Test: Saints Row: The Third – Gangster-Action für die PlayStation 3

Stefan Keller, den 7. Dezember 2011
Saints Row: The Third Packshot PS3
Saints Row: The Third Packshot PS3

Manchmal passt das Timing: Während sich Saints Row 2 das Jahr 2008 noch mit GTA IV teilen musste, ist es bis zum nächsten Vertreter des Branchenprimus noch eine Weile hin. Wir werden uns im Review für die PS3 ansehen, ob Saints Row: The Third von THQ die Zeit gut zu überbrücken weiß.

Es war im Jahre 2006 und zunächst Xbox-360-exklusiv, als sich Volition anschickte, GTA im Bereich Open-World-Action Konkurrenz zu machen. Damals einer von vielen (die mehr oder weniger gescheitert sind), stand bei Saints Row der Spaß im Vordergrund. Spätestens mit Saints Row 2 war klar, dass man anstelle des halbwegs glaubhaften GTA-Feelings bewusst so weit über das Ziel hinausschießt, dass aus alberner Action wieder etwas Cooles entsteht. Inzwischen sind wir beim dritten Teil angekommen.

Auf dem Zenit der Karriere

Früher ging es den Saints darum, Stilwater zu erobern. In den ersten beiden Teilen durften wir unsere Gang im dezenten Lila zur Herrschaft über „the hood“ verhelfen – und da sind die Saints auch noch. Die Bewohner beten uns an als seien wir Rockstars und überall haben wir unsere Spuren hinterlassen: Klamottenläden, Softdrinks (Saints Flow). Im dritten Teil bekommen wir Konkurrenz vom Syndicate, die uns an die Wäsche wollen. Eigentlich wollen sie die Herrschaft friedlich übernehmen und bieten uns an, sich in Stilwater einzukaufen, was wir natürlich ablehnen. Was folgt, ist eine Ballerei über den Wolken mit einer spektakulären Rettungsaktion – denn für zwei Personen ist ein Fallschirm „irgendwie“ zu wenig. Schließlich landen wir in Steelport, wo man uns und unsere Marken zwar kennt, aber lange nicht so verehrt, wie das in Stilwater der Fall ist.

Verteidiger des wahren Blödsinns

… so hätte es J.B.O. ausgedrückt, wie sich Saints Row: The Third spielt. Es ist ein Open-World-Spiel, das sich in großen Teilen wie GTA spielt, aber dann doch ein ganz anderes Ziel verfolgt. Es gibt quasi überhaupt nichts in SR3, das man ernst nehmen kann und genauso ist das beabsichtigt. Der Gangster von Welt hat natürlich ein Handy und da wir hier von den Saints reden und nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Niko Bellics, handelt es sich natürlich um ein Smartphone. Hierin enthalten ist so ziemlich alles, was die In-Game-Steuerung ausmacht: die Map, die Aufträge, das Telefonbuch (um Gangmitglieder zur Unterstützung zu rufen), Upgrades für die Gang, Musikverwaltung und vieles mehr. In den rund 50 Hauptmissionen geht es darum, an Ruhm und Ehre in Steelport zu gelangen und das Syndicate mundtot zu machen. Dazu kommen noch viele Aktivitäten, beispielsweise mit einem Panzer in gegebener Zeit möglichst viel Schaden anzurichten, Versicherungsbetrug oder Eskorte. Die Missionen sind dabei schön abwechslungsreich – mal muss man im Hubschrauber Drogendeals überwachen, mal einen Tiger durch die Stadt fahren. Da aber häufig geschossen wird, fällt auf, dass die Konkurrenz besonders diesen Part besser drauf hat. Ein Deckungssystem fehlt komplett und obwohl sich die Gesundheit selbstständig regeneriert, wird es hin und wieder knifflig, die Übersicht zu behalten und als Sieger hervorzugehen.

Was ebenfalls in die Kategorie „geht so“ fällt, ist Steelport selbst. Wir finden zwar einige recht ansehnliche Bereiche und markante Gebäude, aber der ganze Rest ist dann eher Durchschnitt und problemlos austauschbar. Das finden wir sehr schade.

Technisch gemischt

Grafisch setzt Saints Row: The Third keine Maßstäbe wie Uncharted 3, sieht aber insgesamt ordentlich aus. Stilistisch bedient man sich schon an GTA IV, allerdings nicht ganz so auf Hochglanz poliert wie der Platzhirsch, sondern dann doch mehr getreu der Vorgänger mehr comiclastig. Das weiß im Grunde dennoch zu gefallen, allerdings wäre es noch viel schöner gewesen, wenn die einbrechende Framerate nicht so präsent wäre, wie sie es auf der PS3 ist.

Zum Thema Sound kann man festhalten, dass Volition einen tollen Job gemacht hat. Die Synchronsprecher passen gut in ihre Rollen und wissen das gut geschriebene, aber vollkommen durchgeknallte, Drehbuch ordentlich umzusetzen. Hinzu gesellt sich ein lizenzierter Soundtrack, der im Radio läuft und die Missionen hin und wieder musikalisch unterstützt. Gut gefallen hat uns, dass die Musik thematisch passend zur Mission ausgewählt wird, wenn sie im Hintergrund läuft. Im Auto hat man die Wahl, was man hören möchte, per Handy lassen sich einzelne Sender komplett deaktivieren.

Einen Mehrspielermodus gibt es in Forum eines Koop-Modus, bei dem, allerdings nur via Internet, Spieler gemeinsam die Missionen aus dem Singleplayer-Modus bestreiten können. Es entscheidet der kleinste gemeinsame Nenner: Idealerweise müssen beide Spieler an der gleichen Stelle in der Story sein, es wird aber generell die Mission im Koop gespielt, die für denjenigen, der noch nicht so weit ist, die nächste darstellt. Apropos Mehrspielermodus: Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die USK-Version nur mit USK-Versionen gespielt werden kann. Es wurde zwar „fast nichts“ geschnitten gegenüber der internationalen Ausgabe, aber der Mehrspielermodus ist dennoch inkompatibel mit dem Rest der Welt. Geschnitten wurde beispielsweise die Möglichkeit, Passanten mit vorgehaltener Waffe auszurauben oder als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen (Gegner können sich aber auf diese Weise nützlich machen), außerdem ist die Polizei in der deutschen Version angehalten, sofort die Fahndung aufzunehmen, sobald ein Passant über den Haufen gefahren wird – das ist allenfalls ärgerlich, aber im Vergleich zu den USK-Versionen der Vorgänger, kann man mit diesen Änderungen eigentlich leben.

Daneben gibt es den Hordenmodus, bei dem man sich allerlei Horden von Gegnern stellen muss, beispielsweise Prostituierten (die mit Dildos verprügelt werden) oder Zombies, die mit einer Kettensäge gekillt werden sollen. Dieser Modus ist per LAN, Internet oder im Singleplayer verfügbar.

Fazit

Saints Row: The Third ist ein Open-World-Spiel, das auf seine Weise durchaus mit GTA konkurrieren kann. Das Setting und der Anspruch (falls man das so nennen möchte, wenn man mit einem überdimensionalen Dildo Prostituierte verprügelt oder mit einer Kettensäge gegen 36 Zombies antritt) ist ein anderer. Jedoch ist im Grunde alles dermaßen überzogen, dass am Ende eine Gangster-Satire herauskam, die sehr wohl zu unterhalten weiß und die Zeit bis GTA V überbrückt. Für Zartbesaitete ist dies allerdings nichts.


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