Test: Lollipop Chainsaw
Redaktion Macnotes, den 1. Juni 2012Ich ahnte bereits, was mich ungefähr im Test erwarten wird: ein sehr verrücktes Game, mit einer abgedrehten Story. Zuletzt bewegte ich mich in Saints Row mit ähnlich außergewöhnlichem Flair. Eine junge Dame, die mit Motorsäge auf Zombiejagd geht, ist so was denn möglich? Wir durften das Spiel bereits einige Zeit testen und berichten euch, ob Lollipop Chainsaw auch was taugt.
18. Geburtstag wird bis zum Tode gefeiert!
Schon die ersten Spielszenen machten deutlich, dass man hier nichts sonderlich ernst nehmen sollte. Eure Protagonisten, Juliet Starling, wird 18 und liegt noch knapp bekleidet im Bett. Ja, das muss man extra erwähnen, denn auch die Kameraführung macht während des ganzen Spiels immer sehr viele Andeutungen.
Man kann sich zurücklehnen und den Vorspann mit Popcorn genießen: Aus unerklärlichen Gründen greift eine ganze Zombiehorde die Schule von Juliet an und verschont nichts und niemanden, selbst ihren Freund nicht. Am Ende blieb ihr nur die Wahl: Entweder er wird auch zu einem Zombie, oder Juliet hackt ihm den Kopf ab. Da die junge Dame noch sehr an ihrem Lover hängt, hackt sie ihm kurzerhand den Kopf ab und rettet ihm so sein Leben.
Wie das gehen soll? Ganz einfach, nur weil sie blond ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch doof ist. Durch ein magisches Ritual schafft sie, dass ihr Macker noch lebt, zwar ohne Körper, aber mit Kopf. Damit dieser nicht an einem unbekannten Ort herumliegen muss, hängt sie ihn an ihren sehr kurzen Rock und schmückt nun zusätzlich ihren Hintern.
Jetzt ist also die Zeit gekommen, um herauszufinden, wo die Untoten herkommen, warum sie die Schule angreifen und vor allem wie es mit den beiden jungen Verliebten weitergeht.
Sexy, mörderisch, knallhart und etwas langweilig
Wenn man sich den ersten Absatz so durchliest, kommt man vielleicht auf den Gedanken, dass das Ganze auch mit viel Liebe zu tun hat. Allerdings braucht ihr euch nicht auf eine Schnulze einstellen, denn Juliet ist knallhart im Nehmen.
Ausgerüstet mit ihrer Motorsäge macht ihr euch so durch sieben verschiedene Level und tötet so Zombies. Dies können mal ehemalige Lehrer von euch gewesen sein, oder eben Bauarbeiter, die in jüngster Vergangenheit erst infiziert wurden.
Die einzelnen Missionen laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Eine Zombiewelle kommt, diese müsst ihr mit allen Kräften aufhalten. Dabei trennt ihr Gliedmaßen ab und werdet mit Glücksgefühlen belohnt, rettet somit Menschen, die unmittelbar in Gefahr sind, und geht dann zum nächsten Abschnitt.
Wie ihr die Zombies erledigt, bleibt dabei euch überlassen. Entweder ihr zerhackt alles mit eurer Motorsäge, oder ihr benutzt die Pompon-Angriffe, die man eher als normale Attacken verstehen soll. Wenn ihr das Ganze noch mit Sprüngen kombiniert, könnt ihr gekonnt ausweichen und so auch große Horden ohne Probleme bezwingen. Durch das Abschlachten erhaltet ihr einiges an Punkten gutgeschrieben. Allerdings bleibt es zunächst egal, welche Kombos ihr einsetzt.
Ihr erlernt zwar im Laufe der Zeit neue Angriffe, aber diese belohnen euch nicht mit mehr Punkten. So seid ihr eigentlich nie daran interessiert, neue Techniken auszuprobieren, sondern kloppt euch mit sinnlosem Knopfgedrücke durch die Angreifer. Hin und wieder wird eure Energieleiste voll, ihr könnt diese aktivieren und seid dann für eine kurze Zeit mega stark. Aber auch hier ändert sich nicht wirklich was am Gameplay, sodass ihr dort nur weniger Schläge austeilen müsst, um die Gegner zu töten.
Anfangs hat das ganze eigentlich sehr viel Spaß gemacht, allerdings wiederholt sich alles und man ringt langsam mit der Motivation die schlauchigen Level fertig zu spielen. Diese sind erstens sehr lang (45 Minuten pro Level) und zweitens viel zu linear und es mangelt an jeder Ecke mit Abwechslung!
Lollipop, Lollipop
Ganz so schwarz darf man jetzt allerdings das Ganze nicht sehen. Immerhin gibt es ein paar Features, die das lineare Gameplay etwas auflockern. Zum einen kommen immer wieder kleine Minispiele wie Zombiebasketball oder Shootereinlagen dazu, zum anderen dürft ihr eure feine Dame auch skillen. Durch die ganzen Punkte, die ihr während des Tötens von Zombies erhaltet, könnt ihr neue Fähigkeiten bekommen oder Juliet verstärken. Wie wäre es denn mit etwas mehr Lebensenergie? Oder wollt ihr die Stärke dauerhaft raufsetzen? Kein Problem, einfach den kleinen Laden für die Fähigkeiten finden und einkaufen. Während ihr die Einkaufstour startet, ertönt das sehr bekannte Lollipop Lied, das wohl jeder kennen dürfte. Dies hat tatsächlich die Stimmung etwas aufgelockert und war ganz witzig. Übrigens, ihr könnt in diesem „Fähigkeiten Laden“ auch Artworks und Songs kaufen, die ihr dann im Spiel begutachten könnt, toll oder?
Technik
Lollipop Chainsaw hat einigermaßen schöne Zwischensequenzen, allerdings ist das Spiel selbst nicht so prickelnd. Alles ist sehr detailarm, ständiges Flimmern war sichtbar und die Texturen waren sehr grob. Es ist zwar alles schön bunt, dies reicht allerdings noch lange nicht aus.
Die Musik und der Sound sind durchweg gelungen und unterhalten sehr. Vor allem sind viele kleine oder große bekannte Stücke im Spiel integriert, den der eine oder andere unter euch sicher kennt.
Sehr enttäuschend war aber die Spieldauer. In gerade mal fünf Stunden könnt ihr bereits den Abspann sehen. Das Problem an der Sache ist zudem, dass eine Mission 45 Minuten dauern kann. Es ist bis zum Ende hin wirklich anstrengend, das Spiel durchzuspielen!
Wenn ihr bereits einmal den Abspann gesehen habt, könnt ihr immer noch den Ranglisten-Modus durchzocken. Hier versucht ihr so viele Punkte wie möglich in den Abschnitten zu sammeln, um euch somit gegen alle anderen Spieler der Welt vergleichen zu können. Aber keine Sau hat Lust, sich eine Punktzahl zu holen, dann eine Mission noch mal (man beachte die 45 Minuten) zu zocken und dann eventuell noch mal, weil man nicht gut genug war. Nein, Sorry, aber da macht selbst das Punktejagen keinen Spaß mehr!
Fazit
Lollipop Chainsaw hat gute Ansätze, scheitert aber in der Umsetzung. Die Missionen sind zu lang und viel zu linear, komplexere Kombos sind nicht nötig, da man mit einfachen Attacken auch bestens klarkommt. Auch das Skillen der Fähigkeiten ist an sich ganz nett, aber eigentlich mehr oder weniger nutzlos. Lediglich für den Metzelspaß für zwischendurch kann das Spiel punkten. Die abgedrehte Story und die Idee hätte überzeugen können. Das Spiel funktioniert auch, allerdings ist es zu Mainstream und fordert kaum. Echt Schade!