Test: TextMate 1.5.4
Redaktion Macnotes, den 12. November 2006Apple-Nutzer werden beim Kauf des Mac mit einem gut geschnürten Software-Paket versorgt. Doch ein komplexer Texteditor, der für Programmieraufgaben taugt, ist darin nicht enthalten. Die Entwickler von Macromates bewerben ihr Programm TextMate mit dem Slogan „The Missing Editor for OS X“. Understatement pur. Erzeugt der Titel beim Leser noch den Eindruck, er habe die komfortable Version eines 0815-Text-Editors vor sich, entpuppt sich TextMate bei genauerem Hinsehen als Multitalent. Ob sich das Programm einen festen Platz als Profi-Tool sichern kann, wollen wir im Test genauer prüfen.
TextMate ein Alleskönner
Was kann TextMate? Die Frage müsste wohl eher lauten: Was kann es nicht? Eines ist ganz klar definiert: die Zielgruppe. Oder doch nicht? Pauschal könnte man TextMate als reines Programmierungs-Tool für Code-Freaks abstempeln. Doch diese Aussage würde dem Programm nicht gerecht: TextMate kann und will vor allem mehr. Spätestens beim Blick auf die Feature-Liste wird dies klar. Doch bei aller Funktionsvielfalt sei soviel einmal grundsätzlich festgehalten: TextMate ist ein Editor, der sich mit einer Vielzahl von Programmiersprachen versteht: HTML, PHP, CSS, LaTex und C++, um nur die landläufig bekanntesten zu nennen. Dazu bekommt der Nutzer noch ein ausgereiftes Projektmanagement und unzählige arbeitserleichternde Mechanismen an die Hand. Das Ganze gepaart mit einer schlanken und übersichtlichen Oberfläche ergibt ein auf den ersten und zweiten Blick ausgereiftes Programm. Ein ausführlicher Test aller Funktionen von TextMate würde den Rahmen sprengen. Deswegen werden im Folgenden nur die wesentlichen Punkte und Grundfunktionen des Programms genauer beleuchtet.
Syntax-Highlighting
Um mit der Vielzahl von implementierten Programmiersprachen vernünftig arbeiten zu können, bietet TextMate die Möglichkeit des so genannten Syntax-Highlighting. Dabei werden Code-Segmente und Befehle zur besseren Übersicht gesondert farblich markiert und hervorgehoben. Zusätzlich wird dem Benutzer an jeder erdenklichen Stelle die Arbeit erleichtert: Klammern werden automatisch geschlossen, Anführungszeichen selbstständig gesetzt und bei Bedarf kann auf die OS-X-eigene Farbpalette zugegriffen werden, um Farbwerte hexadezimal zu definieren. In der Praxis funktionierte dies mit getesteten Code-Beispielen aus CSS, C++, HTML und PHP einwandfrei. Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, sich aus einer Menge von Templates bedienen zu können. Diese bieten für eine Vielzahl von Programmierarbeiten ein vordefiniertes Grundgerüst. Natürlich lassen sich nach vollendeter Arbeit erstellte C-Programme kompilieren und ausführen oder HTML-Seiten im Browser betrachten. Zusätzlich leistet die integrierte Rechtschreibprüfung saubere Arbeit, was sich vor allem beim Verfassen von Blog-Einträgen auszahlt.
Kurz, kürzer, TextMate
Shortcuts spielen bei der Arbeit mit TextMate eine große Rolle. Dabei kann man aus einer Menge vordefinierter Abkürzungen wählen, oder schlicht und ergreifend eigene erstellen. In der Regel erfolgt der Aufruf dieser Code-Snippets über ein vorher festgelegtes Keyword in Kombination mit der Tabulator-Taste. In einem CSS-File könnte das also so aussehen: Um mir Tipparbeit beim wiederholten Benutzen der Background-Definition zu ersparen, reicht es aus, „background“ einzugeben und danach die Tab-Taste zu betätigen. Dann erhalte ich eine Auswahl von möglichen Code-Kombinationen, die wiederum mit einem Tastendruck eingefügt werden können. Dies erfordert anfangs eine gewisse Einarbeitungszeit, geht aber während der Arbeit TextMate recht schnell in Fleisch und Blut über. Die jeweiligen Definitionen findet man dazu unter dem Menüpunkt Bundles. Dieser bietet für jedes implementierte Format zum einen den Zugriff auf Standardbefehle als auch auf speziellere Funktionen. Beispielsweise lassen sich HTML- oder CSS-Code per Knopfdruck validieren oder Blog-Einträge veröffentlichen. Natürlich immer unter der Prämisse, eigene Punkte hinzufügen zu können.
Projektmanagement für Anfänger und Fortgeschrittene
Was nützt eine noch so funktionelle Programmierumgebung, wenn keine Möglichkeit für funktionierendes Projektmanagement geboten wird? Deswegen gibt sich TextMate in diesem Bereich keine Blöße. Dabei ist das Anlegen und Bearbeiten von Projekten schlicht und funktionell. Über eine zusätzlich eingeblendete Seitenleiste lassen sich Ordner und Files bequem erstellen und verwalten.
Software für jedermann?
Bei dem gebotenen Funktionsumfang von TextMate wird schnell klar, dass man sich nicht so ohne Weiteres mal eben in das Programm einarbeiten kann. Bis man wirklich effektiv alle gebotenen Funktionen einsetzen kann, dürfte einige Zeit verstreichen. Zwar gibt es eine Hilfe-Funktion mit zugehörigem Einsteiger-Tutorial, ein eigenes Forum im Internet, sowie einige wirklich gute Screencasts zu verschiedenen Themen, trotzdem dürfte die Hürde der Einarbeitung für manche Nutzer zu hoch liegen. Zumal jegliche Hilfestellung nur in englischer Sprache vorhanden ist.
Fazit
Es gibt fast nichts, was TextMate als Editor nicht kann. Dabei präsentiert sich das Programm stets schlicht und funktionell. Alle Funktionen wirken gut durchdacht und sind hauptsächlich auf die Bedürfnisse von Programmierern ausgelegt. Wer also eine schlanke, effektive und multifunktionelle Programmierumgebung zu einem günstigen Preis sucht, der ist mit TextMate gut beraten.