Curved.de: Wir haben nicht das Ziel Journalismus

Alexander Trust, den 22. März 2015
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Während der CeBit fand die „Rock the Blog Konferenz“ statt, auf der unter anderem MobileGeeks-Gründer Sascha Pallenberg mit Matthias Schrader auf einem Panel diskutieren konnte. Schrader ist einer der Köpfe hinter Curved.de und er gab unumwunden zu, dass es dem vermeintlichen Magazin nicht um Journalismus geht.

Curved.de und die Facebook-Communities

Pallenberg nannte Curved.de einen E-Plus-Shop und machte aufmerksam auf eine Reihe von Facebook-Communities wie AppleLeaks, die ihre 20.000+ Mitglieder darüber im Unklaren lässt, dass die Inhalte, die dort von Curved.de promotet werden, nur Werbung sind, und die Community selbst keine „echte“ Community ist, sondern nur ein Werbeprodukt, um die Reichweite von Curved und damit indirekt E-Plus zu steigern. Dass sich die Mitglieder dort nicht wundern, dass es fast keine Meldungen aus anderen Webseiten den Weg in diese Gemeinschaft schaffen, spricht sicher nicht nur dafür, dass Schrader und dessen Mitarbeiter so gute Arbeit leisten.

E-Plus will Reichweite und Glaubwürdigkeit

Schrader erklärte auf dem Panel des „Rock the Blog Konferenz“, dass man mit einem Corporate Blog niemals die Reichweite erzielen könne wie mit einer unabhängigen Marke. Pallenberg hielt an dieser Stelle dagegen, dass Schrader also zugibt, man habe nicht das Vertrauen in den eigenen Content, bzw. die eigene Marke. Doch ganz so einfach ist es nicht. Während ich Pallenberg in dieser Angelegenheit fast überall beipflichte, ist die Begründung Schraders jedoch schlüssig.
Denn ganz gleich welche Marke man an einen Text schreiben, oder in ein Video integrieren würde, die Leser oder Zuschauer wären gegenüber solchen Produkten generell skeptisch eingestellt. Ist dann wiederum eine Marke „cooler“ als eine andere, dann bekommen deren Inhalte per se mehr „Glaubwürdigkeit“ zugesprochen als diejenigen einer anderen. Dieses Problem wollte man mit der Gründung von Curved umgehen. Dieses Problem, Herr Schrader, kennt übrigens das Bildungssystem Deutschlands zu Genüge.

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E-Plus will viel Leistung für wenig Geld

Dazu hat Matthias Schrader erläutert, dass es zu viele Mitverdiener gäbe. Natürlich hat er dies nicht genauso formuliert, aber inhaltlich zugegeben. Werbung in „angesagten“, „reichweitenstarken“ Techblogs oder über digitale Kanäle wie Facebook, Twitter und Co. würden durch das Spiel der Auktionen künstlich teurer gemacht. Das stimmt natürlich: Wenn Unternehmen um Werbepreise für die besten Positionen bieten müssen, bezahlen Sie mitunter mehr für eine Anzeige. Aber ist Konkurrenz nicht das Prinzip der freien Marktwirtschaft? Für sich selbst möchte man das gerne an dieser Stelle ausblenden. Doch das käme den Inhalteanbietern direkt zugute (oder eben Facebook, Twitter und Co. als Marktplätzen für Anzeigen).

Schrader sagt also, dass Online-Werbung für E-Plus zu teuer geworden ist und er gibt indirekt zu, dass man den Publishern wie Bloggern das Geld für ihre Arbeit nicht gönnt. Man möchte möglichst wenig zahlen und möglichst viel Reichweite erzielen. Mit Curved.de soll das Gelingen. Entsprechend hat man eine Redaktion von Söldnern wie Felix Disselhoff angestellt, die sich für nichts zu schade sind, und nun Journalismus spielen, mit SEO-Tricks herkömmliche Blogger gegen sich aufbringen und am Ende des Tages froh sind, dass sie einen Job haben.

Causa Felix Disselhoff

Disselhoff ist nicht nur Chefredakteur bei Curved, sondern auch bei Meedia. Daneben schreibt er als Redakteur noch für M Das Lifestyle & Technik Magazin. Muss er als Freiberufler viele Jobs haben, um überhaupt über die Runden zu kommen? Glaubt man Matthias Schrader, dann schafft Curved Arbeitsplätze. 10 Mitarbeiter würden zu fairer Bezahlung festangestellt. Ob Disselhoff als Chefredakteur dazu gehört? Bevor jemand mir an dieser Stelle etwas unterstellt, muss ich erläutern, dass ich selbst bei Macnotes zwar diese Funktion innehabe, allerdings nie fest bei dem Magazin beschäftigt war, weder unter dem ehemaligen Betreiber noch unter dem jetzigen Besitzer.

Ist das hier E-Plus, oder was?

Wie werden die Leser von Curved über all dies informiert? Im Impressum stünde ein Hinweis auf E-Plus, betont Schrader. Tatsächlich steht bei Curved im Impressum lediglich, dass die Webseite „eine Initiative der E-Plus Gruppe“ sei, genauso wie im „Footer“ der Webseite. Den Footer, so betont Matthias Schrader während der Diskussion mit Pallenberg, bekämen ca. 35% aller Leser zu Gesicht.

Doch ein Werbespruch wie „eine Initiative von“ erläutert in keinem Fall den Zusammenhang, dass die Agenda von Curved von E-Plus vorgegeben wird. Denn das Mobilfunk-Unternehmen bezahlt die Redaktion. Das heißt sie wird bezahlt von der Werbeagentur SinnerSchrader, die für den Betrieb von Curved.de von E-Plus Geld bekommt. Die Redaktion wehrt sich schon länger öffentlich gegen die Vorurteile. Sowie Disselhoff als auch Schrader behaupten: E-Plus findet bei Curved nicht statt. Pallenberg hat explizit auf Belege auf der Seite hingewiesen. Diese seien, so Schrader im Panel, werblicher Content und hätten mit dem normalen Content-Angebot nichts zu tun.

E-Plus‘ Absichten: kein Journalismus

Der Moderator des „Rock the Blog“ auf der CeBit fragte Matthias Schrader: „Würdest du sagen, das ist Journalismus?“ Dieser antwortete: „Also wir haben nicht das Ziel sozusagen ein journalistisches Produkt als erstes zu machen.“ Schrader sagt: Wenn die Artikel nicht ankommen würden, hätte man nicht im letzten Jahr seine Reichweite steigern können.


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