Google und Facebook bedrohen die Demokratie
Alexander Trust, den 4. August 2012Wenn es nach dem Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“, Paul-Josef Raue, geht, dann sind Google und Facebook Schmarotzer. In einem Interview gab der Chefredakteur nun zu, dass er Angst um die Demokratie habe, die die Internetriesen bedrohen würden.
Während man ihm höchstens in Nuancen seiner Aussagen Recht geben könnte, merkt man ihm an, wo er herkommt. Er redet von „unserer Lust auf Untergang“ von der „Tragödie“ und der „Katastrophe“ und meint dabei die Modelle in der Literatur. Höchstwahrscheinlich hat Raue eine klassische Ausbildung genossen.
Raue gibt an, dass die Demokratie ins Wanken gerät, sobald es keinen seriösen Journalismus mehr gibt. Natürlich drückt er damit implizit auch aus, dass er sich selbst für einen seriösen Journalisten hält. Was aber ist seriöser Journalismus, und meint er damit auch die übrigen seiner Kollegen? Warum sind Google und Facebook auf einmal gefährlich, wenn es Print-Journalisten einfach verschlafen haben, auf die Gegebenheiten des Marktes zu reagieren?
Laut dem Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen haben sich die Rahmenbedingungen verändert, unter denen Zeitungen produziert werden. Er spricht davon, dass es sich um einen Lesermarkt handele. Die Klientel müsste zukünftig mehr für unabhängigen Journalismus bezahlen. Als Begründung gibt Raue an, dass heutzutage auf Anzeigenerlöse kein Verlass mehr sei. Man möchte ihm zurufen, dass die Anzeigenerlöse im Internet genauso volatil sind.
Es ist fraglich ob seriöser Journalismus die Demokratie tatsächlich retten kann. Denn letztlich kommt es darauf an, dass sich die Leute dafür interessieren. Sensationsjournalismus kann sich wahrscheinlich nicht über Interesse beklagen.