Grooveshark, YouTube & Co. trotz IP-Sperre in Deutschland nutzen
Stefan Keller, den 18. Januar 2012Deutsche Internetanwender kennen es: An vielen Stellen, an denen Musik versprochen wird, erscheint der Hinweis, dass die GEMA sich nicht mit dem Betreiber einigen konnte und deshalb das Angebot aufgrund der deutschen IP nicht verfügbar ist. Jüngstes Opfer ist der Streaming-Dienst Grooveshark geworden. Doch es gibt Abhilfe.
Wo ist das Problem?
Viele Musiker sind Mitglied der GEMA, deren Aufgabe es ist, Geld für die öffentliche Aufführung einzusammeln. Dieses Geld wird dann vereinfacht ausgedrückt unter den Künstlern ausgeschüttet. Die GEMA hat ein Interesse daran, von ihren Rechten möglichst weiträumig Gebrauch zu machen, wovon das Internet natürlich nicht verschont bleibt. Von YouTube und anderen On-Demand-Diensten hört man, dass sich die GEMA als schwieriger Verhandlungspartner zeigt, auch im internationalen Vergleich. Für die meisten Angebote lautet daher die (vorübergehende) Triviallösung: Internet-Anwender in Deutschland bekommen eine Fehlermeldung.
Exkurs: Woher weiß der Server, dass ich in Deutschland bin?
IP-Adressen, die Anschlusskennung eines Servers oder Internetzugangs, werden von Internet Assigned Numbers Authority (IANA) und deren untergeordneten Organisationen verwaltet und vergeben. Für Europa ist beispielsweise RIPE (französisch: Réseaux IP Européens) zuständig. Da zumindest im Groben bekannt ist, wer einen IP-Adressbereich bekommt, kann ziemlich sicher das Land und häufig sogar die nähere Region abgefragt werden. Das kann man auch mit entsprechenden Web-Interfaces selbst tun, beispielsweise gibt es den Dienst Flagfox zum dazugehörigen Firefox-Addon.
Umziehen ohne Umzug
Das Internet wäre aber nicht das Internet, gäbe es nicht eine Lösung für das Problem. Wie wir oben erörtert haben, braucht es „nur“ eine andere IP-Adresse, um diese Art der Sperrung auszuhebeln. Beim Ziel-Server kommt nur die „letzte“ IP an, also wird ein Proxy-Server im Ausland genutzt. Wer den Mozilla Firefox oder Google Chrome als seinen Browser verwendet, könnte mit dem Addon Stealthy Erfolg haben. Hier wird der Proxy bei Bedarf zugeschaltet. Eine allgemeine Lösung ist das Einrichten eines lokalen Proxy-Servers. Da so gut wie jeder Browser den Zugang über einen Proxy-Server unterstützt, gibt es folglich auch keine Einschränkungen bei der Unterstützung. Ein geeigneter Kandidat wäre JAP. Es handelt sich hierbei um einen Proxy-Server, der in Java geschrieben ist und alle Anfragen an einen fremden Server weiterleitet. Dieser kann aus einer Liste ausgewählt werden. In den Browser-Einstellungen muss hierfür allerdings JAP solange eingetragen werden, wie man auf ansonsten blockierten Seiten surfen möchte.
Eine weitere Alternative, die für diesen Anwendungsfall jedoch ähnlich funktioniert, ist ein VPN-Tunnel, über den man surfen kann. Natürlich sollte das Ziel-Netzwerk in einer Region beheimatet sein, in der die IP-Sperre nicht zutrifft.
Fazit und Hinweise
Durch die Benutzung eines solchen Proxys lassen sich künstliche Sperren, die auf der geografischen Auswertung der IP basieren, umgehen. Ein Freibrief für illegale Tätigkeiten ist dies aber nicht. Der Zielserver bekommt zwar nur noch die IP des Proxy-Servers zu Gesicht, aber der Proxy-Server kann seinerseits Logfiles anlegen, die dann auf die eigene IP-Adresse zeigen. Außerdem ist aus zweierlei Gründen vom permanenten Surfen über ausländische Proxy-Server abzuraten: Einerseits sind öffentliche Proxys in der Regel gut besucht und deshalb vergleichsweise langsam, andererseits ist allen Anwendern damit geholfen, wenn unnötige Anfragen nicht über fremde Server gehen, eben um die Verfügbarkeit im brauchbaren Rahmen zu belassen.
[Inspiration via Caschy]