iCloud und die Alternativen – Teil 4: Lesezeichen und Kennwörter abgleichen mit Firefox Home, 1 Password, Keychain2go, Xmarks und anderen

ar, den 16. Dezember 2011

In den ersten drei Teilen haben wir uns mit den Möglichkeiten von iCloud und den Alternativen zur Daten- und Fotospeicherung beschäftigt. Mit dem Umstieg auf iCloud fällt für den Anwender leider auch die Synchronisation des OS X Schlüsselbundes weg. Wir haben nach alternativen Wegen gesucht, Passwörter über Rechner- und Betriebssystemgrenzen hinweg zu synchronisieren. Außerdem hat uns das Thema Synchronisation von Lesezeichen beschäftigt.

Passwörter in der Cloud

Grundsätzlich besteht natürlich immer ein Restrisiko, wenn man seine Daten einem Online-Service anvertraut, egal ob dieser Apple (MobileMe) oder anders heißt. Viele Anbieter nutzten den Komfort, den Apple mit MobileMe angeboten hatte, um die Passwörter mehrerer Macs zu synchronisieren, andere haben bewusst darauf verzichtet. So wird es sicher auch mit iCloud bleiben: einige suchen händeringend nach alternativen Lösungen, andere lehnen sich entspannt zurück. Verschiede Wege führen auch hier wieder zur Problemlösung: zum einen kann man praktisch jeden beliebigen Online-Datenspeicher (sofern er automatisch synchronisiert wird) für das Vorhaben nutzen, zum anderen gibt es eine Reihe spezialisierter Programme und Anbieter, die einem die Arbeit abnehmen und sicher insgesamt etwas mehr Komfort bieten.

Schlüsselbund über Tricks synchronisieren

Wichtig: Die folgende Lösung funktioniert normalerweise problemlos. Wichtig ist jedoch, dass nicht gleichzeitig zwei Rechner gleichzeitig auf den Schlüsselbund schreibend zugreifen, da dann die Daten nicht mehr konsistent sind, da nur die zuletzt hinzugefügten Änderungen erhalten bleiben.

1. Schritt: Zunächst wechselt man in den Library Ordner, der unter OS X Lion versteckt ist, man erreicht ihn aber ganz einfach, indem man die Alt-Taste gedrückt hält und das Menü „Gehe zu“ aufruft. Den Ordner „Keychains“ verschiebt man nun in einen Ordner, der mit der Cloud abgeglichen wird (Dropbox-Ordner, Magischer Aktenkoffer von SugarSync oder ähnliche).

2. Schritt: Vom Keychains-Ordner erstellt man nun einen symbolischen Link über den folgenden Befehl im Terminal:

ln -s ~/Library/keychains ~/Dropbox/Keychains

oder man nutzt die Dienste-Erweiterung, die man hier herunter laden kann.

3. Schritt: Die soeben erzeugte Datei „Keychains symlink“ verschiebt man zurück an den ursprünglichen Speicherort der Schlüsselbund-Datei, sprich den Library-Ordner des Benutzers. Dort benennt man die Datei wieder um in „Keychains“. Dadurch verwendet das Programm Schlüsselbundverwaltung den Ordner im Synchronisations-Verzeichnis des Cloud-Dienstes.

4. Schritt: Auf allen anderen Rechnern erzeugt man im entsprechenden Verzeichnis von beispielsweise Dropbox / Sugarsync wieder einen symbolischen Link des Keychain-Ordners und ersetzt damit den jeweiligen Ordner im Library-Ordner des Benutzers. Nach dem Verschieben der Datei muss diese natürlich wieder in Keychains umbenannt werden und der originale Ordner gelöscht oder zur Sicherheit an einem anderen Ort gespeichert werden.

1Password

1Password ist seit langem ein beliebtes Programm, um alle möglichen Daten unter Mac OS X (und inzwischen auch unter Windows) sicher zu speichern. Bei Browsern werden derzeit Safari, Firefox und Chrome unterstützt. Zusätzliche iOS-Apps ermöglichen es zudem, die Daten auch dort sicher zu verwenden. Die Anwendung und die dazugehörigen Apps sind nicht kostenlos (Desktop-Programm 39,99 Euro, iOS Apps ab 7,99 Euro), werden aber oft vergünstigt oder in Bundles angeboten und gelegentlich in Sonderaktionen sogar verschenkt. Inzwischen hat der Hersteller AgileBits angekündigt, in einer der kommenden Versionen iCloud zu unterstützen, bis dahin ist der einfachste Weg jedoch ein Account bei Dropbox, zumal die Dropbox-Synchronisation in den iOS-Apps fest integriert ist. Nach einem Update auf die aktuelle Version der Software ist es auch mit der Desktop-Version ein Leichtes, Daten über die Dropbox auszutauschen. Dazu wählt man in den Einstellungen unter „Allgemein“ die Option „Daten in die Dropbox verschieben“. Voraussetzung ist natürlich ein Dropbox-Account und die Installation und Einrichtung des Dienstes auf dem jeweiligen Desktop. 1Password weist nach einem Klick noch mal auf das Vorgehen hin und damit ist der Vorgang soweit erledigt. Auf anderen Rechnern muss man 1Password nur noch anweisen, die Datei aus dem Dropbox-Ordner zu verwenden. Über die Option „Andere Auswählen“ lassen sich theoretisch auch andere Dienstleister nutzen. Allerdings nutzt 1Password File Bundle und Resource Fork von Mac OS, womit manche Online-Sevices Probleme haben.

Keychain2go

Keychain2go ist eine relativ neue Software, deren Desktop-Pendant sich noch im Beta-Stadium befindet und so lange kostenlos erhältlich ist. Die korrespondierende iOS-App kostet 5,99 Euro. Keychain2go stellt im Gegensatz zu 1Password kein eigenes Programm zur Speicherung der Daten bereit, sondern nutzt den Schlüsselbund von OS X. Dieser wird von Keychain2go lediglich nochmals verschlüsselt und mit einem eigenen Passwort versehen und die Daten stehen dann allen anderen Rechnern- und iOS-Devices zur Verfügung, welche die Software installiert haben. Eine Verbindung erfolgt derzeit über Bonjour- sprich interne Netzwerkverbindungen. Die Unterstützung von iCloud und anderen Netzwerken ist in Planung. Wenn man die Syncfunktion einrichtet, erscheint auf den beteiligten Geräten eine eindeutige ID, mit denen die Verbindungen zugeordnet werden. Die Synchronisation muss immer nur einseitig eingerichtet werden, die zweite Seite erstellt entsprechende Profile automatisch. Sobald sich eines der beteiligten Geräte in das Bonjour-Netzwerk einloggt, wird die Synchronisation automatisch gestartet.

LastPass

LastPass ist wie 1Password ein zusätzliches Programm, dass sich in Browser einnistet, um dort die Passwörter und Formularinhalte unabhängig von eigenen (Firefox) oder Betriebssystem- (Safari) Datenspeichern zu sichern. Dabei handelt es sich um eine ganze Reihe von Programmen für Mac und Windows, aber auch für diverse Mobiltelefone und Anwendungen, die allerdings dem Premium-Dienst vorbehalten sind. Premium steht allerdings bei LastPass nicht für Premium-Preise. Der Dienst kostet lediglich $1 pro Monat und ermöglicht so den Zugang zu allen Sonderdiensten. Zusätzlich zu den Anwendungen ist es auch online möglich, auf die Daten zuzugreifen. Sämtliche mehrfach verschlüsselten Daten werden auf den Servern des Anbieters gespeichert und stehen so jederzeit und überall zur Verfügung. Nach der Installation der jeweiligen Browser-Erweiterung wird einmalig ein LastPass-Konto erstellt, über das anschließend sämtliche im Besitz befindliche Geräte synchronisiert werden. Der Vorgang ist entsprechend sehr leicht zu integrieren, sobald ein Konto eingerichtet wurde, sind nur noch E-Mail-Adresse und Masterpasswort für die Einrichtung zusätzlicher Systeme notwendig.

Browser-Bookmarks synchronisieren

Mit iCloud besteht nach wie vor die Option Safari- beziehungsweise Internet Explorer-Lesezeichen zu synchronisieren, sowohl für den Desktop, als auch mit iOS-Devices. Allerdings kann man auf die Lesezeichen nicht online zugreifen, sondern nur über die jeweiligen Programme. Abgesehen davon scheint es bei zahlreichen Anwendern Probleme mit der Synchronisation oder zumindest deren Einrichtung zu geben. Doch bereits vor diesem Dilemma haben sicher viele Anwender, die mit mehreren Browsern arbeiten, bereits auf andere Techniken beziehungsweise Dienstleister gesetzt.

Onlineverzeichnisse

Der häufig eingeschlagene Weg ist dabei auf jeden Fall das Online-Verzeichnis und hier ist der bekannteste Vertreter sicher Delicious, ehemals del.icio.us. Trotz seiner wechselvollen Geschichte mit ständigem Besitzerwechsel ist der Dienst noch immer sehr beliebt und erlaubt durch eine neue Stacks-Funktion das stöbern in Themenbereichen. Mit Erweiterungen für Firefox und Google Chrome sowie Bookmarklets für alle anderen Browser lässt sich Delicious sehr gut in Firefox und Chrome und halbwegs in Safari integrieren. Der Zugriff gelingt auf jeden Fall immer über die Webseite, im Notfall auch bei mobilen Geräten für die eventuell keine geeignete App vorhanden ist. Für iOS gibt es genügend Auswahl, angefangen von den kostenlosen, werbefinanzierten Yummy Browser und Bookmarks bis hin zu Tasty (3,99 Euro), das mit zusätzlichen Funktionen lockt. Ein Konkurrent aus deutschen Landen ist Mister Wong. Dieser Dienst hat sich vor kurzem neu erfunden und möchte nun eine „Freie Bibliothek digitaler Dokumente“ sein. Die Funktionalität der Online-Bookmarks bleibt dabei allerdings erhalten. Mister Wong bietet Erweiterungen für Firefox, Chrome und Safari, so dass sich diese am häufigsten benutzten Browser gut integrieren lassen. Auf der Seite mobiler Geräte sieht es dagegen dünn aus, dort muss der Zugriff über das Web-Interface als ungünstiger Ersatz herhalten.

Firefox Home & Sync

Mit Firefox Sync und Firefox Home bietet die Mozilla-Gemeinschaft ein eigenes System, um nicht nur Bookmarks, sondern auch geöffnete Tabs und die History zu synchronisieren. Zwischen verschiedenen Firefox-Installationen sorgt die Erweiterung „Sync“ für genau diese Funktion. Die Daten werden über Mozilla-Server übertragen und stehen in allen Firefox-Browsern, auch mobil und in Firefox-to-go zur Verfügung. Firefox Home ist die dazugehörige App für iOS. Da die Firefox-Macher der Portierung auf das iOS eine Absage erteilt haben, wurde diese nützliche App entwickelt. Sie dient dazu, die Firefox-Sync-Daten vom Server abzurufen und übersichtlich darzustellen. Seiten lassen sich entweder innerhalb der App über Webkit anzeigen oder einfacher auch direkt an Safari übergeben.

Xmarks

Xmarks ist ein ganzer Zoo verschiedener Anwendungen, mit denen Browser synchronisiert werden. Firefox, Safari, Chrome und Internet Explorer synchronisiert man bereits mit dem kostenlosen Account von Xmarks über die jeweiligen Plugins und Erweiterungen. Man bekommt von den Änderungen zunächst wenig mit, denn es werden tatsächlich die Lesezeichen der Browser synchronisiert und nicht etwa ein zusätzliches Menü eröffnet. Man sollte sich also auch vorher ein wenig Gedanken machen, welche Daten auf welchem Rechner zu sehen sein sollen und diese gegebenenfalls von der Synchronisierung ausschließen. Ein Premium-Vertrag kostet bei Xmarks $12 pro Jahr und beinhaltet dann vor allem auch die Nutzung mobiler Devices für die Synchronisation. Die entsprechenden Apps, zum Beispiel für das iPhone, sind kostenlos erhältlich, synchronisieren jedoch nur mit Premium-Accounts.

Fazit

Das Synchronisieren von Kennwörtern und Lesezeichen ist mit der Einführung von iCloud auf zusätzliche Dienstleister angewiesen. Intensive Nutzer der Features hatten zumeist in der Vergangenheit bereits nach komfortablen Lösungen gesucht, was ihnen jetzt Zugute kommt. Während bei der Kennwörter-Synchronisation kostenpflichtige Angebote derzeit das Rennen machen (allen voran das mit $ 12 Jahresbeitrag günstige LastPass), gibt es bei der Bookmark-Synchronisation kostenlose Alternativen, sei es über die Online-Dienste Delicious oder Mister Wong oder über den Service Xmarks, der erst bei iOS-Integration kostenpflichtig wird.

Weitere Teile der Reihe iCloud und die Alternativen


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