iCloud und die Alternativen – Teil 2: Dropbox, Sugarsync, Macbay, Box.net, Wuala und andere – die großen Festplatten im Vergleich
ar, den 25. November 2011Was iCloud und MobileMe alles können, haben wir in der letzten Woche ausführlich erläutert. Im zweiten Teil unserer Artikelserie befassen wir uns mit Online-Festplatten, also vor allem dem reinen Speicherplatz im Netz und der Möglichkeit, diese von Unterwegs (iPhone, iPad, Internet) aus zu nutzen. Eine Funktion, die mit iCloud nur noch indirekt zu erreichen ist.
Dropbox
Dropbox ist definitiv nicht nur der bekannteste Online-Speicher, sondern er bietet sich auch praktisch allen Anwendern an, die irgendwie mit Daten zu tun haben. Sprich, sowohl Mac-, Windows-, als auch Linux-Rechner bedient eine angepasste Client-Software, zusätzlich stehen für diverse mobile Plattformen ebenfalls geeignete Anwendungen bereit. Außerdem setzen sehr viele App-Anwender auf die Dienste von Dropbox und integrieren den Dienst zum Beispiel in Office-Anwendungen. Dropbox bietet in der kostenlosen Grundversion 2 GB an Online-Speicher, nicht ausreichend für eine permanente Datensicherung, aber ein guter Anfang für den Austausch von Dokumenten, entweder zwischen den eigenen Geräten oder zwischen Freunden und Arbeitskollegen. Wer mehr möchte, bekommt bei Dropbox 50 GB Speicherplatz für $99 im Jahr. Damit lassen sich dann nicht nur umfangreiche Daten austauschen (selbst größere Video-Dateien stellen dann kein Problem mehr dar), sondern auch Datensicherungsstrategien realisieren.
Dropbox-Arbeitsweise
Nach der Installation der Dropbox-Anwendung findet man im eigenen Benutzer-Konto unter den Favoriten einen neuen Dropbox-Eintrag. Hier platziert Dropbox einige Standard-Ordner, etwa Photos und Public. Eigene Ordner fügt man genauso hinzu wie sonst im Finder. Eine Besonderheit stellen dagegen Ordner, wie etwa „Dokuments To Go“ oder „Pixelpipe“ dar. Diese werden von iOS-Apps erstellt, die Dropbox von Hause aus unterstützen. Alle Ordner und Dateien, die unterhalb des Dropbox-Ordners liegen werden direkt nach der Installation mit dem Benutzerkonto online abgeglichen. Wenn man ein weiteres Gerät zum Account hinzufügt natürlich in beide Richtungen.
Dropbox per Netzzugriff
Über das Dropbox-Icon, das sich in der Menüleiste einnistet, gelangt man direkt auf den eigenen Webaccount, ohne dass eine Eingabe des Passwortes nötig wäre. Auf der Webseite kann man nun die Daten für andere freigeben und solche Freigaben verwalten. Zwar gibt es auch im Finder das Kontextmenü „Diesen Ordner freigeben“, allerdings stehen dort weit weniger Optionen zur Verfügung. Das Webmenü erreicht man auch von jedem beliebigen Internet-Rechner, so dass man stets Zugriff auf seine Daten hat.
Bilder-Präsentation
An Hobby-Fotografen hat Dropbox ebenfalls gedacht. Im speziellen Ordner „Photos“ abgelegte Bilder werden dabei automatisch als Galerie angelegt und präsentieren so die eigenen Werke. Für mehr Ordnung legt man einfach Unterordner an, die dann jeweils als einzelne Galerien angesprochen werden. Wenn man die Freigabe erteilt, können Besucher die Bilder auch herunterladen – allerdings immer nur ein Bild nach dem anderen, den kompletten Ordner kann man nicht herunter laden.
Sugarsync
Besonders in Amerika ist ein weiterer Dienst recht beliebt: Sugarsync. Der Dienst bietet in der kostenfreien Basisversion bereits 5 GByte Speicher und damit für viele Anwender schon ausreichende Möglichkeiten. 30 GB Zusatzspeicher berechnet der Anbieter mit 49,90 US Dollar im Jahr. Weitere Tarife, auch für Unternehmen, sind verfügbar. Sugarsync bietet Client-Software für Mac und Windows, im Gegensatz zu Dropbox aber nicht für Linux an. Auf dem mobilen Sektor bedient der Anbieter jedoch alle Plattformen und selbstverständlich ist auch ein Zugriff über das Internet möglich.
Sugarsync auf dem Desktop
Die Sugarsync-Software besteht es einem Menüleisten-Applet und dem Sugarsync-Dateimanager. Das Applet gewährt bequemen Zugriff auf den Manager und bietet einen direkten Link zur Online-Verwaltung inklusive automatischem Login. Außerdem kann man über das Applet einige Einstellungen vornehmen und die Synchronisation verwalten. Das Prinzip von Sugarsync unterscheidet sich erheblich von der Dropbox-Vorgehensweise. Bei Sugarsync wählt man beliebige vorhandene Ordner aus und fügt diese dem Dienst hinzu. Dies geschieht auf Finder-Ebene per Kontextmenü oder über den Sugarsync-Dateimanager. Sugarsync sorgt bei diesen Ordnern automatisch dafür, dass neue Dateien in die Cloud übertragen werden. Zusätzlich bietet das System einen speziellen Ordner „Magischer Aktenkoffer“. Dateien, die in diesem Ordner landen, werden automatisch mit allen Geräten synchronisiert, auf denen ebenfalls eine Sugarsync-Software installiert ist. Mit dem „Webarchiv“ beinhaltet Sugarsync eine klassische Online-Festplatte, die nicht synchronisiert wird, sondern wo lediglich Dateien auf den Online-Speicher geschoben werden.
Sugarsync-Software
Sugarsync installiert gleich zwei Programme auf beteiligten Rechnern: den Dateimanager und „Synchronisierungs-Ordner verwalten“. Der Dateimanager bietet Zugriff auf alle in Sugarsync angemeldeten Ordner, ein Umweg über den Finder ist nicht notwenig, sprich ein Doppelklick genügt zum Öffnen. In der linken Spalte werden die Sonderordner „Magischer Aktenkoffer“ und „Webarchiv“ ebenso angezeigt, wie normale Ordner, diese können vom eigenen Rechner oder aus der Cloud stammen. Zur besseren Übersicht sind diese jedoch immer dem zugehörigen Ursprungsrechner zugeordnet. Mit der Synchronisierungsverwaltung legt man genau fest, welcher Ordner mit welchen angemeldeten Gerät synchronisiert wird. Das Programm zeigt hier alle Verbindungen an, die im eigenen Account angelegt sind. Ändern lassen sich jedoch immer nur die Ordner, die auf dem Rechner freigegeben sind, an dem man gerade arbeitet. Sugarsync bietet mit diesen beiden Tools deutlich mehr Komfort, als die meiste Konkurrenz.
Sugarsync im Browser
Im Browser findet man in Sugarsync die gleichen einleuchtenden Strukturen wieder. Die Sonderordner werden separat geführt und ganz oben in der Liste findet man die angemeldeten Rechner beziehungsweise Geräte. Ordner, die nur aus Bildern bestehen, landen automatisch noch in der Abteilung „Fotos“, wo diese als Galerie aufgerufen werden können. Die Galerien sind nicht besonders attraktiv gestaltet, bieten aber sogar die Option Kommentare zu hinterlassen (wenn man selber bei Sugarsync angemeldet ist). Ansonsten hat man die Option, einzelne Fotos oder ein ganzes Album im Zip-Format gepackt herunter zu laden. Andere Dateien lassen sich jeweils über einen Direktlink herunter laden.
Macbay.de
Gerne hätten wir an dieser Stelle ausführlicher den deutschen Anbieter Macbay.de vorgestellt. Doch der Dienst ist derzeit im Umbruch, hat seit längerem seine Software und Internetseite nicht aktualisiert und strebt für das erste Quartal 2012 einen Neubeginn an. Doch schon das aktuelle Angebot ist nicht uninteressant. Es besticht vor allem durch einige Zusatzfunktionen, die über die reine Online-Speicherung hinaus gehen. Das Online-Speicherangebot beginnt bei Macbay bei 1nem Euro pro Monat. Dafür erhält man 1 GB an Speicherplatz. Sollte dieser am Ende eines Monats aufgebraucht sein, wird der Speicherplatz kostenlos um 10 % erhöht. Weitere Angebote zu 2,80 / 5,80 / 9,80 / 19,80 Euro für 1 / 5 / 10 / 20 GB pro Monat gibt es ebenfalls. Diese werden durch weitere Features, wie kostenlose SMS, Homepage, Domains und so weiter aufgewertet.
Macbay Organizer
Kernstück der Aktivitäten von Macbay ist der Organizer, dieser speichert Adresse, Termine und E-Mails, sowie das SMS-Center (je nach Tarif). Ein Datenabgleich mit dem Mac erfolgt über die MacbaySuite, ein Programm das den Account verwaltet, verschiedene Funktionen steuert und zugleich als Faxzentrale für entsprechend ausgestattete Pakete dient.
Macbay Besonderheiten
Im Moment bietet Macbay einige Besonderheiten. Es handelt sich seit jeher nicht um einen reinen Online-Speicher, sondern das Programm war von Anfang an als Alternative zu MobileMe geplant. Daher stammen auch noch die Anleihen einer eigenen Homepage und einer eigenen Galerie. Zusätzlich kann diese Zusammenstellung durch eine eigene Domain aufgewertet werden. Schon bei den kleineren Verträgen gibt es aber die Besonderheit des SMS-Centers, über das am Computer SMS versendet werden können. Je nach eigenem Handy-Vertrag ist das Angebot von Macbay mit 10 Cent mal höher, mal niedriger, bei den Inklusive-SMS entfällt das Nachrechnen. Vorteile bringt das natürlich vor allem für Tastaturkünstler, die am Desktop einfach schneller und besser schreiben, als auf dem Handy. Auch praktisch ist der Fax-Service, der sich in den Druckprozess einklinkt und so das Faxen von Texten direkt aus Word etc. oder gescannter Dokumente ermöglicht. Bezahlt wird hier mit Credits, die in Paketen erworben werden können. Über diesen Service lassen sich auch problemlos Faxe empfangen. Bei geringem Versandvolumen sind die Kosten dafür bei Macbay gegenüber den spezialisierten Mitbewerbern konkurrenzfähig und das bei angenehmem Komfort. Über weitere Besonderheiten und das dann sicher komplett neue Angebot berichten wir, sobald das neue Macbay gestartet wird.
Box.net
Box.net ist eher ein Anbieter für Unternehmensbelange. Zwar gibt es einen kostenlosen Account mit 5 GB Speicherplatz, zahlreiche der Services und Software-Produkte stehen jedoch nur zahlenden Kunden des Dienstes zur Verfügung (zum Beispiel 25 GB für 7,42 Euro im Monat oder Business-Angebote). So wird auch eine Desktop-Software derzeit nur für Zahlkunden angeboten. Der Zugriff erfolgt entsprechend über die Webseite, wobei der Upload problemlos per Drag & Drop funktioniert. Etwas wählerisch ist Box.net jedoch bei Browsern, so funktionierte das Angebot mit OmniWeb gar nicht und mit Camino eher unzuverlässig. Safari, Firefox und Chrome werden aber umfassend unterstützt. Eine Fotogalerie beinhaltet der Service nicht. Dafür können Ordner für Gruppen zur gemeinsamen Arbeit an Dokumenten freigegeben werden. Außerdem stehen Links zu Dokumenten auch für Nichtmitglieder zur Verfügung. Box.net tut sich aber in anderer Hinsicht hervor. Durch eine offen gelegte API sind viele Programme und Plugins entstanden, die Box.net direkt mit diverse Software-Angeboten verbinden, allerdings hauptsächlich im Windows-Bereich. Für Mac-User sind da andere Dinge interessanter, etwa eine Google-Docs-Anbindung oder eine direkte Verbindung zu Google-Analytics. Damit erstellt man eigene Statistiken zur Nutzung des Online-Speichers. Diverse iPhone- / iPad-Apps unterstützen Box.net ebenfalls direkt.
Wuala
Wuala bietet seinen Kunden 2 GB an kostenlosem Online-Speicher. Dieser kann durch Verträge erweitert werden (zum Beispiel 10/25/50/100 GB für 19/39/59/99 Euro im Jahr). Zusätzliche Business-Angebote, die dann auch jeweils mehrere Benutzer / Accounts einschliessen, sind ebenfalls erhältlich. Die Wuala-Software zur einfacheren Bedienung ist für Mac OS X, Windows und auch Linux erhältlich, ebenso wie eine iOS-App. Besonderen Wert legt man bei Wuala auf die Datensicherheit. Der jeweilige Client verschlüsselt die Daten bereits auf dem Desktop und so gelangen nur gesicherte Daten ins Internet und auf die Festplatten des Online-Speichers. Dennoch stehen zahlreiche Möglichkeiten des Datenaustausches zur Verfügung. Angemeldete Benutzer lassen sich in Gruppen zusammen fassen, die gemeinsam an Dokumenten arbeiten. Aber auch per E-Mail verschickt man Links, um Dateien gesichert zum Download anzubieten. Zudem können Ordner auch im Internet für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Insgesamt zählt Wuala sicher zu den unterschätzten Dienstleistern. Bietet er doch verschiedene, exklusive Leistungen, wie Desktop-Verschlüsselung, zu mehr als konkurrenzfähigen Preisen. Zwar ist der Wuala-Client eher schlicht aufgebaut, er beherrscht jedoch alle wichtigen Funktionen wie einen automatischen Sync-Folder oder das File-Sharing ohne Zuhilfenahme der Weboberfläche.
Selten im Blick: Internet- und E-Mail-Provider
Nicht nur Spezialanbieter räumen dem Anwender kostenlosen Speicher in der Wolke an. Bei den meisten Internet-Service-Providern bekommt man als Vertragskunde ebenfalls Speicherplatz eingeräumt. Der einzige Nachteil ist in der Regel der fehlende Desktop- und Mobil-Client. Dafür sind die Angebote oftmals sehr großzügig. Der DSL-Anbieter 1&1 wirbt mit 100 GB Online-Speicher und dürfte damit alle Bedürfnisse des normalen Privatanwenders mehr als ausreichend erfüllen. Der direkte Mitbewerber Telekom bietet Kunden großzügige 25 GB Speicherplatz in seinem Mediencenter. Beide bieten einen bequemen Zugang zu den Daten per WebDAV, so dass sich der Speicher nahtlos im Finder integrieren lässt. Eine Sync-Funktion oder entsprechende Software ist jedoch nicht enthalten. Dies lässt sich natürlich durch passende Software einrichten, etwa mit dem funktionsreichen FTP-Programm Cyberduck. Etwas kleiner fällt die Online Festplatte bei O2 / Alice aus. 5 GB sind dort im Standard-DSL-Vertrag mit inbegriffen. Auch Strato bietet seinen Kunden verschiedene Online-Speicher-Pakete an. Aber auch nicht Strato-Kunden profitieren von der Infrastruktur des Anbieters. Unter HiDrive Free bietet man allen interessierten eine Webfestplatte mit 5 GB Speicherplatz an. Der Provider-Markt ist groß und unübersichtlich, daher ist es kaum möglich, alle Angebote herauszupicken. Es ist davon auszugehen, dass nahezu alle Anbieter in diesem Bereich nachrüsten werden.
Fazit
Diverse Anbieter toben sich auf dem Markt für Online-Festplatten aus. So groß die Anzahl, so unterschiedlich ist auch die Bandbreite der Leistungen. Die meisten Anbieter haben sich dabei schon länger einen Platz auf dem Mac erkämpft, sei es, weil sie flexibler waren als Apples MobileMe oder weil sie ein kostenloses Einsteiger-Paket angeboten haben. Ganz besonders hat uns das Angebot von Sugarsync zugesagt. 5 GB Speicherplatz reichen für viele Anwender aus. Die Desktop-Software ist gut gemacht und bietet jede Menge Komfort und die Anbindung an das Smartphone oder Tabletts funktioniert ebenfalls sehr gut. Dateien und Galerien lassen sich zudem sehr einfach teilen. Was will man mehr. Sicherheitsbewusste Anbieter sollten dagegen vielleicht einen Blick auf Wuala werfen. Hier werden die Daten bereits auf dem Desktop verschlüsselt und sind damit sehr sicher aufbewahrt. Wer dagegen besonders große Datenmengen online lagern möchte, sollte mal bei seinem Provider nachschauen. Die weit verbreiteten Anbieter 1&1 und Telekom bieten mit 100 bzw. 25 GB reichlich Speicherplatz kostenlos für ihre Kunden. Lediglich der Komfort dieser Lösungen lässt zu wünschen übrig.
Weitere Teile der Reihe iCloud und die Alternativen
- iCloud und die Alternativen – Teil 5: Werkzeuge für iPhone & iPad
- iCloud und die Alternativen – Teil 4: Lesezeichen und Kennwörter abgleichen mit Firefox Home, 1 Password, Keychain2go, Xmarks und anderen
- iCloud und die Alternativen – Teil 3 A: Vergleichstabelle der Online-Galerien
- iCloud und die Alternativen – Teil 3: Flickr, Picasaweb, SmugMug, Zenfolio und andere Bildergalerien für Einsteiger und Profis
- iCloud und die Alternativen: Teil 1 – Apple-Dienste Gestern und Heute