Kingdoms of Amalur: Reckoning im Test
Redaktion Macnotes, den 28. März 2012Endlich ist es soweit und EAs neues Rollenspiel Kingdoms of Amalur: Reckoning kommt auf den Markt. Dem Käufer werden bis zu 200 Stunden Spielspaß versprochen. Ob sich dieses auch bewahrheitet, erfahrt ihr in unserem Test.
Voller Vorfreude, welche auch hohe Erwartungen mit sich bringt, starte ich also das Spiel und muss gleich einen kleinen Dämpfer hinnehmen: Es muss auf der Festplatte installiert werden. Dies ist aber auch nicht weiter schlimm, da die Installation gerade einmal fünf bis zehn Minuten dauert und nur 3,6 GB benötigt. Dadurch wird allerdings auch die Ladezeit verringert, die das weitere Spielen angenehmer macht.
Nach diesem etwas holprigen Start geht es dann endlich los, einzig die Entscheidung, auf welchem Schwierigkeitsgrad ich spielen werde, steht noch aus. Es stehen drei verschiedene zur Auswahl: leicht, mittel und schwer. Diese Entscheidung zu treffen ist wahrlich nicht einfach, allerdings möchte man auch herausgefordert werden. Daher wird das Spiel auf dem schwersten Schwierigkeitsgrad getestet und ich werde dies hoffentlich nicht bereuen.
Nach einer kleinen Startsequenz, in der die Story vollends erklärt wird, erfährt man, dass man als Wiedergeborener in die Welt zurückkehrt und nun das Schicksal Amalurs in der eigenen Hand liegt.
Charaktererstellung
Nun geht es zur Charaktererstellung und hier kann man zwischen vier verschiedenen Völkern wählen. Zum einen die Almain, ein kriegerisches und religiöses Volk auf der Suche nach Freiheit. Dazu kommen die Varani, ein Volk, welches vorrangig auf See kämpft und lebt und neben Piraten und Söldnern auch Händler hervorbringt. Zudem gibt es die Ljosalfar, ein altes Volk aus den eisigen Höhen des Nordens, die laut ihrem eigenen Ermessen die Kraft besitzen richtig und falsch unterscheiden zu können. Zu guter Letzt gibt es die Dokkalfar, anmutige und stille Magier, welche aber nicht vor einem Kampf zurückschrecken.
Natürlich hat man auch die Möglichkeit sein Geschlecht selbst zu bestimmen. Jedes Volk hat bestimmte Boni, anhand welcher man sich bei seiner Charaktererstellung orientieren sollte und welche später noch entscheidend werden könnten. Zudem hat man dann die Möglichkeit zwischen den verschiedenen Schutzgottheiten Vreakor (Feuer), Njordir (Wasser), Thyrdon (Krieg), Belen (Tod) und Lupoku (Unfrieden) zu wählen. Auch hier hat jeder Schutzgott eigene Boni, aus welchen man weise wählen sollte. Wenn einem keine der Gottheiten zusagt, kann man sich auch dazu entscheiden keinen Schutzgott zu wählen und damit die Vorteile seiner Unabhängigkeit genießen, in Form von 1% Erfahrungsbonus.
Nun geht es ans Aussehen: Es werden einem fünf Vorgaben gegeben, anhand derer man sich orientieren kann. Nun kann man seinen Charakter designen, allerdings sind die Mittel hierfür begrenzt: Man kann aus lediglich fünf vorgegebenen Gesichtern wählen, wodurch eine individuelle Anpassung kaum möglich ist. Ansonsten kann man aus 17 verschiedenen Frisuren wählen, wo für jeden etwas dabei sein sollte. Neben Gesichtsbehaarung, Augenbrauenfarbe, Farbe und Intensität der Bartstoppeln sowie des Lidschattens kann man seinem Charakter auch Accessoires wie Schmuck und Tätowierungen verpassen. Ansonsten bleiben aber kaum Möglichkeiten, um seinen Charakter an sich selbst anzupassen und es bleibt, auch im Hinblick auf andere Rollenspiele, zu wenig Raum für große Veränderungen. Trotz alledem kann ich persönlich mit dem Aussehen meines Charakters leben. Nun fehlt nur noch der Name und die Charaktererstellung ist abgeschlossen.
Gameplay
Das Erste, was einem beim Spielen auffällt, ist die Kamerahaltung. Diese macht einem zu Anfang einige Probleme, da sie fast zu präzise auf die Steuerung des Spielers reagiert. Hier ist etwas Eingewöhnung notwendig, dies legt sich aber schon nach kurzer Zeit. Das Kampfsystem scheint zu Beginn des Spiels nur aus stumpfem Schlagen zu bestehen, entpuppt sich aber im weiteren Spielverlauf mit vielen Kombinationsmöglichkeiten, verschiedensten Magien und den unterschiedlichsten Waffen als echtes Gameplayjuwel. Denn egal, ob man eher der Krieger, Magier oder Schurke ist, hier ist für jeden etwas dabei.
Und dank der vielen Schicksalsweber im Spiel kann man seine verteilten Punkte, gegen etwas Geld, jederzeit zurücksetzen und Neues ausprobieren. Auch eine Mischung aus den einzelnen Oberklassen kann sich als taktisch geschickt herausstellen, wenn man weiß, wie man es anstellt. Daher wird das Spiel auch nicht so schnell langweilig, da man sich jederzeit neu spezialisieren kann.
Dazu hilft auch, dass der Schwierigkeitsgrad jederzeit verstellbar ist: Hat man sich zu Beginn des Spiels also etwas überschätzt oder hängt gerade an irgendeiner Stelle, kann man diesen einfach im Optionsmenü verändern.
Ebenfalls ist es möglich, jederzeit und überall abzuspeichern, außer man befindet sich gerade in einem Kampf. Davon sollte man dann auch definitiv Gebrauch machen, da es einiges an Frust verhindern kann und man nicht gezwungen wird, bis zu einem nächsten Checkpoint zu spielen. Für den einen oder anderen Spieler wird aber auch der schwere Schwierigkeitsgrad an einigen Stellen etwas zu leicht sein, wobei dies durch herausfordernde Bosskämpfe ausgeglichen wird.
Im Spiel selbst hat man neben seinem Lebens- und Energiebalken auch einen Schicksalsbalken, welcher, wenn er voll ausgefüllt ist, eine ungeahnte Macht in eurem Helden auslöst. Einzig einen Ausdauerbalken hätte man auch noch integrieren sollen, da es die Funktion zu rennen gibt und man dies, ohne den Balken, wohl zu oft einsetzt.
Leute mit einer kriminellen Ader können sich auf Taschendiebstähle oder Einbrüche freuen, sollten allerdings auf Wachen und andere Zeugen Acht geben. Wird man erwischt und hat kein Geld, um die Strafe zu bezahlen und keine Lust auf eine blutige Auseinandersetzung mit den Wachen, dann heißt es: Gehen Sie in das Gefängnis, begeben Sie sich direkt dorthin, gehen Sie nicht über Los und ziehen Sie keine 4.000 Mark ein.
Aber es gibt auch noch andere Aktivitäten, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Ist man eher der Handwerker, kann man in einer Schmiede sein Glück versuchen. Oder ist man doch eher die Laborratte, dann sollte man mit gefunden Reagienzen ein Labor aufsuchen. Das recht umfangreiche Crafting-System bietet viele individuelle Möglichkeiten, das Equipment seines Helden zu verbessern.
Story
Wie weiter oben schon angedeutet, geht es um einen wiedergeborenen Helden. Dieses wird eindrucksvoll im Startmenü geschildert, welches man am besten so übersetzen könnte: „Ein Held ist wiedergeborenen, um seine Mörder zu jagen, einen Krieg zu beenden und das Schicksal von Amalur zu verändern. Für immer.“ Diese eindrucksvolle Grundlage macht einen schon richtig heiß auf das Spiel, nun muss diese aber auch noch gut umgesetzt werden. Und das wird sie. In beeindruckenden Filmsequenzen und schön gestalteten Dialogen wird einem die Geschichte mehr und mehr deutlich.
Für Story-Muffel gibt es auch eine Überspringen-Funktion. Diese möchte man gar nicht benutzen. Selten wird man so von einer Story gefesselt, dass man wirklich keinen Dialog auslässt. Neben der Hauptstory gibt es aber noch unzählige Nebenquests, die man nebenbei mitnimmt. Es ist eine offene Welt: Niemand zwingt einen dazu, jetzt genau dies oder genau das zu machen, man kann selbst entscheiden, was man tut. Man läuft also mit der Intention zu einer bestimmten Quest, auf dem Weg findet man allerdings zwei neue Quests, die man dann vorher erledigt oder findet gar eine neue Höhle oder einen neuen Dungeon, welchen man erkunden möchte. Die Vielfalt in dieser riesigen, umfangreichen Spielwelt ist unglaublich. Hat man dann irgendwann doch die Hauptstory durchgespielt, ist das Spiel noch lange nicht vorbei. Es gibt sogar noch einige weitere Handlungslinien: Mit dem Haus der Sorgen und der Balladen, der Scholia Arcana, der Reisenden und den Kriegsgeweihten, welche allesamt in verschiedene Richtungen gehen, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Man hat zwar die Möglichkeit zwischen verschiedene Dialogoptionen zu wählen und seinem Charakter damit ein bestimmtes Image zu verpassen, dies beeinflusst aber leider nicht den weiteren Spielverlauf. Dieser ist nämlich schon sicher vorgegeben und kann nicht verändert werden.
Grafik, Sound & Setting
Was einem natürlich von Anfang an ins Auge sticht, ist die Grafik. Die leicht Comic-angehauchte Grafik ist wohl nicht jedermanns Sache, zumal wenn man Spiele wie Skyrim gewohnt ist. Allerdings ist diese nicht unbedingt schlecht, sie hat ihren eigenen Stil und man gewöhnt sich sehr schnell an sie. Auch wenn es heutzutage bessere Grafiken gibt, so sollte diese auf keinen Fall ein Beweggrund sein, dieses Spiel zu kaufen oder nicht.
Denn dort, wo man mit der Grafik ein wenig eingespart hatte, hat man sich lieber auf das Gameplay und die Story konzentriert, welche wirklich gelungen sind. Bis auf seltene Textur- bzw. Kamerafehler, gibt es auch nicht viel auszusetzen. Trotz der etwas dürftigen Grafik überzeugt das Spiel mit wunderschönen Settings, welche toll inszeniert werden. In den unterschiedlichsten Situationen und an vielen Orten schafft es das Spiel, eine tolle Atmosphäre zu erschaffen.
Auch der Sound beim Kämpfen ist gelungen, wobei es in einigen Dialogen teils Lautstärkeschwankungen gibt: Redet die eine Person noch sehr leise, wird man von einer anderen fast angeschrien. Diese leicht unausgewogene Regelung der Lautstärke bei einigen Personen wird aber auch wieder durch eine gute Synchronisation wett gemacht.
Fazit
Kingdoms of Amalur: Reckoning ist nicht perfekt, sei es bei der Grafik oder ein paar kleinen Bugs, doch das alles wird dadurch wieder wett gemacht, dass es unglaublich viel Spaß macht. Es ist endlich mal wieder ein Spiel, bei dem man auch etwas für sein Geld bekommt. Dieses Etwas steht neben unglaublich viel Content auch für eine tolle Story und gutes Gameplay.
Die meisten Spiele dieser Zeit sind nach zehn Stunden durchgespielt und bieten keinen Wiederspielwert, dies ist hier komplett anders. Auch nach mehreren dutzenden Stunden wird dem Spieler immer noch Neues geboten und es wird nicht langweilig, da es immer wieder etwas zu entdecken gibt.
Einzig einen Kooperationsmodus hätte man sich noch wünschen können, da das Spiel dafür wohl ideal gewesen wäre. Aber trotz alledem ist es einen Kauf wert und für jeden Fan dieses Genres sogar ein Muss. Nur ihr habt die Macht das Schicksal zu ändern. Daher frage ich euch: Traut ihr es euch zu, die Zukunft zu verändern?