Möglicher Kalamazoo-Killer war Uber-Fahrer, na und?

Alexander Trust, den 21. Februar 2016
Uber - Anfrage für Fahrgelegenheit
Uber – Anfrage für Fahrgelegenheit, Bild: Uber

Seit es Uber gibt, gibt es Meldungen darüber, dass Uber-Fahrer in Verbrechen verstrickt sind. Aktuell ist ein Verdächtiger als „Kalamazoo-Killer“ in Untersuchungshaft. US-Medien veröffentlichen extra Artikel, in denen herausgestellt wird, dass die Person ein Uber-Fahrer war. Aber warum?

Schaut man sich beispielsweise einen Bericht der „Detroit Free Press“ an, heißt es schon in der Überschrift „Suspect in Kalamazoo shootings was an Uber driver“.

Nur Thema, weil es Klicks bringt

Alles was neu ist, ist für Medien interessant (Uber gibt es in den USA seit 2009). Im Internet bedeutet das, es bringt Klicks. Der Fahrdienst Uber ist als Thema deshalb interessant, weil er normalen Taxi-Diensten Konkurrenz macht und damit polarisiert.

In Kalamazoo kam es gestern zu einer Art Amoklauf. Jemand fuhr mit seinem Auto herum und schoss wahllos auf Menschen. Es begann gegen 18 Uhr Ortszeit, als eine Mutter vor den Augen ihrer Kinder angeschossen wurde. Gegen 22 Uhr wurden ein Vater und sein 18-jähriger Sohn getötet. Nur 15 Minuten später wurden gleich fünf Personen angeschossen – vier Frauen und ein 14-jähriges Mädchen. Sie hielten sich in zwei Autos auf dem Parkplatz eines Restaurants auf.

Gegen viertel vor Ein Uhr in der Nacht wurde ein von Zeugen beschriebenes Fahrzeug von einem Hilfssheriff entdeckt. Der Verdächtige sitzt nun in Untersuchungshaft.

Was hat das mit Uber zu tun?

Es fährt also jemand durch einen Ort und schießt wahllos auf Menschen. Tatsächlich war der Verdächtig bei Uber als Fahrer registriert. Doch hier einen Zusammenhang zu konstruieren ist Agitation.

Denn einerseits hat der Verdächtige keine Uber-Gäste ermordet, sondern einfach willkürlich umhergeschossen. Die Opfer wurden zufällig ausgewählt.

Andererseits handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen 45-jährigen weißen, männlichen Amerikaner, der einem politischen Lager angehört. Also könnte man, der Logik der Detroit Free Press folgend genauso gut formulieren, dass der Kalamazoo-Killer ein Christ war. Christen töten Menschen? Soll schon mal vorkommen. Der Kalamazoo-Killer ist Republikaner. Republikaner töten Menschen? Soll schon mal vorkommen. Die Liste an Attributen kann man beliebig verlängern.

Tatsächlich hätte man sich bei DFP vor dem Jahr 2009 eine andere Schlagzeile aussuchen müssen, als es Uber noch nicht gab. Dass 2016 dieser Zusammenhang konstruiert wird, ist ein Ausdruck, dass das Magazin auf Klicks angewiesen ist und deshalb versucht zu agitieren. Selbst wenn man damit ein Unternehmen in Verruf bringt.


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