Polnischer Journalistenverband: Einmischung nicht gewünscht

Alexander Trust, den 2. Oktober 2006
Kommentar
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Wenn es nach dem polnischen Journalistenverband geht, haben die zwei mitarbeitenden Redakteure des polnischen Fernsehsenders TVN falsch gehandelt. Sie filmten einen Kaczinsky bei einer skandalhaften Handlung, er wollte eine Politikerin einer anderen Partei schmieren, sie ins eigene Lager holen.

Die versteckten Videoaufnahmen, die davon entstanden sind – richtig, sie betreiben Politik, weil sie sich für eine Sache im Kontext des politischen Feldes einsetzen. Aber sie betreiben vor allen Dingen Aufklärungsarbeit, die die jetzige konservative Regierung Polens in arge Erklärungsnöte bringt.

Pressefreiheit eine Luftnummer

Journalisten überall auf der Welt sollen, wenn es nach den leeren Statuten ihrer Verbände geht, aus der Pressefreiheit eine Luftnummer zaubern, ein Vakuum, das nicht angetastet werden darf, damit es nicht zerbricht.

Ähnliche Diskussionen geistern seit Jahrhunderten schon durch das wissenschaftliche Feld, der Sozialwissenschaftler X führte aus dieser Diskussion heraus z. B. die Differenzierung zwischen Wahl, Wahrheit oder Pflicht ein. Selbstredend tat er dies nicht. Es ging ihm um die Unterscheidung von drei Stadien der Forschung: der Ereigniszusammenhang, der Erforschungszusammenhang und der Verwertungszusammenhang. In allen drei Stadien gäbe es die Möglichkeit für die Subjektivität sich bahn zu brechen. Objektivität allerdings, das wissen wir alle, gibt es nicht.

Wissenschaft ist eine Farce, die sich nicht einmischt. Genauso ist es Journalismus, der, wie in Polen, nicht mal mehr aufklären darf. Inszenierte Objektivität lässt den Journalismus ein Stück seiner Fähigkeit zur Kritik verlieren. Doch jedem so, wie er es verdient.


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