Der Instagram-Hype: Der Siegeszug einer Foto-App

mz, den 24. Oktober 2011

Keine Drittanbieter-Kamera-App für das iPhone hat so viele Nutzer wie Instagram. Das Konzept ist ein riesiger Erfolg und entwickelt sich zu einem Phänomen: Immer neue zusätzliche Projekte sprießen rund um den Social-Photo-Dienst aus dem Boden des Web 2.0

Gerade vor drei Wochen hat das Entwicklerteam von Burbn Inc. auf dem Instagram-Blog bekannt gegeben, dass sich innerhalb knapp eines Jahres ganze zehn Millionen iPhone-Besitzer die kostenlose Foto-App aus dem App Store heruntergeladen haben. Seit unserem Test Ende Januar hat sich also einiges getan, denn auch eine ausführlich überarbeitete Instagram Version 2.0 ist im September erschienen. Seither können Rahmen der mittlerweile 16 verschiedenen Filter entfernt, und Tilt-Shift-Effekte nun auf jeden Filter zusätzlich angewendet werden.

Das Prinzip ist dabei dasselbe geblieben: Schnell eine Momentaufnahme mit wenigen Fingertipps mit anderen teilen zu können, das macht Instagram aus.

Wer zwischendurch etwas Zeit hat, kann sich den Fotostream seiner Bekannten anschauen. Jedes einzelne Foto jedes beliebigen Nutzers kann aber auch – Facebook lässt grüßen – „geliked“ oder kommentiert werden. Längst kann man es freilich dabei nicht mehr schaffen, alle Bilder anzuschauen. Dafür kann man die Community für sich arbeiten lassen und bekommt auf der „Beliebt“-Seite innerhalb der App die gerade populärsten Schnappschüsse angezeigt.

Trotz vermehrter Kritik seit dem Update (ich selbst finde zum Beispiel, dass die meisten der Filter nicht voneinander zu unterscheiden sind und unterstelle, dass die meisten iPhoneografen überwiegend die Filter X-Pro II, Lomo-Fi und Hefe verwenden) erfreut sich aber nicht nur Instagram selbst nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Eine Vielzahl an Zusatzdiensten, die es mittlerweile gibt, zeigt, dass viele auf der Instagram-Welle mitsurfen und einige damit – im Gegensatz zu Instagram selbst – Geld machen möchten, indem der User dafür zahlt. Hier nur einige Beispiele:

  • Mit Apps wie Instamap oder Instagallery kommen die Instagrams aufs iPad. Für aktuell jeweils 1,59€ werden mit Instamap und Instagallery die Aktivitäten innerhalb des Netzwerks tabletgerecht aufbereitet auf dem iPad angezeigt und können dort etwas komfortabler durchgesehen werden.
  • Auch für den Mac gibt es solche Programme: Mit Instaview können auch ganz ohne iOS-Geräte Instagrams auf dem MacBook oder dem iMac angezeigt werden. Der Spaß kostet den interessierten Fotoliebhaber dann 3,99€.
  • Für das iPhone selbst sind ebenfalls verschiedene solcher Apps verfügbar. Instacam (zurzeit kostenlos) oder Instaplus (1,59€) beispielsweise bringen selbst ein ähnliches Interface mit, haben ähnliche Filter vorinstalliert und bieten neben der sofortigen Veröffentlichung eine Weitergabe an Instagram (Instacam exportiert sogar auch in die Dropbox, zu Evernote, Camera+ oder Filterstorm), so dass das Foto dort nicht nur weiter bearbeitet, sondern auch noch ins favorisierte Netzwerk hochgeladen werden kann. Squara wiederum kostet 0,79€ und bringt neben verschiedenen Filtern und Instagram-Export gleich auch virtuelle Linsen mit, die ebenfalls das spätere Aussehen des Fotos mitbestimmen.
  • Eine gute Idee ist überdies Followgram, dessen Entwickler es sich zur Aufgabe gemacht haben, Instagram-Nutzer mit einem eigenen RSS-Feed, einer eigenen User-Seite und einem prominenteren Follow-Button auszustatten, damit die eigenen (und andere) Fotos schneller und weiter verbreitet werden können. All diese Funktionen bietet das puristische Instagram selbst nämlich nicht oder nur eingeschränkt. Von dieser Sorte gibt es weitere verschiedene Angebote, andere sind z. B. Inkstagram, Instagallery und Instagreat.
  • Statigram bietet neben dem stupiden Betrachten von eigenen und fremden Fotos umfangreiche Funktionen zum Accountmanagement. Auf dieser Website lassen sich Fragen klären wie: „Wer folgt mir?“ „Seit wann?“ „Wem folgt diese Person noch?“ „Welche sind meine beliebtesten Bilder?“ und viele mehr: Alles wird übersichtlich und in Zahlen sowie grafisch dargestellt. Nur das „Warum“ muss man selbst noch herausfinden.

Es gibt aber demgegenüber gleichsam einige Projekte, die sich nicht im Web abspielen, sondern auf die Nutzung in der „realen“ Welt ausgelegt sind.

  • So kann man sich beispielsweise bei Stickygram selbst zusammengestellte Pakete von jeweils neun verschiedenen Instagram-Fotos als quadratische Magnete bestellen. Der Clou hieran ist, dass sich die Produktionsstätte zwar in den USA befindet, aber in den $14,99 für die neun Magneten das Porto bereits enthalten ist – weltweit. Man muss sich dort nur mit seinem Instagram-Konto einloggen und kann dann aus einer Übersicht gleich die gewünschten Motive auswählen.
  • Natürlich lassen sich die Fotos nicht nur auf Magnete drucken: Bei Postagram gibt es Poster bzw. ausgedruckte Fotos mit den eigenen Motiven (auch die Facebook-Bilder sind hier zugänglich), bei Keepsy gibt es Fotobücher (aus Instagram, Facebook, Picasa, flickr oder pickplz) und der Buch-Designshop Blurb bietet extra Instagram-Bücher an – alles natürlich hochquadratisch. Instamaker geht gleich noch einen Schritt weiter und druckt die quadratischen Motive einzeln oder in der Gruppe auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: T-Shirts, Tassen, Kettenanhänger, Postkarten: Alles in Sekundenschnelle fertig designt.

Nicht zuletzt wegen der großen Popularität der Foto-Apps für Smartphones – insbesondere für iPhones und insbesondere Instagram – hat sich die Kunst der Fotografie einem vielfach größeren Publikum geöffnet, ob aktiv dabei oder passiv (37% der zehn Millionen Instagram-Nutzer hat beispielsweise laut Followgram niemals ein Foto hochgeladen). Allerdings gibt es auch Künstler, die sich auf mehr oder weniger klassischem Weg der modernen Technik und der schnellen Verbreitungsmöglichkeiten bedienen.
So zum Beispiel Christian Steiauf, der nicht nur verschiedene mit dem iPhone geschossene Bilder online stellt, sondern auch seine Instagrams an wirklichen Orten ausstellt, und zwar auf 12x12cm großen Bildkacheln. Seine kostenlose App „m Moments“ gehört zu dem Fotoprojekt „mobile Momente“ und zeigt immer zwei zufällig ausgewählte Instagrams aus dem Kunstprojekt zum Vergleich, die auch heruntergeladen werden können. Per In-App-Kauf können eigene Bilder auf dieselbe Weise betrachtet werden, aus den anderen wird dann das Wasserzeichen entfernt.

All diese Dienste und Projekte rund um Instagram, die hier trotz ihrer großen Zahl noch immer nur in Vertretung für weitere Ideen ähnlicher Art stehen, beweisen, dass Instagram ein Phänomen ist, das mittlerweile nicht nur fast jeder kennt, sondern das das Erlebnis Fotografie jedem zugänglich macht, der ein iPhone besitzt. Allen, die mehr wollen, werden Möglichkeiten zur weiteren Erforschung und Verarbeitung gegeben, bis hin zum kreativen Geschenktipp für Jung und Alt. Diese einzigartige Entwicklung hat keine andere App durchlaufen. Und selbst wenn die ursprüngliche App nach Meinung einiger Experten einen Rückschritt gemacht hat: Der Hype wird andauern und uns sicher noch viele schöne Momente bereiten.


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