Test: The Elder Scrolls 5: Skyrim für Windows PC
Martin Vaßen, den 29. November 2011Am 11.11.11 erschien der neueste Ableger der Elder-Scrolls-Reihe. Teil 5 trägt den Untertitel Skyrim. Nach dem durchschlagenden Erfolg der Vorgänger Oblivion und Morrowind kann man wohl Einiges erwarten. Neben der Version für die PlayStation 3 haben wir nun die Windows-Fassung getestet. Ob das Spiel seinem Ruf gerecht wird, erfahrt Ihr in diesem Review.
The Elder Scrolls V: Skyrim spielt im Reich Himmelsrand, der Heimat der Nord. Die Nord sind eines der zehn Völker, die in der Welt von The Elder Scrolls beheimatet sind. Optisch und kulturell kann man sie mit Kelten oder Wikingern vergleichen. Entsprechend ist die Region Himmelsrand, mit ihren Gebirgen, Landschaften und Städten gestaltet. Politisch befindet sich Himmelsrand gerade in einer Krise. Rebellen, die Graumäntel, wollen, dass das Reich wieder autonom wird. Ein anderer großer Teil der Bevölkerung steht aber loyal zum Kaiser. Nach anfänglichen Konflikten kam es zum Bürgerkrieg und es ist noch unklar, welche Seite die Oberhand behalten wird.
Und so beginnt es…
Der Spieler startet als Gefangener der Kaiserlichen und wird mit einem Sträflingstransport in eine Festung gebracht. Bei der ersten Befragung muss man sich festlegen, welchem der zehn Völker man angehört. Diese Wahl kann große Auswirkungen auf die Charakterentwicklung haben. Neben Menschen und Elfen, aus verschiedenen Regionen der Spielwelt, stehen noch Orks und Mischwesen aus Tier und Mensch zur Verfügung. Jede Rasse hat ihre ganz eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Möchte der Spieler später mit großen Waffen und schweren Rüstungen kämpfen, empfiehlt es sich beispielsweise als Ork, Nord, oder Rothwardone loszuziehen. Neben anderen sind hingegen die Dunkelelfen talentiert im Umgang mit Magie, während die katzenartigen Kahjit, oder die Echsen ähnelnden Argonier besonders gute Diebe und Meuchelmörder abgeben können.
Ist unsere Entscheidung gefällt, sollen wir als Verbrecher auch schon hingerichtet werden. Doch just als der Henker mit seiner Axt ausholt, passiert das Unglaubliche: Ein Drache greift die Festung an. Im Chaos gelingt es uns, und einigen Gefangenen, sich zu befreien. Man kämpft sich durch die zerstreuten Überreste der Feinde, immer auf der Flucht vor dem Drachen. Schließlich entkommen wird durch einen versteckten Gang aus der Festung.
Von einem eurer Begleiter bekommt ihr die Aufgabe in die nächste Stadt zu reisen und dem örtlichen Herrscher vom Drachenangriff zu berichten. Kurz darauf stellt sich heraus, dass der Spieler ein „Drachenblut“ ist und eine wichtige Rolle im Schicksal von Himmelsrand spielen wird.
Riesige Spielfreiheit
Ab jetzt ist der Spieler auf sich selbst gestellt und kann mit seiner Freiheit anfangen was er möchte. Entweder folgt man den Hauptquests und erfüllt seine Bestimmung, oder lässt es erst einmal ruhig angehen und erkundet die riesige Spielwelt. Es gibt so viel zu entdecken, dass man wahrscheinlich wochenlang spielen könnte, bis man alle Quests und Dungeons gefunden, und erforscht hat. Wer möchte kann sich sogar in den Städten ein Haus kaufen und es einrichten. In die Waffenständer und Vitrinen kann man dann seine gesammelten Schätze legen und immer wieder bewundern.
Wie in den Vorgängern gibt es mehrere Gruppierungen, denen man sich anschließen kann. Neben der Magier- und Diebesgilde, die mysteriöse „Schwarze Hand“ und eine neue Gruppe, die sich „die Gefährten“ nennt und ein dunkles Geheimnis hat. Jede Fraktion hält für uns eigene Aufgaben bereit. Als Mitglied der Magiergilde bekämpft man u. a. Abtrünnige, während man bei der Schwarzen Hand als Auftragsmörder eingesetzt wird. Mitglieder der Gefährten machen sich auf die Suche nach Fragmenten einer uralten Waffe eines längst verstorbenen Helden.
Ebenfalls aus den Vorläufern übernommen ist die Option, sich in einen Vampir verwandeln zu lassen, wodurch man besondere Fähigkeiten gewinnt, aber gleichzeitig die Schwächen, wie die Verletzlichkeit im Sonnenlicht, nicht abstreifen kann. Einige Spieler wird es zudem freuen, dass die Verwandlung zum Werwolf in Skyrim ein Comeback feiert. Zur Arbeit als Abenteurer kann man sich mit richtigen Berufen beschäftigen, wie etwa dem Schmieden oder der Alchemie. Aus Metallen, bzw. Kräutern kann man so Waren herstellen, die man später beim Händler verkauft. Beim Plündern besiegter Gegner kann man tatsächlich alles erbeuten, was diese bei sich getragen haben. Wird man von einer Wache mit einer Axt angegriffen, findet man bei der Leiche selbige garantiert wieder. Ebenso kann man die komplette Rüstung an sich nehmen, und die Gegner theoretisch bis auf die Unterhose ausrauben.
Wunsch-Klasse
Die Charakterentwicklung in Skyrim ist ein großes Plus: Fähigkeiten werden weniger über Punkteverteilung beim Levelanstieg verbessert, sondern mehr durch das Prinzip „learning by doing“. Je mehr Ihr in einer Disziplin übt, desto besser werdet Ihr darin. Kämpft Ihr viel mit einhändigen Waffen, werdet Ihr schnell immer geübter darin, verursacht mehr Schaden, seid nicht so schnell erschöpft und bekommt Zugriff auf besondere Talente. Man kann seinen Charakter also nach eigenem Gutdünken gestalten und ist nicht in ein festes Klassenmuster eingebunden. Wer viel Spielzeit investiert, kann sowohl zaubern, als auch mit Bögen und Nahkampfwaffen umgehen.
Im Verlauf gewinnt man außerdem besondere Fähigkeiten hinzu, die sogenannten „Schreie“. Diese sind die alte Sprache der Drachen. Als „Drachenblut“ könnt ihr lernen sie zu beherrschen. Wenn ihr einen Drachen besiegt, nehmt Ihr einen Teil seiner Kräfte auf und könnt dann beispielsweise Feuer spucken oder Euch schnell wie der Wind bewegen.
Gewohntes Kampfsystem, mit kleinen Änderungen
Das Kampfsystem von Skyrim ist in den Grundzügen demjenigen aus den vorherigen Teilen sehr ähnlich. Mit der linken und rechten Maustaste steuert man jeweils eine Hand des Spielcharakters. Ist man mit Schwert und Schild bewaffnet, schlägt man mit der einen Maustaste zu, während man mit der anderen das Schild zum Blocken hebt. Mit Zaubern, Pfeil und Bogen verhält es sich ähnlich. Durch längeres Drücken der Maustaste holt man weiter aus, oder steckt mehr Energie in einen Zauber, um mehr Schaden zu verursachen. Neuerdings kann man sich ferner mit zwei einhändigen Waffen ausrüsten, um schneller zu schlagen und mehr Schaden zu verursachen. Blocken funktioniert dann nicht mehr so gut. Eine weitere Neuerung sind die „Finishing Moves“. Mit etwas Glück landet man verheerende Treffer, oder kann seinem Feind mit einem aufgeladenen Angriff den Kopf abschlagen, wodurch der Kampf beendet wird. Typischerweise lässt sich in Skyrim wieder entweder in der Ego-Perspektive, oder aus der Dritte-Person-Ansicht spielen. Darüber hinaus kommen zur Bewegung der Spielfigur noch die WASD-Tasten zum Einsatz. Über verschiedene Tasten lassen sich außerdem Inventar, Questlog, usw. öffnen. Häufig genutzte Gegenstände lassen sich überdies als Favoriten festlegen. Am Anfang muss man sich zwar etwas an die Steuerung gewöhnen, aber schon nach wenigen Minuten geht sie in Fleisch und Blut über.
Kleine Fehler
Leider kommt auch dieser Teil der Elder-Scrolls-Reihe nicht ohne Bugs bzw. Logikfehler aus. Teilweise läuft man Personen über den Weg, die einem irgendetwas erzählen, das vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen ist. Andererseits kann man sie auf Probleme in ihrem Leben ansprechen, von denen man vorher überhaupt nichts gewusst hat. Seltsam ist obendrein, dass mir hin und wieder eine Wache von der Straße aus in mein eigenes Haus hinterhergelaufen ist, nur um dann einen einzigen Spruch wie „Ich hab dich im Auge“ zuzurufen, obwohl man sich vorher Nichts hat zu Schulden kommen lassen.
Wenn man außerdem mitten in der Nacht in der hintersten Ecke sitzt und eine Tür knackt, sollte man meinen, dabei unbeobachtet zu sein, zumal man vorher geguckt hat, ob die Luft rein ist. Trotzdem eilt auf einmal aus dem Nichts eine Wache heran und versucht einen festzunehmen. Im Gegensatz dazu kann man aber tagsüber in einem Laden über den Tresen hüpfen, am Verkäufer vorbei gehen und im Hinterzimmer die Waren ausräumen. Der Händler ignoriert uns dezent und kauft unter Umständen sogar die Sachen zurück, die man ihm keine Minute vorher gestohlen hat. Solche Fehler beeinträchtigen oft nicht den Spielspaß. Die Willkür solcher Aktionen zu beobachten kann aber doch Unverständnis hervorrufen.
Prächtige Schale
Die Grafik von Skyrim kann sich sehen lassen. Die Spielwelt ist wunderschön gestaltet. Dichter Pflanzenbewuchs sorgt dafür, dass man wirklich das Gefühl hat in Wäldern oder Graslandschaften unterwegs zu sein. Es gibt außerdem Tag- und Nachtwechsel, sowie viele verschiedene Wettereffekte, die die Welt dynamischer wirken lassen. Besonders hervorzuheben ist aber die unglaubliche Sichtweite. Hat man diese auf die höchste Stufe gestellt kann man von Anhöhen aus kilometerweit in alle Richtungen gucken, wenn das Wetter es zulässt.
Die Charakter- und Gegenstandsmodelle sehen exzellent aus und sind detailliert, die Magieeffekte ebenso; mächtige Zauber entfachen ein geradezu spektakuläres Feuerwerk. Teilweise hinterlassen Angriffszauber sogar ihre Spuren an der Spielwelt.
Der Soundtrack ist filmreif und wird vielen Spielern lange im Gedächtnis bleiben. Bei den Soundeffekten gibt es absolut nichts zu beanstanden. Sie passen fortwährend ins Umfeld und hören sich durchaus realistisch an. So kann man in einer Gruft zum Beispiel schon hören, ob der Gegner hinter der nächsten Ecke ein Skelett ist, oder doch eher ein Bandit. Läuft der Spieler über einen Gegenstand oder stößt ihn zur Seite, entsteht ein entsprechendes Geräusch, wie etwa ein metallisches Scheppern, wenn man gegen einen Kochtopf stößt. Sämtliche Dialoge im Spiel wurden vertont, und das in bestem Deutsch. Viele Computer-Charaktere unterhalten sich, wodurch vor allem Städte sehr lebendig wirken. Meiner Meinung nach kommen zu wenig unterschiedliche Stimmen zum Einsatz, um der riesigen Fülle von Menschen im Spiel annähernd gerecht zu werden, und nicht irgendwann ein wenig monoton zu wirken.
Fazit
The Elder Scrolls V: Skyrim toppt sogar die Erfolgsspiele Morrowind und Oblivion. Der Spieler hat unglaublich viel Handlungsfreiraum, sowohl in der Charakterentwicklung, als auch in der Spielwelt. Grafisch setzt Skyrim auf dem PC neue Maßstäbe. Himmelsrand erscheint richtig lebendig, und vor allem die gigantische Sichtweite ist phänomenal. Bethesdas neues Rollenspiel hat mich durch und durch überzeugt. Es ist nicht nur für Fans, sondern absolut jedem PC-Spieler zu empfehlen.