Playstation Vita – Hands-on in Köln: den brandneuen Handheld von Sony zwischen den Fingern
nj, den 30. Januar 2012Am 22. Februar 2012 wird es soweit sein: Sonys Nachfolger der PSP, die PS Vita, wird im Handel erhältlich sein. Kollege Heinze und ich haben uns auf dem Presseevent zum bevorstehenden Launch in Köln angesehen, was das Schmuckstück so alles kann, das anfangs mal als Next Generation Portable durch die Medienlandschaft geisterte.
Ein Touchpad auf der Rückseite des Bildschirms, der wiederum aus einem Touchscreen mit OLED-Technik besteht, Kameras für Augmented-Reality-Games an allen Seiten und jede Menge weiterer Möglichkeiten bietet der Handheld im schmucken Design; über Details berichteten wir. Aber ist alles an der PSV so gut, wie Trailer und Werbungen es versprechen? Eins ist klar: Sony versucht, mit der PlayStation Vita als eigenständige Spielkonsole Gamer mit allen Geschmäckern anzusprechen.
Viele, viele Features
„Ob man lieber mit dem Launchtitel Uncharted allein spielt, oder im Multiplayer online spielt und Erfolge in Social Networks teilt, ist jedem selbst überlassen“
, bemerkt PR-Manager Marco Maul. Man versicherte uns, die Konsole würde sich in alle Richtungen des Gaming bewegen und sich auf nichts fokussieren. Genau wie beim Nintendo 3DS scheinen die Entwickler bemüht, Multi- und Singleplayer-Angebote gleichermaßen abzudecken, Ortungsfunktionen anderer Geräte, und die kostenlose Verbindung zu allen gängigen Social Networks zu gewährleisten. Die PSV wird kein Sim-Lock haben, in Deutschland wird aber eine Partnerschaft mit dem Netzanbieter Vodafone bevorzugt werden, die zudem spezielle WLAN-Angebote zum Launch bereitstellen werden.
Hinter dem Scheinwerferlicht
Spielt man nun ein paar der Launchtitel an – stolze dreizehn an der Zahl –, stellt man schnell fest, dass viele der neuen Features gut genutzt sind, andere nur bloße Spielerei. Die zwei großen Launch-Aufhänger Uncharted: Golden Abyss und WipEout 2048 machen zunächst einiges her, doch werden bei diesen Spielen die neuen Features wenig eingesetzt. Bei Uncharted benutzt ihr den Touchscreen für kleine Quicktime-Events oder Sonderaktionen; das hintere Touchpad, um beispielsweise ein Seil hochzuklettern (was wir noch nicht bestätigen können, da wir es bei der Demoversion noch nicht sehen konnten). Der neue WipEout-Ableger sieht klasse aus und macht großen Spaß, doch hier beschränkt sich der Großteil des Gameplays auf die Steuerung mit den üblichen Analogsticks. Das ist leider nur PSP mit schönerer Grafik.
Ein bisschen anders sieht es zumindest schon einmal mit den „kleineren“ Spielen aus. Niedliche Minispiele und viel Humor bietet Forebisher Says, bei dem ihr mal mit dem Touchscreen hantiert, mal den Handheld kräftig durchschüttelt. Bei einem spannenden Puzzle mit leicht morbidem Humor mit Namen Escape Plan und dem Geschicklichkeitsspiel Little Deviants setzt ihr dann häufiger den Rücken der mobilen Konsole ein. Wir stellten fest, dass der Gebrauch dieser Steuerung recht gewöhnungsbedürftig ist und selbst beim kurzen Hands-on schon für ein paar Frustmomente gesorgt hat.
Spiel und Realität
Bei der PSV werden sechs Augmented-Reality-Cards beiliegen, die ihr vielleicht schon vom Nintendo 3DS kennt. Man stellt sie auf und kreiert damit auf Couchtisch, Küchenboden oder Garten eine virtuelle Spielwelt. Wir haben uns das Beat em Up Reality Fighters angesehen: Dafür fotografieren wir uns, um dem Kämpfer unser Gesicht zu verleihen und machen dann ein Bild von unserem Tisch, vom Rücken des jeweils anderen oder von der Kölner Skyline und lassen dann die Kämpfer auf unseren selbst „geschossenen“ Arealen gegeneinander antreten. Zugegeben machte das mal richtig Laune, auch wenn wir aufpassen mussten, dass bei einem ungeschickten Schnappschuss unsere Fighter nicht plötzlich verschwanden. Im Laufe der Zeit soll noch das Spiel Tag in den PSN-Store kommen, in dem sich Spieler virtuell auf einer realen Hauswand mit einem Sprayer-Tag verewigen können. Hier zeigen uns die Mitarbeiter von Sony die Möglichkeit auf, diese Bilder mit Freunden zu teilen, die unsere Tags dann „crossen“ können.
Die Zukunft des mobilen Gaming?
Viel Spielerei ist Käufern der Playstation Vita gewiss. Noch unklar ist, ob sich die ganzen Features wirklich durchsetzen werden können. Bisher bot uns die Handheld-Konsole einigen Spaß, jedoch erleben wir beim Spielen vom beliebten Hustle King (Billard) und Ähnlichem nichts, was man nicht schon von aktuellen Smartphones und Tablets kennt. Die Kameras, das Multisharing und das von uns noch argwöhnisch betrachtete Rückseiten-Touchpad liefern quantitativ mehr Spielerlebnisse; über die Qualität kann man noch streiten. Immerhin stehen von März bis Mai noch einige Top-Releases in Aussicht, so auch Ableger von Resistance oder Little Big Planet – wir dürfen also in jedem Fall gespannt bleiben. Bei einer allgemeinen Präsentation zur Hard- und Software sprach man von 650 Spieleinhalten, inklusive derer, die kostenlos im PSN-Store bereitstehen werden – und das am Datum der Veröffentlichung.
Zuversicht trotz japanischer Zahlen
Wie wir bereits berichteten, verkaufte sich die Playstation Vita seit dem Launch in Japan bisher nur mäßig, wie aber auch in den USA, bleibt Sony in Europa optimistisch.
„Wir sind nicht unzufrieden mit den Verkaufszahlen und sehr zuversichtlich im Bezug auf Europa“, sagt PR-Sprecher Maul. Man schaue jetzt erst einmal auf den deutschen Launch; die Konsole stehe erst am Anfang. Man scheint demnach sportlich mit dem Boom des Konkurrenten von Nintendo in Japan umzugehen. Die PSV wurde genau wie die PS3 aus rein traditionellen Gründen zuerst auf dem mittlerweile kleinsten der „drei großen Märkte“ veröffentlicht. Man verspricht sich bessere Verkaufszahlen in Europa und den USA.
Auf die Frage, ob bei einem ähnlich schleppenden Verkauf der Konsole, eine Preissenkung des stolzen Preises von immerhin 249,99€ (Wi-Fi only), bzw. 299,99€ (für die 3G/Wi-Fi) in Betracht gezogen würde, antwortete Maul, dass man vom Gerät und dessen Preis überzeugt sei und noch keinen Gedanken an solche Dinge verwenden würde.
Wir bleiben in jedem Fall gespannt, in welche Richtung sich die Playstation Vita bewegt. Die neue Hardware am Gerät bietet zwar viele lustige Möglichkeiten; wir waren beim Testen aber nicht ganz sicher, ob nicht Vieles davon einfach unnütz und damit Schall und Rauch bleibt. Die Zukunft wird uns am Ende sagen, was uns die PSV wirklich geben kann. Die Kollegen Keller und Trust freuen sich aber nach den Teilen 1 bis 3 auf der PS3 in jedem Fall auf Uncharted: Golden Abyss und letzterer würde auch ein neues mobiles Resistance nicht verschmähen.