Test: Avocado – Die App für Paare
mz, den 18. März 2013Avocado ist eine App, aber vor allem ein ausgewachsenes Tool für „Paare“ in tollem Design und geht einen interessanten Weg: Das System bietet einen Chat, eine Aufgabenliste, Kalender, Fotosharing und ein paar diskussionswürdige Extras – vollständig ausgelegt auf zwei Partner. Romantischer Kitsch oder echter Mehrwert für Pärchen mit Smartphones? Die Antwort erfolgt in unserm Review.
Die Idee der Entwickler von Avocado: Eine App programmieren, die es Paaren möglich macht, miteinander in Verbindung zu bleiben und alle Dinge organisieren und besprechen zu können, die nur diese beiden etwas angeht. Aus diesem Projekt ist mittlerweile eine ansehnliche Lösung mit vielen Features geworden, die wir genauer unter die Lupe nehmen.
Avocado?
Zunächst fragt man sich, was der Name eigentlich soll. Die Entwickler notieren auf der Homepage, dass viele Faktoren zusammenkommen: Der Avocado-Baum wächst nicht allein, sondern braucht andere um sich herum, um vernünftig zu gedeihen. Avocados wachsen immer in Paaren am Baum, die Azteken sahen sie als Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit – außerdem seien sie niedlich und lecker.
Funktionen
Avocado ist eine vollwertige App zur Organisation des täglichen Lebens. Vorneweg: Nicht nur iPhone-Nutzer profitieren davon, denn alle Funktionen sind ebenfalls aus dem Web nutzbar. Daneben gibt es eine Android-App. Nach der Installation auf den Geräten beider Partner wird ein gemeinsames Passwort festgelegt und der Spaß kann losgehen.
Die untere Symbolleiste der App zeigt die fünf Hauptkategorien: Das Herz für den gemeinsamen Chat, der Haken für die To-Do-Liste, die Uhr für geteilte Ereignisse, das Panorama für Fotos und ein Aktenschrank für alle Einstellungen.
Instant messaging
Jeder der Partner kann sich ein eigenes Avatar-Bild aussuchen und drauf los schreiben. Neben dem Eingabefeld befindet sich ein Blitzsymbol, das weitere Optionen öffnet: Es kann ein Bild hinzugefügt werden, das entweder mit der Kamera aufgenommen oder aus dem Fotoarchiv ausgewählt wird. Das kann im Prinzip jede Social-App, aber Avocado bietet mehr: Bilder können mit einem eingebauten kleinen Malprogramm gezeichnet werden, oder man bedient die eingebaute Google-Bildersuche, um schnell das richtige Motiv zu finden. Letzteres ist ein Feature, das ausschließlich Paaren mit einem kostenpflichtigen Account vorbehalten ist, aber so etwas würde vielen anderen sozialen Netzwerken ebenfalls gut zu Gesicht stehen.
Es gibt einen Smiley-Button, nach dessen Auswahl im Vorhinein festgelegte Gesichtsausdrücke in die Nachricht eingefügt werden. Wählt man einen der 12 konfigurierbaren Smileys aus (oder tippt die Zeichenfolge ein), ändert sich bei der jeweiligen Nachricht der Avatar zum konfigurierten Bild. Diese Funktionalität ist ganz witzig, man braucht sie aber nicht unbedingt.
Ein weiterer Button ermöglicht das Senden von vorbereiteten Kurznachrichten wie „Soll ich noch was einkaufen“ etc., die in unbegrenzter Anzahl vorgespeichert werden können.
Zu guter Letzt befindet sich ganz rechts am Rand der „xoxo“-Button, hinter dem sich das kitschigste Feature der App verbirgt: Man kann damit den Partner umarmen oder sogar küssen. Die Umarmen-Funktion verwendet den Annäherungssensor an der Vorderseite des Gerätes. Der Nutzer wird aufgefordert, das Smartphone zu umarmen, woraufhin es vibriert und der Parter benachrichtigt wird. „Max hugged you!“ Beim Küssen wird der Avatar des Partners groß angezeigt, den man dann mittels Fingertipps mit beliebig vielen Küssen versenden kann. Listen
In privaten Listen können Einkaufszettel, Geschenkideen für Geburtstage, Urlaubschecklisten etc. angelegt werden, die beide Partner live einsehen können. Avocado sendet Push-Benachrichtigungen und zeigt im Chat an, dass etwas geändert, gelöscht oder hinzugefügt wurde. Das klingt zunächst wie gehabt, ist aber tatsächlich von großem Nutzen, denn so hat man den aktuellen Stand der Planungen immer gleich zu zweit im Blick.
Einzelne Objekte können mit einem Sternchen priorisiert oder in andere Listen verschoben werden. Ein Fingerwisch markiert die Aufgaben als erledigt. Die kostenlose Standardversion der App beinhaltet die Möglichkeit fünf Listen anzulegen. „Unlimited-Paare“ dürfen so viele Listen anlegen, wie sie möchten und können.
Kalender
Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der eingebaute Kalender: Auf den Geräten beider Partner werden Ereignisse angelegt, für jeden Partner kann einzeln eingestellt werden, wann er oder sie benachrichtigt wird. Die Ereignisse werden in einer Liste untereinander oder in einer Monatsansicht angezeigt. Auch dabei werden Änderungen im Chatverlauf vermerkt, so dass nichts übersehen werden kann.
Bilder
Hinter dem Bilder-Button verbirgt sich ein Archiv aller im Chat gesendeten Bilder beider Partner. Auf einem iPhone 5 sind etwa 2×4 Bilder gleichzeitig zu sehen. Es können außerdem weitere Fotos hinzugefügt werden. Im Chat zeigt Avocado das jeweilige Bild dann ebenfalls an. Jedes Bild kann im Übrigen über die iOS-Integration auf normalem Weg geteilt werden.
Die kostenlose Version der App bietet Speicherplatz für 200 Bilder, ein Paar mit unbegrenztem Abo bekommt auf dem Server beliebig viel Platz dafür.
Einstellungen
Im Einstellungsmenü lassen sich jeweils die Fotos und Daten beider Partner verändern. Dazu gehören Name und Geburtstag, außerdem kann das Paar den gemeinsamen „Jahrestag“ festlegen. An diesen erinnert die App dann ebenfalls, was nützlich für diejenigen Partner sein dürfte, die so etwas immer wieder vergessen und am Ende ohne Geschenk dastehen…
In den Einstellungen kann außerdem ein Sicherheitscode erstellt werden, der beim Öffnen der App zunächst abgefragt wird. Selbstredend gilt dieser Code nur für das Gerät, auf dem er eingerichtet wurde. Man kann dem Partner also nicht den Zugriff zu Avocado entziehen.
In der App können das gemeinsame Password sowie die Chatsounds geändert werden. Zudem kann man abschalten, dass in der Push-Benachrichtigung bereits ein Teil der Nachricht angezeigt wird. Das sind nachvollziehbare und in bestimmten Situation äußerst nützliche Features.
Zu guter Letzt kann festgelegt werden, ob empfangene Fotos im iPhone-Fotoarchiv gespeichert werden, oder ob man beim nächsten Start die Einführung zur App wieder sehen möchte.
Zugriff über das Web
Wie bei anderen Diensten (z. B. Group.me) können alle Features von Avocado ebenso über das Web genutzt werden. Der Chat, die Listen, der Kalender, die Fotos und alle nicht Smartphone-gebundenen Einstellungen können aus dem Browser heraus verwendet werden. Das ist eine tolle Sache, zumal sich zusätzlich Browser-Benachrichtigungen einschalten lassen, wenn das Smartphone mal doch nicht greifbar sein sollte.
Unlimited?
Die Freemium-Konzeption der App bietet jedem Paar die Möglichkeit, ausführlich zu testen und zu überlegen, ob sich eine bezahlte Version lohnt. Diese kostet 19,99 US-Dollar im Jahr und entfernt die Beschränkung bei Listen und Fotos. Außerdem kann man damit aus der Web-Version Bilder hinzufügen, genießt laut Angaben auf der Webseite Priorität bei Support-Anfragen und erhält früher Zugriff auf neue Features, wenn sie der App hinzugefügt werden. Als Early Adopter, wie wir es sind, bekam man mit einem der ersten größeren Updates nach dem Start von Avocado all das bereits umsonst. So sind wir jetzt ein „Lifetime Unlimited Couple“. Juhu!
Kritik
Ich überspringe mögliche Kritik zu den kitschigeren Feature, zu denen jeder seine eigene Meinung haben kann. Der Rest der App überzeugt durch die Vielzahl an tatsächlich für Paare nützlichen Funktionen durchaus. Es gibt allerdings die eine oder andere Sache, die sich noch verbessern ließe:
- Listen und Kalender sind ausschließlich bei Avocado abgelegt. Wer – wie wir – schon auf beiden Geräten denselben iCloud-Kalender nutzt, wird sich über die fehlende Integration insbesondere der Kalenderfunktion ärgern und/oder sie nicht nutzen. Die Einordnung als „Avocado“-Kalender in iCloud wäre ein Killer-Feature.
- Anfangs ließ die Stabilität der App bei umfangreicher Nutzung zu wünschen übrig. Abstürze finden zurzeit zwar so gut wie nicht mehr statt, dennoch sollte dies angemerkt werden.
- Zeitweise werden Nachrichten verzögert „gepusht“, so dass ab und an in Situationen, in denen schnelle Absprachen gefordert sind, doch zu klassischen Kommunikationsinstrumenten gegriffen werden muss; das ist bei vielen Apps so und hat sich bereits in den letzten Versionen deutlich verbessert.
- Ich mag eigentlich keine Avocados. Aber irgendwas ist ja immer.
Fazit: eine tolle App!
Seht es mir nach: Ich bin von Avocado absolut überzeugt. Meine Frau und ich nutzen zur Kommunikation nur noch diese App. Ehe das Gelächter losgeht: Natürlich NUR, wenn wir uns nicht im selben Raum befinden und miteinander sprechen können. Ich kann jedem Paar nur empfehlen, es einmal auszuprobieren. Die Umarmungs- und Kussfunktionen bieten eine neue Möglichkeit, einander virtuell die Zuneigung auszudrücken, wenn man gerade nicht zusammen sein kann.
Die App kann man auch ohne bezahltes Abo fast in vollem Umfang nutzen, sie hat ein sehr gutes Design, ist mittlerweile äußerst zuverlässig und bietet alles, was Paare im täglichen Leben brauchen – außer der realen Zweisamkeit. Ja, ich bin manchmal ein kleiner Romantiker.
Avocado ist kompatibel mit iOS-Geräten ab iPhone 3GS mit iOS 5.0 und aufwärts. Im Google-Play-Store gibt es die App für Android-Geräte ab Android OS 2.2.