Wegen iPhone-Klau: US-Journalist David Pogue hat Glück gehabt
Alexander Trust, den 5. August 2012Die Meldung ist nun schon ein paar Tage alt, doch überall im Internet findet man bislang nur positive Resonanz auf etwas, das man durchaus eine Dummheit nennen könnte: Dem US-Journalisten David Pogue wurde offenbar sein iPhone gestohlen, und er motivierte seine Twitter-Follower ihm bei der Suche zu helfen.
Schließlich sind es zwei Polizisten, die das Smartphone von Apple, welches dem Journalisten gehört, in einem Anwesen in Maryland in den USA sicherstellen.
Es gab diverse Medienberichte über den Vorfall, keiner davon, der sich mit den Risiken auseinandersetzt. Zumindest ist mir keiner bekannt. Entsprechend möchte ich an dieser Stelle auf die Risiken dieser Aktion hinweisen. Denn in meinen Augen hat der Journalist David Pogue gleich in zweierlei Hinsicht Glück gehabt.
Zum einen kann er sich glücklich schätzen, dass er sein iPhone wieder zurückbekommen hat. Zum anderen aber, dass keinem der Beteiligten etwas zugestoßen ist.
Find my iPhone
Eine spezielle Ortungsfunktion von Apple ermöglicht es das eigene iPhone oder auch andere Geräte über eine Onlineortung wiederzufinden, sollten sie gestohlen werden. Solche Dienste sind nicht Apple-exklusiv, doch in diesem Fall half „Find my iPhone“ dem Journalisten, sein Smartphone zurückzubekommen. Drei Tage lang war das Smartphone bereits verschollen, der Journalist hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, da erhielt er plötzlich durch Apple eine automatische Benachrichtigung per E-Mail. Er konnte sich den Standort seines iPhones auf einer Karte anzeigen lassen. Pogue machte einen Screenshot davon, den er bei Twitter hochludt, und in der Folge seine Follower dazu aufrief, ihm bei der Suche zu helfen.
Wenn man die Situation nüchtern betrachtet, dann hat der Journalist über seinen Twitterkanal eine Art Bürgerwehr mobilisiert. In den USA ist dieses Phänomen der Nachbarschaftshilfe durchaus wesentlich geläufiger als in unseren Breitengraden.
Verstecktes Gefahrenpotential
Wenn man sich die Zeit nimmt und die Situation jedoch genauer unter die Lupe nimmt, dann stellt man fest, dass Pogue unbescholtene Zivilisten in eine potentielle Gefahrensituation gelotst hat. Er konnte nicht wissen, wer sein iPhone gestohlen hat. Dass übereifrige Helfer eventuell den Dieb von Angesicht zu Angesicht konfrontieren hätten wollen, schien Pogue gänzlich auszublenden. Solange alles gut geht müsste eigentlich niemand meckern. Doch gerade die potentielle Gefahr ist es, die man immer im Blick haben sollte. Nicht auszudenken wäre gewesen, wenn einer der übereifrigen Helfer schließlich einem bewaffneten Räuber gegenübergestanden hätte, und am Ende verletzt worden wäre.
Diesen Aspekt ließ die mediale Berichterstattung über den Fall vermissen. Pogue selbst schreibt in seinem Blog, dass er unheimlich glücklich und dankbar sei. Das kann er auch sein, darüber, dass er verantwortungslos war und trotzdem niemanden in Gefahr brachte.
Leichtsinn, der nicht bestraft wird
Ich kann verstehen, dass die Leute sich freuen, wie aktiv und hilfreich selbst persönlich nicht bekannte Leute in dieser Situation gemeinsam zusammengearbeitet haben. Dieser Effekt ist ein Pluspunkt für das Internet, wenn man bekannt genug ist. Unbekannten Leuten wird im Internet nicht (so sehr) geholfen. Doch das ist nicht das Argument, darf es auch nicht sein.
Vielmehr hätte Pogue für „Alles“, was in diesem Kontext passiert wäre, zur Verantwortung gezogen werden können. Man fragt sich in solchen Situationen immer, ob „erst etwas Schlimmes passieren muss“, damit etwas geschieht. In meinen Augen hat der Journalist leichtfertig gehandelt. Was wäre geschehen, hätte tatsächlich ein bewaffneter Räuber das Smartphone an sich genommen und das Feuer auf Beteiligte eröffnet? Der Kommunikation über Twitter lässt sich entnehmen, dass zumindest einige der Helfer dem Ort, an dem später die Polizisten das iPhone wieder finden, recht nah gekommen sein müssen. Denn sie konnten sehr genau beschreiben wie die Gegend, in der das Smartphone gefunden wurde, ausschaut. Es gibt Situationen, in denen ist Followerpower gänzlich positiv, doch speziell in David Pogues Fall hat er Leib und Leben von Fremden unnötigerweise wegen eines Technik-Gadgets aufs Spiel gesetzt.