Caschy wird 10 Jahre, Internet-Foren sind trotzdem uncool
Matze Fenn, den 5. März 2015Caschys Blog ist 10 Jahre alt geworden. Das hat der Herausgeber, ein Dortmunder Jung, zum Anlass genommen ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Das bedeutet auch, dass wir einmal innehalten und feststellen, dass dort drüben jemand erwachsen geworden ist, aber irgendwie immer noch Kind. Wenn man die Zeilen so liest, könnte man aber auch annehmen, dass Carsten anfängt alt zu werden. Das mag daran liegen, dass er mit Frau und Kind, das zwischen diesen 10 Jahren Bloggens zur Welt kam, Lebenserfahrung gesammelt hat, die schwer wiegt und ein bisschen der Leichtigkeit nimmt. Vielleicht bedeutet Altwerden aber auch, den Egomanen in sich zurückzustellen.
Internetforen kein Ort zum Kennenlernen
Glückwünsche von dieser Stelle für 10 Jahre Caschys Blog.
Trotzdem muss ich Carsten in einem Punkt widersprechen, und zwar deutlich. Mag sein, dass er andere Erfahrungen gesammelt hat. Sogar ganz sicher ist dem so. Doch meines Erachtens sind Foren vor allem ein Ort, an dem Neulinge herzlich untergebuttert werden.
„Foren sind damals wie heute ein toller Ort um Menschen kennenzulernen oder sich einfach auszutauschen (wie auch Twitter, Facebook oder Google+ mittlerweile).“
Casrten Knobloch
Mag sein, dass man in Social Networks Leute kennen lernen kann. Aber ich habe in Internet-Foren noch nie jemanden kennen gelernt, obwohl ich mit Mailboxen angefangen habe.
Oberlehrerhaftes Verhalten in Foren
Vor allem aber habe ich die Sozietät Internet-Forum gerne beobachtet und auch während meines Studiums in Kursen und Modulen zur Medien-Theorie und Sprache in Internet-Medien untersucht. Es ist nachweisbar, dass in Internet-Foren vor allem ein Reflex vorherrscht: Jeder, der eine Frage stellt, die schon einmal gestellt wurde, wird zur Minna gemacht. Dabei ist es ganz gleich, welcher Sprache sich die Forenmitglieder bedienen.
Während manche die Fragen noch höflich mit Hinweisen auf bereits vorhandene Antworten auszeichnen, gefallen sich einige Foren-Teilnehmer in der Oberlehrer-Position und lassen verstörte Nutzer zurück, die sich erst frisch in einem Forum angemeldet haben und einzig „eine Frage gestellt haben“. Dass das kein Verbrechen ist, kann man manchem Internet-Volk aber im Lebtag nicht mehr beibringen. Denn so wie es Nachbarn gibt, die darauf achten, dass die Bäume im Vorgarten eine gesetzlich vorgeschriebene Höhe nicht überschreiten, weil deren Schatten sonst auf das eigene Haus fallen würde, gibt es Besserwisser, die Internet-Anfängern gerne vor den Latz knallen, dass sie keine Ahnung haben.
Wer hätte das gedacht, wo ich in vielen Punkten uneins mit ihm bin, muss ich an dieser Stelle Sascha Lobo Recht geben, dass Deutschland eine Belehrtenrepublik ist, und Teilnehmer an Internet-Foren im Besonderen.