Test: Botanicula
Martin Vaßen, den 21. Mai 2012Vor kurzem wurde ein neues Spiel von Daedalic Entertainment und Amanita Design veröffentlicht. Botanicula heißt das Point-and-Click-Adventure für Windows PC und Mac OS X, von dem uns der Publisher eine Review-Version überlassen hat. Dass Daedalic ein Faible für außergewöhnliche Spiele hat, war nicht erst seit Titeln wie Deponia, oder Harveys neue Augen bekannt. Es ist also keine Überraschung, dass es sich bei Botanicula ebenso um ein Adventure der etwas anderen Art handelt. Wir haben den faszinierenden Mikrokosmos des Spiels für Euch erforscht. Alles weitere erfahrt Ihr im folgenden Testbericht.
Die Story von Botanicula beginnt mit einem großen alten Baum. Als dieser von spinnenartigen Parasiten befallen wird, verliert er ein letztes Mal seine Saat. Durch Zufall findet ein kleiner Bewohner eines anderen Baums den Samen und macht sich mit vier Freunden auf den langen und gefährlichen Weg tief in die Erde, um den Samen dort zu pflanzen.
Die fünf Protagonisten des Spiels sind allesamt pflanzlichen Ursprungs. Neben einem Ast, einer Samenkapsel und einem Pilz, steuert der Spieler noch zwei weitere undefinierbare Pflanzenteile durch die schöne Spielwelt. Überhaupt ist das Design von Botanicula sehr eigen. Alles sieht sehr bunt, organisch und verniedlicht aus. Stellenweise sieht es aus, als würde man Zellen und Kleinstlebewesen unter dem Mikroskop betrachten. Immer wieder weckt das Spiel Erinnerungen an den Bio-Unterricht in der Schule.
Lebendige Spielwelt
Die Welt von Botanicula ist im wahrsten Sinne des Wortes lebendig. Zuerst einmal weil alles aus organischem, lebendigem Material besteht. Pflanzen sind von feinen Äderchen durchzogen, überall schwirren Insekten und andere Tierchen durch das Bild, und die Äste des Baumes, auf dem man sich bewegt, sind bevölkert von den schrillsten Lebewesen. Mit den meisten davon kann man interagieren. Klickt man sie an, bewegen sie sich, fangen an zu singen, zu fliegen, oder machen allerlei andere Dinge. Oft passieren den Tierchen kleine Missgeschicke, was immer eine gewisse Komik mit sich bringt. Kein Schauplatz gleicht einem anderen, jeder Ort der Welt von Botanicula ist einzigartig, und auf seine eigene Art etwas Besonderes.
Einfache Puzzles und Rätsel
Da es sich hier um ein Point-and-Click-Adventure handelt, dürfen natürlich Rätsel und Puzzles nicht fehlen. Botanicula strotzt grade so von diesen Denkaufgaben, in den meisten Schauplätzen verbergen sich Geheimnisse und Knobeleien, die es zu lösen gilt. Diese reichen von einfachen Hol- und Bring-Aktionen, bis hin zu allen möglichen Knobelaufgaben. Zum Beispiel blockiert zu Beginn des Spiels ein fliegender Organismus den Weg zum nächsten Ast. Damit dieser sich wegbewegt, muss der Spieler drei verlorene Federn sammeln, die in den angrenzenden Schauplätzen versteckt sind. An einer Stelle reicht es einfach ein kleines Tier mehrfach anzuklicken, bis es die Feder rausrückt. Anderswo muss man die speziellen Fähigkeiten der einzelnen Protagonisten benutzen. So ist der Ast in der Gruppe etwa in der Lage an der Unterseite von Ästen zu laufen, und so Hindernisse zu umgehen, oder sich selber schnell weitere Äste wachsen zu lassen, mit denen er an weiter entfernte Dinge heranreichen kann. Jedes Gruppenmitglied hat besondere Fähigkeiten, man muss diese aber erstmal erkennen, und dann noch herausfinden, wie sie einem am besten weiterhelfen können.
Zu Anfang des Spiels ist der Schwierigkeitsgrad noch gering, steigt aber im Verlauf moderat an. Wirklich schwer wird es trotzdem nicht. Selbst zum Ende hin sind die meisten Rätsel noch recht fix zu lösen. Für fortgeschrittene Spieler ist es teilweise sogar zu leicht, und Knobel-Profis werden wohl kaum auf ihre Kosten kommen.
Hilfestellungen, oder gar eine Art Tipp-Funktion gibt es leider nicht. Sollte man trotz des geringen Schwierigkeitsgrades mal nicht weiterwissen, hilft nur Probieren, oder ein Blick ins Internet.
Besondere Grafik und besonderer Sound
Die Grafik von Botanicula ist wirklich speziell, und sehr liebevoll gestaltet. Viele kleine Details und die Fülle an Leben erschaffen eine ganz eigene und besondere Spielwelt und die dazu passende Atmosphäre. Licht und Schatteneffekte wechseln sich ebenso ab, wie minimalistische und vor Details strotzende Grafikelemente. Kein Ort gleicht dem anderen und man fragt sich jedes Mal, wie wohl der nächste Ort aussehen mag.
Auch der Sound im Spiel ist wirklich etwas Besonderes. Denn das ganze Spiel kommt ohne richtige Dialoge aus. Zwar unterhalten sich immer mal wieder Charaktere miteinander, aber das gleicht dann eher unverständlichem Gemurmel, das mit den passenden Bildern unterlegt ist. Jeder Ort im Spiel hat seine eigene, zu ihm passende Musik, und jede Aktion wird von kleinen Musikeinlagen und Geräuschen begleitet. Der Soundtrack passt wirklich perfekt zum Spiel und trägt ganz stark zu der einzigartigen Atmosphäre bei.
Außer der Maus benötigt man keine Hilfsmittel zum Spielen. Anfangs reicht einfaches Klicken, später muss man mithilfe der Maus Dinge ziehen, an ihnen reißen, oder teilweise schütteln, um mit ihnen zu interagieren.
Fazit
Botanicula ist wirklich ein einzigartiges Spiel, das Setting und die Atmosphäre gab es in dieser Form bisher bei keinem anderen Spiel. Die Story und die Rätseleinlagen hauen einen zwar nicht vom Hocker, aber die Spielwelt ist dafür wirklich atemberaubend. Wer mal ein etwas anderes Spiel ausprobieren möchte, sollte unbedingt zugreifen. In der Erstauflage, die es im stationären Handel gibt, ist sogar noch ein Poster und eine CD mit dem Soundtrack von Botanicula enthalten.