App-Store-Zulassungen, abspringende Entwickler und wache Konkurrenz: Kommentar

rj, den 16. November 2009
App Store - Abbildung
App Store, Bild: Apple

Keine Lust mehr auf den App Store: Bislang hatten sich die Beschwerden über Apples Zulassungspolitik auf selbige beschränkt: Beschwerden. Nun springen die ersten Entwickler vom App-Zug ab. Trotz ihrer Prominenz – Joe Hewitt, seines Zeichens Entwickler der Facebook-App, oder nun Rogue Amoeba – scheinen die Verluste vorerst verschmerzbar, angesichts zehntausender Apps für iPhone und iPod touch. Nur: die Konkurrenz schläft nicht und kann innovative, namhafte App-Entwickler sicher gut gebrauchen. Und Apps, die nicht für Apples Plattform verfügbar sind.

Der Droid macht’s, und das iPhone nicht: mit dieser Werbetaktik für sein jüngstes Smartphone erntete Verizon bislang eher müden Spott. Der Vergleich der Angebote im App Store mit den verfügbaren Android-Anwendungen spricht bislang eine deutliche Sprache, und die jüngste Werbekampagne zeugt einmal mehr vom mühsamen Suchen nach den wenigen Schwachpunkten, die man Apples Smartphone unterschieben kann.

Munition liefert Apple aber nach wie vor frei Haus, auch wenn gelegentlich seltsame Entscheidungen korrigiert werden. Joe Hewitts Rückzug aus dem App Store-Business blieb nicht lange der letzte: Rogue Amoeba verkündete kurz darauf, das App Store-Engagement praktisch einzufrieren:

„Rogue Amoeba hat keine Pläne für weitere iPhone-Applikationen und Updates für das bestehende Angebot werrden aller Wahrscheinlichkeit nach selten sein. Die iPhone-Plattform war vielversprechend, aber Versprechen sind nicht genug, weshalb wir uns auf den Mac konzentrieren werden.“

Die Vorwürfe sind nicht neu: Apple lässt sich zu viel Zeit bei der Zulassung und gehe dabei unkonsistent, willkürlich, entwickler- und nutzerfeindlich vor.

Auch unter den Entwicklern von Musik-Apps rumort es, weil Apple der überbordenden App-Flut keine vernünftige Kategorisierung gönne und damit das Auffinden interessanter Apps unnötig erschwere. Auch deshalb wäre es der größte Fehler, den Apple angesichts der fortdauernden Unzufriedenheiten unter den App-Entwicklern begehen könnte, sich auf dem gigantischen App-Angebot auszuruhen. Denn das Problem wird nicht die Handvoll weniger Apps im ohnehin gefluteten Store sein, sondern ihr Erscheinen auf konkurrierenden Plattformen.

Ob und in welchem Umfang ein solcher Plattformwechsel stattfindet, steht bislang in den Sternen – sicher ist jedoch, dass die Mobilplattform heute und in Zukunft ein bedeutender Markt ist und bleibt. Auf dem Apple bislang hervorragend und in vielerlei Hinsicht exklusiv platziert ist. Letzteres könnte sich ändern, wenn die ersten Entwickler exklusive Apps für andere Plattformen entwickeln. Apples Sparsamkeit in Sachen Manpower und Support der App-Entwickler ist ohnehin schon länger nicht mehr nachvollziehbar – man kann schlecht mit der App-Zahl hausieren gehen und jede geknackte runde Downloadzahl abfeiern, parallel dazu aber den App Store ressourcentechnisch am ausgestreckten Arm verhungern lassen.

Selbst wenn es vergleichbare Apps von frustrationsresistenteren Entwicklern im App Store geben wird: Wasser auf die (Marketing-)Mühlen der Konkurrenz wären solche Wechsel allemal. Angesichts der prominenten iPhone-Kritiker wird es dabei nicht um Krimskrams wie eine spanische „Mein Kampf“-Edition gehen, sondern tendenziell um Anwendungen, die Verizon mit großer Freude in ihrer nächsten Anzeigenkampagne unterbringen wird.


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