, damit es die Zukunft überlebt.
Christian Boris Schmidt hatte rekapituliert, dass die Samwers StudiVZ zum Erfolg geführt haben. Erfolg, so meine ich, ist relativ. Wenn Holtzbrinck seine Investitionen nicht wieder realisieren wird können, und nun durch die erschwerte Konkurrenzsituation mit Facebook am Ende noch weniger Chancen auf das Einholen der Investitionen besteht – wie möchte man vor diesem Hintergrund StudiVZ als einen Erfolg bezeichnen? Wirtschaftlich hat StudiVZ nur seinen Gründern und den Leuten aus der ersten Finanzierungsrunde genutzt. Für Holtzbrinck hat es sich bislang als Fehlinvestition entpuppt.
Doch auch Facebook hat Probleme, Geld zu verdienen. Facebook hat einige Hunderte Mitarbeiter, und produziert kaum Einnahmen. Und mit personalisierter Werbung hat Mark Zuckerberg, ebenso wie die StudiVZ-Eigner vom Holtzbrinck-Verlag, so seine Probleme gehabt. Angeblich (laut deutsche-startups) sollen aber gut 90% der Mitglieder die neuen AGB im StudiVZ akzeptiert haben. Den Gehalt solcher Aussagen muss man mit Vorsicht genießen, da das Onlineangebot ebenfalls zu den Investmenttätigkeiten des Holtzbrinck-Verlages gehört. Dass Facebook StudiVZ technisch voraus ist, weiß, bis auf die Mitglieder von StudiVZ, wohl die ganze Internetgemeinde. Trotzdem wurden die Samwer-Brüder nicht müde, das im Spiegel-Online-Interview zu erwähnen. Bei telagonsichelputzer wird kein großer Kahlschlag in den Mitgliederreihen bekannter Netzwerke erwartet, wenn Facebook nach Deutschland kommt. Das jedoch müssen wir abwarten. Denn es bleibt abzuwarten, was die Samwers alles in Feld führen können und werden. Hoffentlich wird diese Szenerie nicht wieder ein Negativbeispiel für völlig sorgenbefreiten Kapitalismus, dem die sozialen Ressourcen am A…. vorbei gehen.