Sowjet-Unterzögersdorf 2: Monochrom-Adventure erscheint für den Mac

rj, den 7. März 2009
Sowjet-Unterzögersdorf 2
Sowjet-Unterzögersdorf 2, Screenshot

Sowjet-Unterzögersdorf, Sector 2 ist kein gewöhnliches Point-and-Click-Adventure, sondern ungefähr ein Teil eines Gesamtkunstwerk der österreichischen Gruppe monochrom. Damit ist der zweite Teil des Adventuregames in und um die „letzte verbliebene Sowjetrepublik“ Unterzögersdorf sicher nicht jedermanns Sache. Wer aber einen skurrilen Humor und ein gewisses Faible für die Dekonstruktion politisch-totalitärer Inszenierungen mitbringt, sollte einen Blick werfen. Den freien Spieldownload gibt es beim zweiten Teil nun auch für den Mac.

Keine wirklich konventionellen Adventures bilden die Game-Reihe „Sowjet-Unterzögersdorf“ – vielleicht genügt als Einblick zu erwähnen, dass das Spiel komplett mit russischer Sprachausgabe läuft und deutsch bzw. englisch allenfalls untertitelt wird. Gelegentlich umständliches Gameplay dürfte Absicht und dem improvisierten Charakter der Produktion unter schwierigen Bedingungen geschuldet sein. Die Story: Eine letzte sowjetische Enklave, eingebettet in feindliches Österreich und bedroht von US-Oberzögersdorf, gilt es zu verteidigen. Dafür muss man die Enklave erforschen, ihre stolze Geschichte würdigen und trotz sowjettypischer „knapper Ressourcen“ atomgetriebene Boote mit Ackerverflüssigungtechnik bauen.

Richtig Spaß machen somit an Sowjet-Unterzögersdorf – neben zahlreich erscheinender Netzprominenz, unter anderem Boingboing-Autor Cory Doctorow, Jello Biafra und Bruce Sterling – dann vor allem die Remineszenzen an den vergangenen Ost-West-Konflikt und seine Inszenierung sowie die Überspitzung der typischen Sowjetklischees. Das beginnt mit der Preisung des Mutterbodens und führt bis zur Benennung eines Schwerlastkrans mit „Kategorischer Imperativ“. Lucasarts-Feeling kommt hingegen definitiv weniger bis nicht auf. Was damit beginnt, dass man im Monochrom-Adventure an sich permanent sterben kann – wenngleich auch auf gelegentlich recht amüsante Weise.

Auf dem Chaos Communications Congress 2008 wurde das Spiel (und die Enklave selbst) vorgestellt – im Rahmen einer Inszenierung der Macht bzw. Ohnmacht der letzten Sowjetrepublik. Wer den Blick fürs große Ganze vorzieht, kann sich einen Teil eines Kunstprojekt betrachten, welches Sowjetästhetik re- und dekonstruiert. Wer einfach nur ein Adventuregame spielen will ist, den passenden Humor vorausgesetzt, mit Sowjet-Unterzögersdorf durchaus bedient. Wer für all das keine Ader hat, sollte jedoch vom jüngsten monochrom-Projekt tunlichst seine Finger lassen.


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