Test: Cookoo Watch. Die Smartwatch mit Stil

mz, den 28. Januar 2013
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Man kann ruhigen Gewissens behaupten, dass die sogenannten „Smartwatches“ zur Zeit Hochkonjunktur haben. Viele Technologieunternehmen haben den Nischenmarkt bereits für sich entdeckt und auch die großen Smartphone-Hersteller ziehen langsam aber sicher nach. Und während über einige noch spekuliert wird, was das Zeug hält, sind andere intelligente Bluetooth-Armbanduhren bereits auf dem Markt. Vor Kurzem hat auch die Auslieferung der Cookoo-Watch begonnen. Der große Test.

i’mWatch, Pebble, Sony SmartWatch und jetzt die Cookoo: Spätestens seit Michael Knight in „Knight Rider“ seinen Kollegen K.I.T.T. per Armbanduhr rief, träumen viele von dem Erlebnis, mit einem kleinen Gerät am Handgelenk Verbindung nach außen aufzunehmen. In den meisten Fällen können Armbanduhren neben der Zeitanzeige zusätzlich stoppen, wecken, manche auch die Temperatur, die Höhe, die Himmelsrichtung und sonstige Dinge messen. Die Funktionen blieben aber in den meisten Fällen auf das Gerät selbst beschränkt.

Seit die Smartphones immer fortgeschrittenere Features mitbringen und Bluetooth 4.0 extrem stromsparend geworden ist, macht es nun tatsächlich Sinn, Uhren herzustellen, die Kontakt aufnehmen können. Die Smartwatch ist geboren. Informationen über SMS, Anrufe, E-Mails, Facebook-Nachrichten und so weiter können auf diesen Armbanduhren angezeigt werden – mindestens einmal pro Woche müssen die Geräte allerdings wieder aufgeladen werden, wasserdicht sind sie für gewöhnlich nicht. Diese Nachteile haben mit der Cookoo-Watch ein Ende – und dabei sieht sie noch relativ gut aus.

ConnecteDevice?

Im vergangenen Frühling startete Peter Hauser aus Washington unter dem Namen „ConnecteDevice“ ein neues, attraktives Projekt beim Crowdfunding-Portal Kickstarter. Der Softwareentwickler hatte den Trend zur intelligenten Uhr aufgefangen, aber keine Lust, sie ständig abzulegen, um sie zu laden oder sich zu duschen. Also machte er sich auf die Suche nach gleichgesinnten, die ihm bei der Finanzierung helfen könnten. Ein attraktives Angebot mit verschiedenen Unterstützersummen zur Auswahl erklärte sein Vorhaben. Die Argumentation kam mir schlüssig vor und ich beteiligte mich am Projekt.

Die Cookoo-Watch war geplant als analoge Armbanduhr mit einem dahinterliegenden Monochrom-Display zur Anzeige von Mitteilungen. Dabei sollte ihre Batterie möglichst so lange halten wie die jeder anderen batteriebetriebenen Armbanduhr – und wasserdicht sollte sie auch sein. Erreicht hat Hauser tatsächlich beides: Die Funktionen der Uhr bedienen sich zwei verschiedener Batterien, so dass das Quartz-Uhrwerk bis zu drei Jahre lang ohne Wechsel auskommt. Bis 5ATM Wasserdruck hält die Cookoo ebenfalls stand. Die elektrischen Features, die die Verbindung zum Smartphone herstellen, beziehen ihre Energie aus einer zusätzlichen CR2032-Knopfzelle, die genug Strom für ungefähr ein Jahr regelmäßige Nutzung bieten soll.

Die Cookoo-Watch gibt es in vielen verschiedenen Farben inklusive einer besonderen Kickstarter-Edition in schwarz-grün, für die man entsprechend mehr investieren musste. Ich habe mich für die komplett schwarze Variante entschieden. Anzeigen gibt es für eingegangene SMS, Mails, Alarme, Facebook-Nachrichten, Anrufe und zu niedrigen Batteriestand des verbundenen Smartphones. Unterstützt werden iPhones ab dem 4S mit iOS 5 und (bald) eine Reihe von Android-Geräten, deren Implementation sich aber (wie übrigens einiges andere) verzögert. Dazu später mehr.

Projektverlauf

Im Verlauf des Projekts stellte Hauser ein zusätzliches Produkt vor, nämlich einen Schlüsselanhänger, der bis auf die Zeitanzeige in etwa dieselben Funktionen bietet. Die Auslieferung der Uhr sollte im November 2012 starten. Zusammengetan hat sich der Gründer mit einer Firma in Hongkong, die die Herstellung übernehmen sollte. Wie bei den meisten solcher Projekte traten immer wieder Verzögerungen auf, teilweise stockte dann auch die Kommunikation und ich wusste nicht genau, ob ich bei der ganzen Aktion vielleicht doch zum Narren gehalten worden war – außer mir beschwerten sich auf der Projektseite einige andere Unterstützer, während aber auch andere bereits zufrieden den Empfang ihrer Uhr bestätigten.

Schwierigkeiten gibt es auch mit Bluetooth. Da die meisten Android-Smartphones den Low-Energy-Standard nicht in ausreichendem Maße unterstützen, warten Besitzer von Geräten mit Android-Betriebssystemen bis heute auf ihre App und können demnach mit der Cookoo-Watch (noch) nicht allzu viel anfangen. Das Team arbeitet allerdings mit Hochdruck an einer Lösung und wenn die Probleme in ähnlicher Geschwindigkeit gelöst werden wie die anfänglichen Schwierigkeiten im Bezug auf iOS, sollte die App nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Funktionen

Als es dann Anfang Januar endlich so weit war und ich das kleine Kistchen in Form eines Vogelhäuschens in den Händen hielt, war die Aufregung groß. An der Packung befestigt waren viele kleine Zettelchen in verschiedenen Sprachen. Die Funktion, in Verbindung mit einem iOS-Gerät Benachrichtigungen über E-Mails und SMS bzw. iMessages auf der Uhr anzuzeigen, sei noch nicht verfügbar und würde nachgerüstet, sobald das Betriebssystem sie unterstützt. Ich war ein wenig erstaunt, hatte ich von derartigen Limitierungen noch nichts gehört – und die Homepage hatte mit eben diesen (zweifellos wichtigen) Funktionen immer geworben.

Dafür gehörten ein paar andere witzige Features mit dazu: Mit dem blauen „Command“-Button an der rechten Seite der Uhr kann man je nach Länge des Drucks zum Beispiel einen Pin an der aktuellen Position in der Karten-App ablegen, über Facebook in einen Ort einchecken oder die Cookoo-Watch als Fernauslöser für die Kamera des iPhones verwenden. Zugegeben war letzteres immer das, auf das ich mich am meisten gefreut habe. Zudem kann man all diese Funktionen frei in der zugehörigen App konfigurieren und die Benachrichtigungen mit Vibration, Piepton oder beidem belegen, so dass man in jeder Situation nach den persönlichen Vorlieben vorbereitet ist.

Wer sein iPhone gerne mal verlegt, findet die Suchfunktion nützlich: Ein Knopfdruck und das iPhone reagiert – sofern in Reichweite – mit einem „Kuckuck“-Geräusch solange, bis man es gefunden hat. Gleiches passiert, wenn man sich zu weit vom Telefon wegbewegt. So kann man das iPhone einfach nicht mehr vergessen.

Wer oft Musik hört, kann auch die iPod-Funktion des iPhones mit der Uhr bedienen. Musik stoppen und wiederaufnehmen, ohne das Gerät aus der Tasche kramen zu müssen – das kann sehr angenehm sein.

Material und Verpackung

Die Cookoo-Watch besteht aus einem Edelstahlgehäuse mit rückseitig angebrachtem Batteriedeckel, der vom Benutzer mit einer Münze geöffnet werden kann. An den Seiten sind je zwei Buttons und rechts die übliche Krone zum Einstellen der Zeit. Durch die zwei Batterien ist die Uhr etwas dicker als die Konkurrenz, macht aber meiner Meinung nach dafür einen ausgereifteren, edleren Eindruck als die Konkurrenten Pebble, i’mWatch & Co. Das ganze ist aber natürlich Geschmackszache. Wer eher auf Digitaluhren steht, wird vielleicht anders denken, hat dann aber im Normalfall das Problem mit der Akkulaufzeit. Das Armband ist aus Kunststoff, passt aber genau zu der Uhr und die blauen Akzente machen zumindest beim komplett schwarzen Modell einiges her. Das Band ist aber auch austauschbar und durch die meisten handelsüblichen 20mm-Armbänder ersetzbar.

Ein echtes Highlight ist die Verpackung der Uhr, die die Form eines Vogelhauses hat und fast ein eigenes Designobjekt ist. In ihrem Häuschen sieht die Cookoo besonders hübsch aus, man kann das Haus aber auch nach draußen hängen und den Vögelchen etwas gutes tun :-)

Verbinden oder nicht verbinden?

Nach dem ersten Verbinden stellten sich leider sehr schnell ein paar Probleme ein. Zwar funktionierten die Benachrichtigungen, das Pin-setzen und auch die Kamera-Funktion prima, die Bluetooth-Verbindung ließ aber stark zu wünschen übrig. So lag das iPhone 5 im Wohnzimmer, ich ging mit der Uhr am Handgelenk in die Küche und die Verbindung brach ab. Danach war die Wiederaufnahme der Verbindung äußerst schwierig. Auch machte ich den Fehler, den Verbindungsbutton, der ebenfalls drei verschiedene Modi je nach Drucklänge hat, 9 Sekunden lang zu drücken, weil ich irgendwie die Verbindung wiederherstellen wollte. Die Uhr nahm den Neuverbindungsmodus an und dann funktionierte zunächst einmal gar nichts mehr. Ich musste die Batterie entfernen, die App löschen, neu installieren und von vorn anfangen. Der Support war zu der Zeit natürlich extrem beschäftigt und hatte keine andere Lösung parat. Man hätte also im Nachhinein lieber noch länger gewartet, dafür aber eine stabile Verbindung gehabt.

Updates unterwegs

Zum Glück ist mittlerweile die Version 1.1 der kostenlosen Cookoo-App für iOS erschienen. Die Verbindungsstabilität wurde deutlich verbessert, mittlerweile kann man in der App auch einen Alarm für die Uhr einstellen und die Benachrichtigungen für SMS und E-Mails sind bereits für die kommende Version angekündigt. Die Uhr ist wasserdicht und arbeitet soweit zuverlässig, einzig die batterieschonende Wahl des Displays ist ein wenig gewöhnungsbedürftig: Die Benachrichtigungen sind im trüben Licht kaum erkennbar, die Beleuchtung muss hier regelmäßig Abhilfe schaffen. Demgegenüber ist das Ziffernblatt nur durch eine rückseitige Illumination beleuchtbar, die Zeiger aber nicht. Demnach ist es im Dunkeln recht schwierig, die Uhrzeit abzulesen, man kann dort nur die Schatten der Zeiger erkennen und muss sich ein wenig konzentrieren.

Alles in allem bewegt sich die Cookoo-Watch langsam aber sicher in die Richtung, die auf der Projektseite und der Homepage beschrieben ist. Theoretisch kann man sie tatsächlich – wie dort beschrieben – zum Anzug tragen und sie weist diskret auf eingegangene Anrufe etc. hin, ohne dass man direkt umprofessionell zum Telefon greift. Die Alarme lassen sich auch sofort über einen einfachen Knopfdruck abstellen – ob Vibration, Piepton oder beides. Inwieweit die anderen Funktionen sich als nützlich erweisen, wird sich in der Praxis noch zeigen. Ich persönlich brauche aber äußerst selten einen Pin meiner aktuellen Position zu speichern, über Facebook in Orte einchecken muss ich generell nicht. Die Fernauslöser-Funktion ist in der Tat nett. So muss man zumindest nicht die qualitativ schlechtere Frontkamera des iPhones nutzen, wenn mal ein Selbstportrait ansteht. Und im Urlaub kann man auch ein Foto von sich machen, wenn keine anderen Touristen zugegen sind. Zudem lässt sich man mit der aktuellen Version der App auch den Musikplayer des iPhones bedienen.

Ende Februar soll die nächste Version der App erscheinen. Dann zeigt die Cookoo endlich auch an, dass SMS, E-Mails und Twitternachrichten eingegangen sind. Hierfür war aufgrund von API-Beschränkungen die Einrichtung eines zusätzlichen Dienstes notwendig, wodurch sich die Implementation dieser Funktionen verzögerte.

Fazit: Empfehlung

Sicher gibt es bereits andere Smartwatches, die mehr können. Die i’mWatch bringt eigene Apps mit, auf ihr lassen sich Mails und Tweets lesen, sogar telefonieren kann man mit ihr. Dafür blättert man dann aber auch fast 400€ hin und muss sie täglich aufladen. Die Pebble liegt bei etwa 150€, ist auch wasserdicht und funktioniert wegen Bluetooth 2.1 auch mit älteren Smartphones, muss aber wöchentlich geladen werden. Die Cookoo-Watch ist günstiger als die Konkurrenz und sieht dabei auch noch gut aus – ohne Batteriewechsel oder aufladen.

Die Gerüchte über die iWatch von Apple sind weiter aktuell. Wer davon aber nichts hält oder aber nicht warten möchte, sollte sich die Cookoo-Watch einmal ansehen. Alles in allem ein rundes Produkt, auch wenn es ein paar Anlaufschwierigkeiten gab. In ausgewählten Shops gibt es sie auch schon in Deutschland regulär zu kaufen, die UVP beträgt 129,90€. Alle wichtigen Infos finden sich auf der englischsprachigen Projektseite.


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