Sponsored Stories: Facebook muss Erlaubnis zur Userdaten-Nutzung zu Werbezwecken einholen
Alexander Trust, den 23. Juni 2012Facebook-User werden künftig die Möglichkeit haben, ihr Einverständnis zu widerrufen, Namen, Foto und Sonstiges zu „offenbaren“, sobald sie auf „Gefällt mir“ zu einem Produkt oder ähnlichem klicken. Dies wurde im Zuge eines Vergleichs vor einem Gericht in Kalifornien vereinbart.
US-Bürger hatten im Bundesstaat eine Sammelklage eingereicht. Ihr Forderung lautete: Nutzer sollen darüber aufgeklärt werden, dass ihre Daten den werbenden Firmen übermittelt werden, sobald sie auf den Like-Button klicken. Facebook war wegen der so genannten „Sponsored Stories“ vor Gericht gezerrt worden. Name und Foto von Nutzern sollen zu Werbezwecken missbraucht werden, ohne das letztere um Erlaubnis gefragt worden wären, so die Kläger (vgl. New York Times, engl.).
Minderjährige sollen zusätzlich geschützt werden
Der kürzlich getroffene Vergleich sieht vor, dass User künftig nachvollziehen können, welche Konsequenzen ihre Aktionen (z. B. ein Klick auf „Gefällt mir“) haben und in welcher Weise ihre Daten für Werbezwecke verwendet werden. Über ein so genanntes „Opt-out“-Verfahren kann man sich im Einzelfall dagegen entscheiden, dass die eigenen Daten für Werbezwecke verwendet werden. Minderjährige Facebook-Nutzer sollen durch einen weiteren Schritt geschützt werden. Eltern sollen die Möglichkeit bekommen, die Daten ihrer Kinder von Werbung fernzuhalten.
Lukrative Einnahmequelle für Facebook?
Sponsored Stories sind für Facebook eine der lukrativsten Quellen für Werbeeinnahmen (vgl. TechCrunch, engl.). Sobald ein User ein Produkt oder ein Organisation mit dem Kennzeichen „like“ bzw. „gefällt mir“ versieht, wird dies seinen Kontakten mit Namen und Foto angezeigt. Für den Nutzer ist dabei (zumeist) nicht direkt erkennbar, dass es sich dabei um Werbung handelt. Facebook selber soll diese Form der Werbung viel mehr Geld einbringen als „traditionelle Werbung“, da der Hinweis auf das Produkt respektive die Organisation von „Freunden“ bzw. Kontakten kommt, und somit (so wird vermutet) eher wahrgenommen wird als „traditionelle Werbeanzeigen“.
Stillschweigende Zustimmung bei Klick auf „Gefällt mir“?
Obwohl sich die Verantwortlichen des Social Networks bislang nicht offiziell zu den Vorwürfen geäußert haben, soll von einer „stillschweigenden Zustimmung“ die Rede sein, die Nutzer – laut Facebook – bei einem Klick auf „Gefällt mir“ abgeben würden. Künftig sollen Nutzer einen besseren Überblick darüber bekommen, für welche Art von Werbung ihre Daten verwendet werden und was im Rahmen der „Sponsored Stories“ weitergegeben wird. Schätzungen zufolge könnten die veränderten Einstellungen Facebook bis zu 103 Millionen US-Dollar Werbeeinnahmen kosten.
Laut Secure.me, einer Seite, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Daten von Nutzern zu schützen, sollen 9 von 10 Amerikanern (und ähnlich viele Europäer) Daten via Facebook preisgeben, die zu Werbezwecken missbraucht werden könnten.
Spende für gemeinnützige Organisationen und Gerichtskosten
Im Zuge des Vergleichs soll sich Facebook ferner zu einer Zahlung von 10 Millionen USD für verschiedene gemeinnützige Organisationen bereiterklärt haben, unter anderem soll diese an die Consumers Union, die Electronic Frontier Foundation und diverse juristische Fakultäten geflossen sein, die sich mit rechtlichen Aspekten der Privatsphäre eines Menschen auseinandersetzen. Weitere 10 Millionen sollen für die angefallenen Kosten des Rechtsstreits geflossen sein.
Die Unterlagen zum rechtlichen Vergleich gibt es zudem im Internet nachzulesen. Die Stellen an denen Geschäftszahlen von Facebook auftauchen sind geschwärzt.
Update: Die Unterlagen sind nicht mehr an Ort und Stelle verfügbar.